Hoffnungszeichen


Hoffnungszeichen Jänner 2024 Paul Weitzer
Ökumene
 1. Wann bringt der Aufruf von Papst Franziskus zu mehr Einheit endlich Früchte?
 2. Ist die Teilnahme des deutschen Bundespräsidenten an der orthodoxen „Großen
Wassersegnung“ sinnvoll?
 3. Können die Weihnachtsgrüße von Papst Franziskus zum orthodoxen Weihnachtsfest für die
Christen in Russland und anderen Ländern zur Versöhnung beitragen?
 4. Kann ein digitaler ökumenischer Weihnachts-Fernsehgottesdienst die drei Landeskirchen im
Kanton Luzern einander näherbringen?
 5. Was bringen die wöchentlichen ökumenischen Friedensgebete in Klagenfurt?
 6. Ist die Annäherung von Baptisten und Lutheranern vielversprechend?
 7. u. 8. Helfen die „Großen Wasserweihen“ der Orthodoxen unter Beteiligung von römischkatholischen Bischöfen in der Ökumene weiter?
 9. Die serbisch-orthodoxe Kirche in Österreich hat zum ökumenischen Neujahrsempfang
geladen. Was bringt das?
 10. Könnte ein anglikanisch – römisch-katholisches Gipfeltreffen von als 50 Bischöfe aus 27
Ländern ein Durchbruch zur Einheit sein?
 11. Hat ein ökumenischer Gottesdienst von neun Kirchen in Leonding bei Linz eine Wirkung?
 12. Kann die Erklärung der Bischofskonferenz des Benin zur Gebetswoche für die Einheit der
Christen Vorbild für ganz Afrika sein?
 13. Ist die Weiterführung des offiziellen theologischen Dialogs der römisch-katholischen Kirche
mit den orientalisch-orthodoxen Kirchen ein Hoffnungszeichen?
 14. u. 17. Ist die Zuversicht des orthodoxen Erzpriesters Radu Miron und des rumänischorthodoxen Theologen und Pfarrern Ioan Moga hinsichtlich der Ökumene berechtigt?
 15. u. 16. Was bringen die beiden ökumenischen Zeichen: Appell des Papstes zusammen mit
Bischof Justin Welby, Ehrenoberhaupt der Anglikaner, in der römischen Basilika St. Paul vor
den Mauern und Aufruf zur Einheit vom römisch-katholischen Bischof von Hongkong in der
anglikanischen Kathedrale von Canterbury?
1. Papst Franziskus hat Christen zu mehr Einheit in der Vielfalt aufgerufen. Die Vielzahl an
unterschiedlichen „Charismen“ in der Kirche dürfe keine Angst auslösen, sagte er in einem
Video. Um auf dem Weg des Glaubens voranzukommen, sei der ökumenische Dialog mit
anderen christlichen Konfessionen und Gemeinschaften wichtig. Er lobte etwa die Ostkirchen:
Sie hätten je eigene Traditionen und liturgische Riten, aber bewahrten die Einheit des Glaubens.
„Wenn wir uns vom Heiligen Geist leiten lassen, werden der Reichtum, die Vielfalt und die
Verschiedenheit niemals zu einem Grund für Konflikte“. (vn [= Vatican News] u. domradio.de v.
2. 1.)
2. Erstmals hat der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an der orthodoxen
„Großen Wassersegnung“ an der Spree teilgenommen. Der orthodoxe Bischof Emmanuel
von Christoupolis, sprach ein Segensgebet und warf ein an einer Schnur befestigtes Kreuz drei
Mal in die Spree. Mit dabei waren auch Berlins Erzbischof Heiner Koch sowie der Metropolit der
griechisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Erzbischof Augoustinos Labadarkis. Die
Wasserweihe kam über Konstantinopel nach Osteuropa. Die orthodoxe Kirche legt dabei den
Schwerpunkt auf die Taufe Jesu im Jordan. (kna v. 6. 1.)
3. Den Christen in Russland und anderen Ländern, die am 7. Jänner Weihnachten feiern,
schickte Papst Franziskus besondere Grüße zum Fest. Beim Angelusgebet auf dem
Petersplatz sagte er: „Die christlichen Gemeinschaften des Ostens, die dem Julianischen
Kalender folgen, feiern heute Weihnachten. In frohem, brüderlichem Geist wünsche ich ihnen,
dass das Fest der Geburt Jesu uns mit Licht, Liebe und Frieden erfülle.“ (kap v. 7. 1.)
4. Die drei Landeskirchen im Kanton Luzern bieten einen digitalen ökumenischen
Weihnachts-Fernsehgottesdienst an. Rinaldo Keiser (Vertreter der Christkatholischen
Kirchgemeinde Luzern), Maximilian Paulin (Pfarrer Reformierte Kirche Malters) und Adrian
Wicki (Pastoralraumleiter Region Werthenstein) gingen gemeinsam auf die Suche nach dem
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Kind des Friedens. Für das Jugendrotkreuz Kanton Luzern gab es eine ökumenische WeihnachtsKollekte. (kath.ch v. 10. 1.)
5. Die wöchentlichen ökumenischen Friedensgebete in der Klagenfurter Heiligengeist-Kirche
werden fortgesetzt: Jeweils freitags um 15 Uhr laden die römisch-katholische Kirche, die
Evangelische Kirche Kärnten-Osttirol und die Altkatholische Kirche zum Gebet für den Frieden
ein, das wöchentlich von einer anderen christlichen Kirche gestaltet wird. Zu einem
Friedensgebet der Religionen am 12. Jänner auf dem Welser Minoritenplatz lädt die Gruppe
„Dialog der Religionen“ ein. Mit dem Friedensgebet will diese Gruppe „das Grundanliegen der
Religionen, nämlich die Verbreitung der Botschaft von Frieden und Versöhnung, in den
Vordergrund rücken“, wie es in einer Aussendung des Evangelischen Pressedienstes epdÖ heißt.
(kap v. 11. 1.)
6. Baptisten und Lutheraner haben sich bezüglich ihrer unterschiedlichen Sichtweisen der
Taufe angenähert. So lautet das Ergebnis eines Dialogs, den beide Kirchen seit 2017 führen.
Eine volle Kirchengemeinschaft im Sinn der Leuenberger Konkordie zwischen Lutheranern und
Reformierten wurde nicht erreicht. „Bei der Rechtfertigungslehre oder beim Abendmahl setzen
wir zwar unterschiedliche Akzente, haben aber keine Widersprüche miteinander“, sagt der
Generalsekretär des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden, Christoph Stiba. Anders sei
das bei der Taufe: Für die Baptisten bleibe das persönliche Bekenntnis zum Glauben
Voraussetzung für eine gültige Taufe. Säuglinge werden nur gesegnet. Konkret schlägt die
baptistisch-lutherische Gesprächskommission vor, die Geschichte gegenseitiger Anfeindungen
kritisch aufzuarbeiten, die Gottesdienst- und Abendmahlsgemeinschaft auszubauen und
baptistischen Kandidaten den Zugang zu Religionsunterricht und der theologischen Lehre zu
erleichtern. Evangelische, die in den Bund Evangelischer Baptisten-Gemeinden übertreten, sollte
auch ohne erneute Glaubenstaufe aufgenommen werden. Voraussetzung sei, dass sie sagen, dass
eine neuerliche Erwachsenentaufe für sie nicht in Frage käme. (domradio.de v. 11. 1.)
7. Die „Große Wasserweihe“ am 6. Jänner führte der orthodoxe Metropolit Arsenios
(Kardamakis) in Anwesenheit des Eisenstädter Bischofs Ägidius Zsifkovics durch. Dieser
wollte damit seine ökumenische Verbundenheit mit den orthodoxen Christen zum Ausdruck
bringen. Nach dem Ritual am Wiener Donaukanal wird der orthodoxe Metropolit die
Wasserweihe in Innsbruck und Bregenz vornehmen. Dann auch in St. Andrä am Zicksee im
Burgenland, wo sich das erste orthodoxe Kloster Österreichs befindet. Bei der Wasserweihe wird
auch die Natur geweiht und für die Bewahrung der Schöpfung gebetet. (kap v. 12. 1.)
8. Am Wochenende hat der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis) in
Bregenz und Innsbruck die Große Wasserweihe vollzogen in Anwesenheit des Bischofs
Hermann Glettler. Dieser betonte seine große Wertschätzung für die orthodoxen Christinnen
und Christen. Er pflege auch engen persönlichen Kontakt mit der serbisch-orthodoxen
Kirchengemeinde in Innsbruck unter der Leitung von Erzpriester Aleksandar Stolic. Vom Orden
der Redemptoristen wurde den serbisch-orthodoxen Gläubigen in Innsbruck die Herz-JesuKirche geschenkt. Glettler wies als Besonderheit auch auf die antiochenisch-orthodoxe
Kirchengemeinde in Hall in Tirol hin. „Knapp 50 Familien, hauptsächlich aus Syrien und der
südöstlichen Türkei, gehören dieser Kirche an, die ihren Gottesdienst in arabischer Sprache
feiert.“ (kap v. 16. 1.)
9. Die serbisch-orthodoxe Kirche in Österreich hat zum ökumenischen Neujahrsempfang
geladen. Bischof Irinej (Bulovoc), Administrator der Diözese Österreich, konnte in der serbischorthodoxen Kirche Christi Auferstehung in Wien-Leopoldstadt u.a. den Wiener Weihbischof
Franz Scharl, den russisch-orthodoxen Bischof Aleksij (Zanochkin) sowie zahlreiche weitere
Geistliche verschiedener Kirchen und Vertreter der Diplomatie begrüßen. Bischof Irinej betonte
die Bedeutung der Ökumene und dankte der römisch-katholischen Kirche für ihre Hilfe. Er
nannte die Bereitstellung zahlreicher Gotteshäuser an die serbisch-orthodoxe Kirche. Bischof
Irinej (Bulovic) von Novi Sad leitet seit November die serbisch-orthodoxe Kirche in Österreich.
Über die Gründe, weshalb Bischof Cilerdzic von seinen Aufgaben als Bischof in Österreich
entbunden wurde, gibt es nach wie vor keine offizielle Mitteilung. Der serbisch-orthodoxen
Kirche gehören in Österreich rund 350.000 Gläubige an. (kap v. 17. 1.)
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10. Demnächst treffen sich mehr als 50 Bischöfe aus 27 Ländern zu einem anglikanisch –
römisch-katholischen Gipfeltreffen in Rom und Canterbury. Das Ziel der Woche ist,
Möglichkeiten eines gemeinsamen Zeugnisses zu erörtern, wie die Anglikanische
Weltgemeinschaft ankündigte. Das Motto des Treffens (22.-29. Januar) ist „Growing together“
(„Zusammenwachsen“). Beim Besuch in Rom und Canterbury wollen die Teilnehmer beten und
voneinander lernen. Am 25. Jänner wollen Papst Franziskus und Erzbischof Welby am Grab des
Apostels Paulus die Bischöfe paarweise beauftragen, „Zeugen der Einheit der Christen zu sein“.
Der Gipfel wird von der Internationalen anglikanisch – römisch-katholischen Kommission für
Einheit und Mission organisiert. Zur anglikanischen Kirche gehören weltweit zwischen 77 und
85 Millionen Mitglieder in rund 500 Diözesen. (vn v. 19. 1.)
11. An einem ökumenischen Gottesdienst in Leonding bei Linz nahmen Vertreterinnen und
Vertreter von neun Kirchen teil. Nächstenliebe und Gastfreundschaft verbindet alle
Christinnen und Christen untereinander und auch alle anderen Menschen, war der Tenor des
Gottesdienstes. Gastgeber war die evangelisch-reformierte Pfarrgemeinde in Leonding. Die
Predigt hielt der methodistische Pastor Martin Obermeir-Siegrist, der auf den Besuch Gottes bei
Abraham Bezug nahm: „Nur indem wir einander immer wieder gegenseitig Gastfreundschaft
gewähren, werden wir einander gut genug gewahr, um ein gemeinsames Überleben der
Menschheit auf der Erde überhaupt in realistische Reichweite zu rücken“. Zu Beginn des
Gottesdienstes erinnerte Kurator Johann Lamb von der evangelisch-reformierten Pfarrgemeinde
an die Gründung der Kirche der Anfang der 1950er-Jahre. Weiters nahmen teil: Diakon Nemanja
Micic (Serbisch-orthodoxen Kirche), Pfarrer Samuel Ebner und Vikarin Elisabeth Steinegger
(Altkatholischen Kirche), Christina Frisch (Baptistengemeinde), Superintendent Gerold Lehner
von der Evangelischen Kirche A. B., Pfarrer Sorin Bugner von der Rumänisch-orthodoxen
Kirche, Hans-Jürgen Brunner von der Neuapostolischen Kirche sowie der römisch-katholische
Bischof Manfred Scheuer. (kap v. 22. 1.)
12. In einer gemeinsamen Erklärung hat sich die Bischofskonferenz des Benin zur
Gebetswoche für die Einheit der Christen geäußert: „Wir laden alle Söhne und Töchter der
Kirche ein, sich auch weiter für die Einheit einzusetzen, und zwar durch Verhaltensweisen,
Initiativen und konkrete Handlungen, die dieses gemeinsame Ideal fördern.“ Es gehe um die
„Erfüllung des wichtigsten Wunsches, den unser Herr Jesus Christus für seine Jünger hat“:
nämlich dem, dass alle „eins sein sollen, damit die Welt glaubt“ (Joh 17,21). Weiters heißt es in
dem 37-seitigen Dokument: „Brüder und Schwestern aus der katholischen Erzdiözese
Ouagadougou, protestantische Kirchen, ökumenische Einrichtungen und die Gemeinschaft
‚Chemin Neuf‘ in Burkina Faso haben bei der Ausarbeitung der Gebete und Überlegungen
zusammengearbeitet und diese gemeinsame Arbeit als einen echten Weg der ökumenischen
Umkehr erlebt“. (asiaafrica u. vn v. 24. 1.)
13. In Rom tagte die Vollversammlung des offiziellen theologischen Dialogs der römischkatholischen Kirche mit den orientalisch-orthodoxen Kirchen. Das Thema war: „Welche
Rolle spielt Maria in der Heilsgeschichte?“, fasste der Salzburger Ostkirchenexperte Prof.
Dietmar Winkler im Kathpress-Interview die Beratungen zusammen. Die Kommission tagte
unter dem Vorsitz von Kurienkardinal Kurt Koch und dem koptisch-orthodoxen Bischof Kyrillos
im vatikanischen Dikasterium für die Einheit der Christen. Im Rahmen der Versammlung fand
auch ein akademischer Festakt zum Jubiläum „20-Jahre Orientalisch-Orthodoxer/Katholischer
Dialog“ im römischen Angelicum statt. Dabei überreichte Kardinal Koch die Päpstlichen Orden
„Benemerenti“ an den armenischen Erzbischof Khajag Barsamian und den koptischen Bischof
Anba Barnaba. Die 2003 gegründete Internationale Kommission umfasst Vertreter der römischkatholischen, der koptisch-orthodoxen Kirche, der syrisch-orthodoxen, der malankaraorthodoxen syrischen Kirche, der armenisch-apostolischen Kirche sowie der äthiopischorthodoxen Tewahedo-Kirche. (kap v. 25. 1.)
14. Der orthodoxe Erzpriester Radu Constantin Miron zeigt sich zuversichtlich, dass sich die
Beziehungen zur römisch-katholischen Kirche weiter positiv entwickeln werden. Er ist
Ökumene-Referent der griechisch-orthodoxen Metropolie von Deutschland und Vorsitzender der
„Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland“. „Es wird Sie freuen zu hören, dass
der zentrale Gottesdienst für die Gebetswoche in Deutschland in diesem Jahr zum ersten Mal in
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einer orthodoxen Kirche in Nürnberg stattgefunden hat, in der rumänisch-orthodoxen
metropolitanen Kathedrale mit einer Beteiligung aller Kirchen. [… Ich habe der Predigt auf die]
Begegnung von Papst Paul VI. und Patriarch Athenagoras zurückgegriffen und gesagt, dass am
Anfang eines langen Prozesses der Versöhnung und der Wiederannäherung eben das gemeinsame
Gebet der beiden stand. Und mit dem Gebet beginnt es.“ Dann betonte er im Interview die
„Freundschaft“ zwischen Patriarch Bartholomaios I. und Papst Franziskus. „Gerade vor kurzem
hat wieder die Dialogkommission zwischen unseren Kirchen getagt. […] Trotz aller
Schwierigkeiten ist eine Bereitschaft zum Dialog und eine Fortführung des Dialoges gerade
wieder ganz aktuell.“ Zum Jubiläum des Konzils von Nicäa 325 meinte er: „Es wird
wissenschaftliche, es wird gottesdienstliche, es wird spirituelle Akzente geben. […] Ökumene
findet immer auf allen Ebenen statt. Seien es die Kirchen, also offizielle Kontakte auf
bischöflicher oder patriarchaler Ebene. Ökumene findet aber ja auch im alltäglichen
Zusammenleben der Gemeinden und der einzelnen Christinnen und Christen statt. […] Aber was
das Verständnis von Ökumene betrifft, sehe ich keinen Unterschied.“ (vn v. 25. 1.)
15. Am Grab des Apostels Paulus in der römischen Basilika St. Paul vor den Mauern hat Papst
Franziskus an die Einheit der Christen appelliert: Die könne nur erreicht werden, wenn
Kirchen und Gemeinschaften aufhörten, die eigenen Interessen zu verfolgen. Blieben diese
verbarrikadiert in der Verteidigung der eigenen Interessen, eifersüchtige Hüter ihrer Autonomie
und gefangen im Berechnen des eigenen Vorteils, sei dies Untreue gegenüber der Frohen
Botschaft. Die Vesper am Grab des Apostels Paulus, an der auch Vertreter anderer christlicher
Kirchen teilnahmen, schloss die internationale Gebetswoche für die Einheit der Christen ab.
Justin Welby, Erzbischof von Canterbury und Ehrenoberhaupt der anglikanischen
Weltgemeinschaft, warnte davor, dass Hass und Wut die Menschen trennten. Dann haben Papst
Franziskus und der anglikanische Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, ein starkes Zeichen
für die Einheit der Christen gesetzt: Beide beauftragten römisch-katholische und anglikanische
Bischöfe, Zeugen dieser Einheit zu sein. Die Bischöfe traten paarweise – je ein Katholik und ein
Anglikaner – an den Altar und tauschten zunächst mit dem Papst und dann mit Welby den
Friedensgruß aus. Es gab auch einige geschlechtergemischte Paare weil die anglikanische Kirche
auch Bischöfinnen hat. (kap v. 26. 1.)
16. In der anglikanischen Kathedrale von Canterbury rief der römisch-katholische Bischof von
Hongkong zur Einheit auf: Am Ende des anglikanisch – römisch-katholischen Gipfeltreffens
„Growing Together“ sagte Kardinal Stephen Chow Sau-yan vor rund 50 Bischöfen und
Bischöfinnen beider Konfessionen: „Wir Anglikaner und Katholiken sind aufgerufen, einzeln
und gemeinsam Jesus-Partner zu sein“. Die Bischöfe setzten ihre Diskussionen über Themen aus
Kirche und Welt fort und berieten über ein Papier zu Möglichkeiten des gemeinsamen
Zeugnisses der beiden christlichen Konfessionen. Die Veröffentlichung des Dokuments soll in
Kürze erfolgen. In Canterbury wurde in der Kathedrale wie auch in der einzigen römischkatholischen Kirche der Stadt, der Pfarrkirche St. Thomas von Canterbury, wiederum
ökumenische Gastfreundschaft praktiziert: Die Predigt hielt der anglikanische Bischof von
Quebec (Kanada), Bruce Myers. In Rom hatte Anglikaner-Primas Welby im Petersdom
gesprochen. (kap v. 29. 1.)
17. Zur Überwindung der Trägheit in der Ökumene hat der rumänisch-orthodoxe Theologe
und Pfarrer Ioan Moga aufgerufen. Zu einer ökumenischen Vesper in der armenischapostolischen Kirche in Wien-Landstraße hatten Bischof Tiran Petrosyan, der armenische
Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), und Kardinal
Christoph Schönborn eingeladen. Der Vesper standen neben Bischof Petrosyan und Kardinal
Schönborn auch der koptische Bischof Anba Gabriel, Domdekan Rudolf Prokschi, die
methodistische Pastorin Esther Handschin, der syrisch-orthodoxe Chorepiskopus Emanuel Aydin
und der griechisch-orthodoxe Archimandrit Athanasisus Buk vor. Weiters mit dabei waren der
rumänisch-orthodoxe Bischofsvikar Nikolae Dura, der anglikanische Kanonikus Patrick Curran,
der methodistische Superintendent Stefan Schröckenfuchs, Ostkirchen-Generalvikar Yuriy
Kolasa, Pastor Walter Klimt von den Baptisten (Vorsitzender der Freikirchen in Österreich),
Pastor Franz Gollartz, und Pfarre Ninos Babisha von der Assyrischen Kirche des Ostens. Die
Ökumene in Österreich und darüber hinaus habe wohl schon bessere Zeiten erlebt, so Moga. Die
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entscheidende Frage sei aber, „ob wir noch unterwegs zueinander sind“. Und Moga ortete
diesbezüglich eine „gewisse Trägheit“. Deshalb brauche es in der Ökumene „mutige
Beharrlichkeit“, so Moga. (kap v. 30. 1.)
Innerkirchliche Reformansätze (Frauen, Zölibat, wiederverheiratet Geschiedene, Moral

Hoffnungszeichen Sept. 2022 Paul Weitzer

Ökumene

Der Ehrenprimas der Anglikaner, Erzbischof Justin Welby von Canterbury, hat die Christen der Welt eindrücklich zur Einheit aufgerufen. In einer Zeit der weltweiten Krise könnten sie sich den „Luxus der Trennung“ nicht länger leisten, sagte er in Karlsruhe vor der Vollversammlung des Weltkirchenrats (ÖRK) mit rund 4.000 Teilnehmenden aus 120 Staaten. „Die Zeit des ökumenischen Winters ist vorbei“. Es gebe eine „Ökumene des Leidens“, denn vielerorts würden Menschen getötet, „weil sie Christen sind“, nicht weil sie einer bestimmten Konfession angehörten. Ökumenische Einheit bedeute nicht Uniformität, sondern Einheit in Vielfalt. Vor Journalisten erläuterte der Erzbischof: „Wir müssen lernen, einander die Füße zu waschen, und nicht, Anweisungen zu erteilen.“ Der Sekretär des Vatikanischen Einheits-Dikasteriums, Bischof Brian Farrell, sagte, die jahrzehntelange Zusammenarbeit der römisch-katholischen Kirche mit dem ÖRK sei inzwischen zu einer Partnerschaft geworden. Die nächste große Herausforderung werde darin bestehen, nicht nur nach Gemeinsamkeiten der verschiedenen Konfessionen zu suchen, sondern die Unterschiede näher zu betrachten, ob sie kirchentrennend seien oder nicht. Der Vertreter des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel beim ÖRK, Metropolit Job von Pisidien, sagte: „Versöhnung sei eine zentrale Aufgabe der Christen. […] Versöhnung innerhalb unserer Kirchen, zwischen den Kirchen, mit dem Rest der Menschheit und mit der Schöpfung.“ Der Vollversammlung liegt eine „Erklärung zur Einheit“ zur Abstimmung vor. Sie legt das Leitwort „Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt“ auf die zwischenkirchlichen Beziehungen hin aus und spricht sich für eine „Ökumene des Herzens“ aus. (kna u. vn [=Vatican News] v. 7. 9.)

Der Wiener serbisch-orthodoxe Bischof Andrej (Cilerdzic) sieht kaum Unterschiede zwischen der orthodoxen und der römisch-katholischen Kirche, die wirklich kirchentrennend sein müssen. Das betont er in der neuen Folge des Religionspodcasts „Wer glaubt, wird selig“. Das einzige wirklich trennende Merkmal sei der „päpstliche Dienst“, wie ihn die römisch-katholische Kirche derzeit verstehe. Doch auch hier sei er optimistisch, denn alle Päpste seit Papst Paul VI. hätten vorgeschlagen, gemeinsam mit den Ostkirchen den päpstlichen Primat zu reflektieren und gemeinsame Lösungen zu finden. Es brauche dringend mehr Ökumene. Er begründete seine Ungeduld u.a. mit den zahlreichen Mischehen, für die die Kirchentrennung eine besondere Belastung sei. Cilerdzic würdigte weiters die Arbeit des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich und betonte: „Es muss unser Ziel sein, die Jahrhunderte alte Spaltung zu überwinden und wenn möglich durch eine versöhnte Verschiedenheit wieder zur kirchlichen Einheit zurückfinden. […] Da liegt es auf der Hand, dass zwischen uns eine geschwisterliche Atmosphäre herrscht. Das drückt sich aus dadurch, dass wir einander besuchen bei den Gottesdiensten, dass unsere Pfarrer bzw. der Bischof gerne einmal auch zu den katholischen und evangelischen Gottesdiensten gehen und dort ein Grußwort sprechen. Und umgekehrt besuchen auch die katholischen und evangelischen Geistlichen gerne einmal eine orthodoxe Liturgie und sprechen ein Grußwort. Außerdem sei es eine Katastrophe, dass es bis heute nicht möglich sei, das Blutvergießen in der Ukraine zu stoppen. (kap v. 13. 9.)

„Keinerlei Hindernisse“ für die Union mehrerer Ostkirchen sowie die Dringlichkeit über ein Einheitsprojekt nachzudenken, sieht der irakische Kardinal Louis Raphael I. Sako, Patriarch der chaldäisch-katholischen Kirche. Er erläuterte dies genauer in einer Rede mit dem Titel „Einheit und Pluralität der Kirche“: „Ich habe unser östliches Erbe und die Schriften der Kirchenväter eingehend studiert. Daher sehe ich nichts, was der Vereinigung der chaldäischen Kirche und der assyrischen Kirche des Ostens unter dem Namen Kirche des Ostens entgegensteht“. Gleichzeitig belegte er mit stichhaltigen Argumenten, auf welchen lehrmäßigen und theologischen Quellen die Rückkehr zur vollen Gemeinschaft zwischen einigen katholischen Ostkirchen und den alten Kirchen des Ostens beruht, die dasselbe liturgische, theologische und spirituelle Erbe mit ihnen teilen und die, obwohl sie nicht in voller Gemeinschaft mit dem Papst stehen, nie direkte dogmatische Konflikte mit der Kirche von Rom und ihrem Bischof hatten. Als Namen schlägt er „Syrische Kirche von Antiochien“ vor. Sako spricht davon, dass sich die Kirchen „in unterschiedlichen kulturellen, sprachlichen und geografischen Kontexten entwickelt haben, auch wenn sie denselben apostolischen Glauben teilen. Die wesentliche Einheit zwischen der katholischen Kirche und den alten Ostkirchen apostolischen Ursprungs zeigt sich auch in den gemeinsamen christologischen Erklärungen, die diese Kirchen in den letzten Jahrzehnten ihres ökumenischen Weges unterzeichnet haben.“ (fides u. vn v. 21. 9.)

Mit dem neuen Studienjahr, das am 1. Oktober beginnt, bietet die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Wien einen neuen Studiengang an: Orthodoxe Religionspädagogik. In Österreich gibt es immer mehr Schülerinnen und Schüler, die den orthodoxen Religionsunterricht besuchen. Inzwischen sind es bereits weit mehr als 16.000, Tendenz steigend. Dass die Universität Wien als erste Hochschule im deutschsprachigen Raum ein solches Studium anbietet, ist kein Zufall: Im Vergleich zu Deutschland gebe es in Österreich einen landesweit gut organisierten orthodoxen Religionsunterricht sowie einen größeren Bedarf an neuen orthodoxen Religionslehrkräften. Das neue Studium sei aber vor allem dem Engagement der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien zu verdanken. (www.p-udo-ja.at v. 25. 9.)

Die Neuapostolische Kirche (NAK) öffnet ihr geistliches Amt für Frauen. Ab Jahresbeginn 2023 können Frauen in alle Amtsstufen ordiniert und auch mit Führungsaufgaben auf allen Ebenen betraut werden. Bekanntgegeben wurde die Entscheidung durch den internationalen Kirchenleiter, Stammapostel Jean-Luc Schneider, im Rahmen eines „virtuellen Gemeindeabends“. Die NAK ist eine weltweit tätige christliche Kirche mit Sitz in der Schweiz. Sie zählt laut Eigenangaben weltweit neun Millionen Gläubige und hat ihre Wurzeln in den christlichen Erweckungsbewegungen des 19. Jahrhunderts. In Österreich gehören der Kirche laut Eigenangaben rund 5.000 Gläubige an. Sie ist zudem Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich. (kap v. 21. 9. u. www.p-udo-ja.at v. 25. 9.)

Kardinal Christoph Schönborn übergibt am 27. September die Kirche „Am Schöpfwerk“ in Wien an die Serbisch-orthodoxe Kirche bzw. an Bischof Andrej (Cilerdzic). Zu der Übergabe werden zahlreiche Bischöfe der orthodoxen Kirche und Vertreter der Ökumene erwartet. Bischof Andrej hatte zuletzt mehrfach seinen Dank für die Unterstützung der römisch-katholischen Kirche in Wien bekundet und seine ökumenische Offenheit bekräftigt. So stehe die Kirche auch weiterhin allen offen, er wolle in Zukunft auch mit den Katholiken in der Kirche gemeinsam beten. Die Übergabe der Kirche garantiere den Erhalt der bisher römisch-katholischen Pfarrkirche als christliche Gottesdienststätte, hieß es. Die örtliche römisch-katholische Pfarrgemeinde wird wieder Teil der „Mutterpfarre“ Altmannsdorf, von der sie 1982 abgetrennt worden war. Zur Zeit der Gründung der Pfarre Am Schöpfwerk im Jahr 1982 lebten dort rund 5.000 Katholikinnen und Katholiken. In den vergangenen Jahrzehnten sank jedoch die Zahl der Katholiken auf zuletzt knapp 1.000. 2014 hatte die Erzdiözese Wien bereits die Pfarrkirche Neulerchenfeld in Ottakring an die serbisch-orthodoxe Kirche übergeben. (kap v. 23. 9. u. www.p-udo-ja.at v. 25. 9.)

Der Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils vor 60 Jahren am 11. Oktober 1962 ist auch für Stimmen aus anderen christlichen Kirchen Anlass für Würdigungen der damals initiierten römisch-katholischen Aufbrüche. In der Zeitschrift „theologie aktuell“ der Theologischen Kurse (Heft 4) äußerten sich anlässlich des Jubiläums der evangelische Altbischof Michael Bünker, der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis), der reformierte Theologe Prof. Ulrich Körtner, die Direktorin der evangelischen Diakonie, Maria Katharina Moser, der Präsident der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft, Gerhard Weißgrab, und die Leiterin des Schulamts der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, Carla Amina Baghajati. „Das Konzil beweist: Kirchenreform ist möglich!“, schrieb Altbischof Bünker. Aus evangelischer Sicht sei besonders bedeutsam, dass sich mit dem Konzil die römisch-katholische Kirche für die Ökumene geöffnet habe. Die Anerkennung der Taufe und der „Elemente des Heils“ in den anderen Kirchen stelle einen wesentlichen Öffnungsschritt zum Miteinander der Kirchen dar. Ein Meilenstein sei das Sozialwort des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich von 2013. Unbefriedigend ist für Bünker allerdings, „dass es in den konfessionsverbindenden Ehen und Familien nach wie vor keine Möglichkeit gibt, gemeinsam die Eucharistie zu feiern“. Und auch die Art der Einheit der Kirchen sei nach wie vor offen. „Ängstliches Festhalten am Hergekommenen hilft nicht weiter. Evangelische sollen keine Reformationsnostalgie betreiben und Katholische keine Konzilsnostalgie, aber beide können aus ihren Traditionen lernen, mutig und fröhlich das Evangelium zu bezeugen.“ Metropolit Arsenios blickte auf das Konzil zurück: Das Konzil „hat den Dialog auf Augenhöhe überhaupt erst eröffnet.“ In vielen Bereichen würden die Kirchen bereits heute Hand in Hand arbeiten und in Fragen von Umwelt, Menschenwürde oder sozialer Gerechtigkeit gemeinsam auftreten. Aus orthodoxer Sicht bedauerlich sei aber, „dass es scheint, als sei in der Liturgiereform der Sinn für das Mysterium abhandengekommen“. Mit großem Interesse verfolge er die Bemühungen der römisch-katholischen Kirche um stärkere synodale Strukturen. Theologieprofessor Körtner erinnerte an die Einbeziehung evangelischer Theologen in die damaligen Konzilsberatungen. Zugleich habe das Konzil von den Kirchen der Reformation als „kirchlichen Gemeinschaften“ gesprochen, die Elemente des Kircheseins enthielten. Die Diakoniedirektorin Moser nannte die Pastoralkonstitution „Gaudium et spes“ und deren programmatische Einleitung als bleibend wertvoll: „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi“ lenkt den Blick der römisch-katholischen Kirche von rein binnenkirchlichen Fragen auf die Menschen und auf ihre Probleme. Ein zentraler Punkt des Konzils ist für Buddhisten-Vertreter Weißgrab, dass in der Konzilserklärung „Nostra aetate“ der Exklusivitätsanspruch als einzig richtige Religion relativiert worden sei. In diesem Text gestehe man den nicht-abrahamitischen Religionen, also auch dem Buddhismus, „zumindest einen Strahl jener Wahrheit zu, wenn schon nicht die ganze“. Das sei „ein sehr wichtiger erster Schritt, der in seiner wahren Konsequenz nicht hoch genug bewertet werden kann“, so Weißgrab. Auch Amina Baghajati würdigte mit Blick auf „Nostra aetate“ die Offenheit und Bereitschaft des Konzils. Wenn sie die Konzilstexte lese, „vermittelt sich mir sehr viel an Aufbruchsstimmung und Mut, die Kirche zukunftsfähig zu gestalten“. (kap v. 30. 9.)

Hoffnungszeichen August 2022 Paul Weitzer

Ökumene

Der Primas der Anglikaner, Erzbischof Justin Welby, sagte er am Rand der anglikanischen Lambeth-Konferenz in Canterbury vor Journalisten: „Ökumene ist eine der größten Herausforderungen […] Ich schäme mich sehr, dass wir noch keine größeren Fortschritte gemacht haben.“ Die Kirchen hätten sich in den etwa 500 Jahren seit der Reformation an die Trennung gewöhnt. „Und es ist auch ein Teil unserer Philosophie, individuell und autonom zu sein“. Es brauche einen frischen Anlauf, um den „ökumenischen Winter“ zu beenden. „Viele Menschen der Church of England sehen den Papst zwar nicht als jemanden, der hier rechtliche Autorität hat, aber doch als Vater der westlichen Kirche“. Eine ursprünglich für Juli geplante gemeinsame Südsudan-Reise mit Franziskus werde nachgeholt, sobald es der Gesundheitszustand des Papstes zulasse. Wichtig sei auch, Fortschritte mit der evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zu erzielen. Außerdem hat die Lambeth-Konferenz ein Zeichen gegen den Klimawandel gesetzt: Die Christen könnten einen Unterschied machen, wenn ihre Führer gemeinsam die Stimme erheben, so Welby, der dem Papst attestiert, „großartige Arbeit“ zu machen. (kna u. vn v. 4. 8.)

Papst Franziskus hat den neuen Leiter des Außenamts des russisch-orthodoxen Moskauer Patriarchats, Metropolit Antonij (Sevrjuk), in Audienz empfangen. Einzelheiten zu den Gesprächen teilte der Vatikan nicht mit. Das Moskauer Patriarchat ließ wissen, Antonij halte sich zu einem Pastoralbesuch in Italien auf. Der 37-jährige Metropolit von Korsun und Westeuropa, ein früherer Sekretär von Patriarch Kyrill I., ist Anfang Juni vom Heiligen Synod der russisch-orthodoxen Kirche zum Leiter des Außenamtes bestimmt worden. Er trat für viele überraschend in diesem Amt an die Stelle von Metropolit Hilarion (Alfejew) . (vn v. 5. 8.)

Die evangelisch-reformierten Kirchen wollen den Dialog mit der römisch-katholischen Kirche verstärken. Dazu plant die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (World Communion of Reformed Churches) mit Sitz in Hannover, die eigenen Angaben zufolge weltweit 100 Millionen reformierte Christen vertritt, die Eröffnung eines Büros in Rom. Der Generalsekretär des weltweit größten protestantischen Dachverbands, Hanns Lessing, sagte zur Katholischen Nachrichten-Agentur. „Mit Blick auf die katholische Kirche gibt es ein starkes gegenseitiges Interesse, im Gespräch zu bleiben“. Das Büro soll in Zusammenarbeit mit der Waldenser-Kirche und der Church of Scottland betrieben werden. „Die Idee ist, dass wir dann mit einem schottischen Pfarrer oder einer schottischen Pfarrerin in Rom präsent sind, die mit der Hälfte ihrer Zeit eben auch unsere Kontakte in den Vatikan, zum Päpstlichen Einheitsrat und den anderen Dikasterien wahrnimmt.“ Lessing dazu: „Müssen wir warten, bis alle schwierigsten Fragen irgendwann geklärt sind? Oder gibt es Zwischenergebnisse, die so tragfähig sind, dass man auf ihrer Grundlage bereits jetzt bestimmte Formen gemeinsamen kirchlichen Lebens und des christlichen Zeugnisses aufbauen kann?“ (kna u. vn v. 9. 8.)

Februar 2022 Paul Weitzer  

  1. Papst Franziskus gratuliert in einer Videobotschaft Patriarch Bartholomaios I zum 30. Jahrestag der Wahl seines „Freundes und Bruders“ zum Patriarchen des „altehrwürdigen und glorreichen Stuhles von Konstantinopel“. Bartholomaios I. ist der 270. Nachfolger des Apostels Andreas. Der Patriarchenstuhl von Konstantinopel ist der Erste und somit sein Inhaber Primus inter pares („Erster unter Gleichen“) unter den anderen 13 Oberhäuptern autokephaler orthodoxer Kirchen. Papst Franziskus: „Das gute persönliche Einvernehmen zwischen uns entstand bereits am Tag meiner Amtseinführung, als er mich mit seiner Anwesenheit in Rom beehrte; es reifte dann zu einer brüderlichen Freundschaft in den vielen Begegnungen, die wir im Laufe der Jahre hatten, nicht nur hier in Rom, sondern auch in Konstantinopel, Jerusalem, Assisi, Kairo, Lesbos und Bari.“ Darüber hinaus habe Patriarch Bartholomaios „unablässig auf den Dialog in Liebe und Wahrheit“ als den einzig möglichen Weg zur Versöhnung zwischen allen Gläubigen in Christus und zur Wiederherstellung ihrer vollen Gemeinschaft hingewiesen. „Wir wollen diesen Weg auf jeden Fall gemeinsam weitergehen“. Es sei ihre gemeinsame Überzeugung, dass Solidarität unter uns Christen und unter unseren Kirchen ein notwendiger Beitrag zur universellen Geschwisterlichkeit seien, die die Menschheit so dringend brauche. (vn [=VaticanNews]v. 10. 2.)

  2. Die Deutsche Bischofskonferenz, die Evangelische Kirche Deutschlands (EKD) und die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) rufen zu gemeinsamen Friedensgottesdiensten für die Ukraine auf. Zu diesem Gebet sollen die Kirchenglocken läuten. Der Limburger Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Bischofskonferenz, sprach von einem Angriffskrieg, der dem Völkerrecht und der christlichen Friedensethik zuwiderlaufe. Die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus fügte hinzu, sie hoffe auf eine große Beteiligung an den geplanten Gebeten. „Insbesondere ökumenische Gottesdienste sind ein Zeichen der Verbundenheit der hiesigen Christen untereinander und mit den Kirchen, die in der Ukraine und in Russland ihre Heimat haben.“ Der Vorsitzende der ACK, Erzpriester Radu Constantin Miron, zeigte sich bestürzt angesichts der Gewalt: „Als orthodoxer Christ ist es für mich besonders schmerzlich zu sehen, dass die Frontlinie mitten durch meine Kirche verläuft.“ (kna u. vn v. 25. 2.)

  Jänner 2022 Paul Weitzer

  1. Die Ökumenische Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen gibt jedes Jahr einen Bibelvers als Jahreslosung aus. 2022 ist es: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“ Ein Schritt zu mehr Ökumene? Ausschnitte aus dem Interview von domradio.de mit dem Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel: „Geliebt zu sein von Gott, ist bedingungslos. Aber auch, dass jeder andere Mensch bedingungslos angenommen ist. Das Abendmahl, die Eucharistie ist eben der Ort, wo wir das besonders erfahren. […] Und das ist natürlich für uns auch eine ökumenische Herausforderung, dass wir das bewusst gemeinsam leben, uns wechselseitig einzuladen, weil wir von Christus eingeladen sind. Das finde ich ganz wichtig. Christus ist der Einladende beim Abendmahl und deswegen gibt es keinen Grund, weswegen ich da jemand anderen ausschließen sollte. Genau das zu verkünden, weitersagen, zu leben, das machen wir in der Diakonie…“ (domradio.de v. 2. 1.)

  2. Das ökumenische Friedensgebet, das jährlich von den Missionswerken missio Aachen und missio München sowie der Evangelischen Mission Weltweit herausgegeben wird, lenkt 2022 den Blick auf Kenia: Die anstehenden Präsidentschaftswahlen, der Klimawandel, die Corona-Pandemie, große soziale Ungleichheiten und Terrorismus bedrohen das friedliche Zusammenleben in Ostafrika. Verfasst hat das Gebet die kenianische Ordensschwester Mary Grace Sawe. Ordensfrau der Missionsschwestern vom Kostbaren Blut kam 2010 als Krankenschwester nach Deutschland. (vn v. 4. 1.)

  3. Papst Franziskus gratuliert allen Ostkirchen, die am 7. Januar ihr Weihnachtsfest nach dem julianischen Kalender feiern. In seinen Glückwunsch schloss er „sowohl katholische wie orthodoxe“ Christen ein. Das Weihnachtsfest bereits am 25. Dezember gefeiert haben u.a. die orthodoxen Kirchen von Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien, Rumänien, Bulgarien und Griechenland. Diese Kirchen haben zu Beginn des 20. Jahrhunderts den gregorianischen Kalender übernommen. (vatican news v. 6. 1.)

  4. Der russisch-orthodoxe Moskauer Patriarch Kyrill I. hat sich für den Weihnachtsgruß von Papst Franziskus bedankt. Dies berichtete die russische Agentur Ria Novosti. Er begrüßte bei der orthodoxen Christmette am 7. Januar in der Christus-Erlöser-Kathedrale den Vorsitzenden der russischen römisch-katholischen Bischofskonferenz, Erzbischof Paolo Pezzi von Moskau. „Ich schätze die guten Beziehungen, die sich zwischen uns entwickelt haben, sehr“. Die Ergebnisse werde man „in vielen gemeinsamen Aktionen sehen, einschließlich der Erreichung von Frieden, wo es keinen Frieden gibt“, sagte Kyrill (kap u. vn v. 7. 1.)

  5. Vom 18. bis 25. Jänner wird auch in Österreich die internationale „Gebetswoche für die Einheit der Christen“ begangen. Dem Gottesdienst des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) stehen u.a. vor: der ÖRKÖ-Vorsitzender Prof. Rudolf Prokschi, die evangelische Oberkirchenrätin Ingrid Bachler, der Pfarrer P. Erhard Rauch und Michel Harb, der Pfarrer der maronitischen Gemeinde in Wien. Die Predigt hält die methodistische Pastorin Esther Handschin. Der Gottesdienst steht unter dem biblischen Motto der Sterndeuter: „Wir haben seinen Stern im Osten gesehen und sind gekommen, ihn anzubeten.“ Nicht nur in Wien, sondern in allen Diözesen finden in dieser Woche ökumenische Gottesdienste statt. Das Forum der christlichen Kirchen in Oberösterreich lädt für den 17. Jänner zu einem Gottesdienst in den Linzer Mariendom. Dem Forum gehören die Altkatholische Kirche, die Baptisten, die Evangelische Kirche A.B. und die Evangelische Kirche H.B., die Evangelisch-methodistische Kirche, die Koptisch-orthodoxe Kirche, Römisch-Katholische Kirche, Rumänisch-orthodoxe Kirche und Serbisch-orthodoxe Kirche an. Die deutsche Fassung der Materialien wurde von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen erarbeitet. (kap v. 7. 1.)

  6. Eines gemeinsames Osterdatum aller Kirchen fordert der Grazer Ökumene-Experte Basilius Bert Groen, bis 2018 ordentlicher Professor für Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie an der Universität Graz. Er spricht sich für die Umsetzung des sogenannten „Aleppo-Modells“ aus. Ein gemeinsamer Ostertermin würde positiv bedeuten, „dass die östliche und die westliche Christenheit ihre liturgischen theologischen Schätze und ihre beeindruckenden Gottesdienste während der Großen Fastenzeit, der Karwoche, Ostern und der fünfzig Tage bis Pfingsten besser teilen können“, so Groen. Das sogenannte „Modell von Aleppo“ hatte eine dazu eingerichtete Kommission des Weltkirchenrates 1997 in Aleppo (Syrien) erarbeitet und verabschiedet. Es soll demnach die Vorschrift des Ökumenischen Konzils von Nizäa (325) übernommen werden, wonach Ostern auf den ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond fallen muss. „Sicherlich sind viele Christinnen und Christen in Ost und West heute bereit, in diese Richtung zu gehen. Doch gleichzeitig zeigt eine Vielzahl von Gruppen keinerlei Willen, einen solchen Schritt zu tun.“ Das Fazit des Ökumene-Experten: Um sich in der Kalenderfrage anzunähern, „bedarf es offensichtlich eines hohen Maßes an sorgfältiger Bildung und pastoraler Sensibilität“. Groen mahnte von den Kirchen die Bereitschaft ein, ihre eigenen konfessionellen Identitäten nicht für absolut zu erklären, sondern im Geist der Einheit, „Zugeständnisse zu machen oder den ersten Schritt in Richtung Einheit zu setzen“. (vn v. 14. 1.)

  7. Angesichts kleiner werdender Kirchengemeinden rücken in verschiedenen Orten des Bistums Hildesheim evangelische und römisch-katholische Gemeinden enger zusammen. Im Lingener Ortsteil Baccum wollen sie gemeinsam ein Pfarrhaus nutzen. Im Nordhorner Stadtteil Klausheide nutzen seit mehr als zehn Jahren drei christliche Konfessionen – lutherisch, reformiert und römisch-katholisch – gemeinsam ein Kirchengebäude für Gottesdienste. „Es ist für die Ökumene nicht nur ein starkes Zeichen, sondern es ist auch der richtige Weg, um nach außen deutlich zu machen, dass wir zusammengehören“, sagte der römisch-katholische Pfarrer Ulrich Högemann. Man sei überzeugt, dass in der ökumenischen Kooperation die Zukunft liege. Auch im wenige Kilometer entfernten Lingener Ortsteil Baccum wollen Katholiken und Reformierte künftig gemeinsam ein Pfarrgemeindehaus nutzen. Schon jetzt liegen sich reformierte und römisch-katholische Kirche samt den Gemeindehäusern auf dem „Platz der ökumenischen Mitte“ gegenüber. In den vergangenen Jahren sei bei beiden Gemeinden die Einsicht gewachsen, dass es sinnvoller sei, ein gemeinsames Gemeindehaus zu betreiben. Das römisch-katholische Gemeindehaus soll verkauft werden. „Das ist ein konsequenter Schritt, und es wird nicht der letzte Schritt sein“, sagte der römisch-katholische Pfarrer Sinnigen. Es gebe eine ökumenische Gruppe für Menschen mit Behinderungen, eine ökumenische Mutter-Kind-Gruppe. Vieles, was mit Musik zu tun habe, sei ökumenisch. Aus Sicht der evangelisch-reformierten Gemeinde sei es wichtig, dass sich beide Gemeinden dabei auf Augenhöhe begegneten, sagte Pastorin Martina Korporal. (dpa v. 16. 1.)

  8. Mit einem ökumenischen Gottesdienst in der griechisch-orthodoxen Kirche Hagia Triada (Heilige Dreifaltigkeit) haben die Kirchengemeinden Istanbuls gemeinsam die Gebetswoche für die Einheit der Christen begangen. Geleitet wurde der Gottesdienst vom Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. An seiner Seite standen Bischöfe der syrisch-orthodoxen und der armenisch-apostolischen Kirche sowie der römisch-katholischen Ostkirchen. Für die deutschsprachigen Katholiken in Istanbul gehört Ökumene zum Alltag. Die Mitglieder der Gemeinde St. Paul und St. Georg besuchen monatlich die evangelische Kreuzkirche, um ihre ökumenische Verbundenheit zum Ausdruck zu bringen. (kap u. vn v. 25. 1.)

  9. Der Berliner Erzbischof Heiner Koch plädiert nach der Brandstiftung in einer evangelischen Kirche in Berlin und den Schüssen auf ein Islamisches Kulturzentrum in Halle für mehr Einsatz für Religionsfreiheit. „Wer Synagogen, Kirchen oder Moscheen angreift, anzündet oder anderweitig zerstört, meint nicht das Gebäude, er meint die Menschen, die darin Schutz und Gebets-Gemeinschaft suchen“, erklärte er. In Halle hatte ein Mann mit einem Gewehr aus seiner Wohnung auf das Islam-Kulturcenter gegenüber geschossen. Menschen wurden nicht getroffen. (kna u. vn v. 25. 1.)

  10. Die Predigt von Papst Franziskus zum Abschluss der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen in Auszügen: „Bevor ich einige Gedanken mit euch teile, möchte ich Seiner Eminenz Metropolit Polykarpos, dem Vertreter des Ökumenischen Patriarchats, Seiner Gnaden Ian Ernest, dem persönlichen Vertreter des Erzbischofs von Canterbury in Rom, und den Vertretern der anderen anwesenden christlichen Gemeinschaften meinen Dank aussprechen. Und ich danke euch allen, Brüder und Schwestern, dass ihr zum Gebet gekommen seid. Ich begrüße insbesondere die Studenten: die des Ecumenical Institute of Bossey, die ihre Kenntnis der katholischen Kirche vertiefen; die anglikanischen Studenten des Nashotah College in den Vereinigten Staaten von Amerika; die orthodoxen und orientalisch-orthodoxen Studenten, die ihrem Studium durch das Stipendium des Komitees für die kulturelle Zusammenarbeit mit den orthodoxen Kirchen nachgehen, das beim Rat zur Förderung der Einheit der Christen tätig ist. Auch diesem danke ich. Nehmen wir den schmerzvollen Wunsch Jesu an, der will, dass wir »eins« sind (Joh 17,21), und gehen wir mit seiner Gnade auf die volle Einheit zu! Die Sterndeuter helfen uns auf dieser Reise: 1. Zunächst machten sich die Sterndeuter »aus dem Osten « (Mt 2,1) auf den Weg. […] 2. Die Sterndeuter aus dem Osten kommen in Jerusalem an, mit der Sehnsucht nach Gott im Herzen. […] Auch auf unserem Weg zur Einheit können wir aus demselben Grund ins Stocken geraten, der jene Menschen lähmte: die Angst, die Verstörung. Es ist die Furcht vor dem Neuen, die Gewohnheiten und erworbene Sicherheiten ins Wanken bringt; es ist die Angst, dass der Andere meine Traditionen und gefestigten Schemata infrage stellt. […] Der Herr möchte, dass wir einander vertrauen und miteinander gehen, trotz unserer Schwächen und Sünden, trotz vergangener Fehler und gegenseitiger Verletzungen. […] Nähern wir uns also Jesus durch sein Wort, aber nähern wir uns durch das Wort Jesu auch unseren Geschwistern. Sein Stern wird auf unserem Weg erneut aufgehen. 3. So erging es auch den Sterndeutern, als sie die letzte Etappe erreichten: Betlehem. […] Sie werden so zu einem prophetischen Zeichen für uns, die wir uns nach dem Herrn sehnen. […] Auch für uns kann die volle Einheit im selben Haus nur durch die Anbetung des Herrn entstehen. Liebe Brüder und Schwestern, die entscheidende Etappe auf dem Weg zur vollen Gemeinschaft erfordert ein intensiveres Gebet, die Anbetung Gottes. […] Die Gaben der Sterndeuter versinnbilden, was der Herr von uns empfangen möchte. Gott soll das Gold, das kostbarste Element, erhalten; das heißt, ihm muss der erste Platz gegeben werden. Auf ihn müssen wir schauen, nicht auf uns; auf seinen Willen, nicht auf den unseren; auf seine Wege, nicht auf die unseren. Wenn der Herr wirklich an erster Stelle steht, können sich unsere Entscheidungen, auch die kirchlichen, nicht mehr nach der Politik der Welt richten, sondern nur nach den Wünschen Gottes. Und dann ist da der Weihrauch, der uns an die Bedeutung des Gebets erinnert […] Lasst uns nicht müde werden, füreinander und miteinander zu beten. Die Myrrhe schließlich, die zur Verehrung des vom Kreuz herabgenommenen Leibes Jesu eingesetzt werden wird. […] Gib uns, Herr, den Mut, unsere Wege zu ändern, uns zu bekehren, deinem Willen zu folgen und nicht unseren eigenen Zweckmäßigkeiten; gemeinsam voranzuschreiten, auf dich zu, der du uns durch deinen Geist eins machen willst.“ (vn v. 25. 1.)

Dezember 2021 Paul Weitzer 

  1. Als „Riesenschritt“ hat der evangelische Stadtdekan von Frankfurt, Achim Knecht, rückblickend die Feier der Gottesdienste beim Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt in einer Pressekonferenz bewertet. Es war damals ausdrücklich der Gewissensentscheidung der einzelnen BesucherInnen überlassen, ob sie an der Mahlfeier der jeweils anderen Konfession teilnehmen wollten. Bei der römisch-katholischen Messe im Frankfurter Dom ging die evangelische Präsidentin des Ökumenischen Kirchentages, Bettina Limperg, zur Kommunion. Zuvor hatte der römisch-katholische Frankfurter Stadt-Dekan Johannes zu Eltz in einer außergewöhnlichen Geste evangelische Christen um Entschuldigung gebeten, weil sie vielfach unter Hochmut und Abgrenzungsbemühungen von römisch-katholischer Seite zu kämpfen hätten. Bei einem evangelischen Gottesdienst nahm wiederum der römisch-katholische Kirchentagspräsident Thomas Sternberg am Abendmahl teil. „Außerkirchlich wird es vielleicht nicht ganz so deutlich wahrgenommen, aber zwischen den beiden Kirchen ist das ein Riesenschritt gewesen und wurde deutschlandweit auch entsprechend wahrgenommen“, meinte Knecht. Dieses ökumenische Zeichen habe auf einer seit Jahrzehnten praktizierten Zusammenarbeit und einer „vergleichbaren Gottesdienstpraxis“ in den Pfarreien in Frankfurt gefußt. Er betonte, dass mit dem bewussten Hinzutreten von Katholiken zum evangelischen Abendmahl auch dort die „Gegenwart Christi“ als wirksam bewertet worden sei. (kna u. domradio.de v. 1. 12.)

  2. Papst Franziskus hat den neuen Generalsekretär des Weltkirchenrates (Ökumenischer Rat der Kirchen, ÖRK), Ioan Sauca, in einer Privataudienz empfangen. Sauca (65), Priester der rumänisch-orthodoxen Kirche, war im Februar als Nachfolger des lutherischen Theologen Olav Fykse Tveit bis Ende 2022 bestätigt worden. Zuvor war er seit 2014 dessen Stellvertreter. Dem ÖRK gehören 320 Kirchen an. Dazu gehören die meisten orthodoxen Kirchen, Anglikaner, Baptisten, Lutheraner, Methodisten und Reformierte. Die römisch-katholische Kirche arbeitet in mehreren Kommissionen mit „Beobachterstatus“ mit. (kap u. vn [=Vatikan News] v. 9. 12.)

  3. Papst Franziskus traf Metropolit Hilarion, den russisch-orthodoxen Metropoliten und Außenamtschef des Moskauer Patriarchats, im Vatikan. Dabei hätten sie „den Geist der Geschwisterlichkeit“ und die gemeinsame Verpflichtung, „konkrete menschliche und geistige Antworten zu suchen“ bekräftigt, wie Hilarion gegenüber Radio Vatikan betonte. Die Privataudienz war als Austausch von Glückwünschen zu den Geburtstagen des Papstes und des Patriarchen von Moskau, Kyrill I., anberaumt gewesen: „Wir haben bei diesem Treffen mit Papst Franziskus darüber gesprochen, ob es eine Möglichkeit eines Treffens mit Patriarch Kyrill gibt.“ Ein weiteres Thema war die Corona-Epidemie. Im Laufe der Jahre hat es zahlreiche Audienzen gegeben, zuletzt im Februar 2020. Bei dieser Gelegenheit ging es die gemeinsame Verpflichtung von Katholiken und Orthodoxen für den Schutz der Christen im Nahen Osten. Während des Treffens überbrachte Hilarion Papst Franziskus im Namen von Patriarch Kyrill die besten Wünsche zu seinem 85. Geburtstag. Der Papst nahm diese Grüße „mit Dankbarkeit“ an und drückte „Gefühle der Zuneigung und Verbundenheit mit der russischen Kirche“ und mit Kyrill selbst aus, der kürzlich 75 Jahre alt geworden war. Der Papst erinnerte an „den Weg der Brüderlichkeit, den wir gemeinsam gegangen sind, und an das Gespräch, das wir 2016 in Havanna hatten“. (vn v. 22. 12.)

November  2021 Paul Weitzer

  1. Wie kann der römisch-katholisch-orthodoxe Dialog neu angestoßen werden? Auf Einladung der Stiftung „Pro Oriente“ diskutierten in Wien Expertinnen und Experten über die Studie des „St.-Irenäus-Arbeitskreises“ „Das Verhältnis von Primat und Synodalität neu denken“. Die Experten kamen 2018 zu der Erkenntnis, dass Primat und Synodalität nicht getrennt voneinander betrachtet werden können, weil beide im Dienst an der kirchlichen Gemeinschaft stehen. „Pro Oriente“-Präsident Alfons Kloss würdigte in seiner Einleitung die Studie als einen „wichtigen und konstruktiven Beitrag zur Verständigung der Kirchen. […] Wir dürfen dankbar erkennen, dass uns mit unseren Schwesternkirchen mehr verbindet, als uns trennt.“ Dankbar für das Dokument und die darin festgehaltenen Gemeinsamkeiten zeigte sich in seinem Grußwort auch der orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis): Wichtig sei, dass Synodalität und Primat nicht gegeneinander ausgespielt werden, sondern dass sie stets „im Dienst an der Gemeinschaft und den Gläubigen“ ausgeübt werden müssten. Ein „echter ökumenischer Dialog“ führe „nicht allein über Theologenschreibtische“, sondern er müsse von Bischöfen, Priestern und Gläubigen gleichermaßen getragen werden. Die Leipziger Theologin Anna Priskina-Müller nannte die Studie von 2018 „sehr innovativ“. Aber im ökumenischen Dialog müsse man akzeptieren, dass ein Dialog erst dann gelingen könne, wenn die Dialogteilnehmer zuerst die Rezeption des Glaubens des Anderen einüben, bevor sie über Gemeinsamkeiten oder Trennendes sprechen. „Wir sollten vielleicht im ökumenischen Dialog auf den erträumten Einklang als Utopie verzichten und die Widersprüche und inner- sowie interkonfessionellen Polemiken als Symptom des echten Lebens in der gemeinsamen Kirche betrachten“. Aus römisch-katholischer Perspektive sprach der Wiener Dogmatik-Professor Jan-Heiner Tück von der Gefahr einer Schmälerung der Bedeutung der Bischofskonferenzen. Darauf folgte eine Podiumsdiskussion mit den beiden Vortragenden, den Co-Sekretären des „Irenäus-Arbeitskreises“, dem orthodoxen libanesisch-deutschen Theologen Prof. Assaad Elias Kattan und Johannes Oeldemann, Direktor im Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik in Paderborn. (kap. v. 5. 11.)

  2. Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hat ein Grußwort an eine ökumenische Tagung in der Schweiz geschickt. Darin würdigt Benedikt den ersten Metropoliten des orthodoxen Ökumenischen Patriarchats in der Schweiz, den verstorbenen Damaskinos Papandreou.. „Es war ein ganz besonderes Geschenk der Vorsehung, dass kurz nach meinem Beginn in Bonn zwei orthodoxe Archimandriten erschienen sind, um Theologie an den beiden Theologischen Fakultäten – der Katholischen und der Evangelischen – zu studieren“, schreibt Benedikt. Das sei „etwas Neues und Unerwartetes“ gewesen. „Beide Archimandriten sind mir zu Freunden geworden. […] Aber die Frucht einer lebendigen inneren Beziehung zur Orthodoxie ist geblieben und wächst weiter in der Freundschaft, die mich immer mehr mit dem Ökumenischen Patriarchen verbindet.“ Auf der Tagung in Fribourg wurde Metropolit Damaskinos als „Wegbereiter der Koinonia der Kirchen in der einen Kirche Jesu Christi“ gewürdigt. An der Tagung in Fribourg nahm auch der Ökumene-Verantwortliche des Vatikan, der Schweizer Kardinal Kurt Koch, teil und meinte, die lange freundschaftliche Verbundenheit zwischen Damaskinos und Univ. Prof. Ratzinger habe zu der Überzeugung geführt, dass zwischen orthodoxer und römisch-katholischer Kirche „viel weniger Lehrfragen stehen als Verwundungen des Gedächtnisses, die uns einander entfremden“. Die zwischen römisch-katholischer und orthodoxer Ekklesiologie bestehenden Unterschiede seien im Sinne von „verschiedenartigen legitimen Entfaltungen ein und desselben apostolischen Glaubens im Osten und im Westen“ aufzufassen und „nicht als Trennungen“, so Kardinal Koch. (vn [=Vatican News] v. 8. 11.)

  3. Am zweiten Tag seiner Schweiz-Reise traf der vatikanische Kardinalstaatsekretär Pietro Parolin in Bern den Vizepräsidenten der Eidgenossenschaft Ignazio Cassis. Anlass des Besuchs ist die Feier des 100-Jahr-Jubiläums der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen mit der Schweiz. Auf dem Programm stand auch eine Visite bei der reformierten Gemeinde in Bern. Dabei nahm er sogar an der Sitzung des „Kirchenparlaments“ teil, dem höchsten Gremium der reformierten Kirche, ein wichtigstes ökumenisches Zeichen. Andererseits kann Parolin von dem Treffen auch Erfahrungen für die Weltsynode zum Thema Synodalität sammeln. In seiner Ansprache ging Parolin auf den Schweizer Landespatron Bruder Klaus ein, zitierte aber auch den Schweizer Gründer der reformierten Kirche Huldrych Zwingli. (vn v. 8. 11.)

  4. Die Zahl orthodoxer Gläubiger in Deutschland steigt durch die Migration ständig: Aktuell gehören über zwei Millionen Menschen in Deutschland einer der zehn orthodoxen Kirchen an, die sich in der Orthodoxen Bischofskonferenz (OBKD) zusammengeschlossen haben. Mit dem orthodoxen Religionsunterricht beschäftigt sich die russisch-orthodoxe Theologin Yauheniya Danilovich aus Belarus an der Universität Münster. Sie war maßgeblich an der Erstellung des Bildungsplans für einen gemeinsamen orthodoxen Religionsunterricht in Baden-Württemberg beteiligt. Es ist „eine Chance des orthodoxen Religionsunterrichts, dass an diesem Format Schüler unterschiedlicher Konfessionen partizipieren und nicht nur russisch-orthodoxe oder serbisch-orthodoxe oder rumänisch-orthodoxe.“ Darüber hinaus begrüßt Frau Danilovich die Überlegungen für einen konfessionsübergreifenden christlichen Religionsunterricht. (vn v. 15. 11.)

  5. Eine historische Begegnung fand im Wiener Stephansdom statt: Erstmals seit der fast 500 Jahre zurückliegenden Verfolgung der „Täufer“-Bewegung veranstalteten die Erzdiözese Wien und die „Bruderhofgemeinschaft“ der Täuferbewegung gemeinsam eine Andacht im Stephansdom. Dabei wurde der Opfer der Täuferverfolgung gedacht. In einem Begleitbrief zur Einladung schreiben Kardinal Schönborn und J. Heinrich Arnold, der Enkel des gleichnamigen, bereits verstorbenen Gründers der Bruderhof-Gemeinschaft: „Wir wollen diese Andacht mit Menschen unterschiedlichster christlicher Kirchen als Fest des Miteinander in geschwisterlicher Wertschätzung und in tiefer Freundschaft feiern. Dadurch können wir das Vergangene nicht ungeschehen machen, aber wohl der Heilung der Erinnerung dienen.“ Die Täuferbewegung entstand um die Mitte des 16. Jahrhunderts als Versuch einer ganz am Evangelium orientierten Lebensweise, zu der für viele die Gütergemeinschaft gehörte. Sie lehnen die die Säuglingstaufe ab, weil nach ihrem Verständnis die Taufe als Eintritt in die Kirche einen bewussten Glaubens- und Willensakt des Täuflings voraussetzt. Die Obrigkeiten aller Konfessionen reagierten mit harter Verfolgung, auch in Wien, wo Täufer durch Verbrennen auf dem Scheiterhaufen oder durch Ertränken in der Donau hingerichtet wurden. Eine Emigration nach Amerika war die Folge. Seit wenigen Jahren gibt es in Retz im Weinviertel eine Präsenz der Bruderhof-Gemeinschaft, die 1920 in der hutterischen Tradition neu begründet worden ist. Eine zweite Präsenz dieser Gemeinschaft entsteht zurzeit in Maria Anzbach. Heute gehört die Bruderhof-Gemeinschaft zu den staatlich anerkannten Freikirchen in Österreich. (kap u. vn v. 19. 11.)

  6. Die lutherische Erzbischöfin von Uppsala, Antje Jackelen, hat die römisch-katholische Kirche zu Fortschritten auf dem „Synodalen Weg“ ermutigt. Bei der Herbstvollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) in Berlin betonte Jackelen die ökumenische Dimension dieses Reformprozesses: „Die Zeit ökumenischer Schadenfreude ist definitiv vorbei. Wir sitzen in einem Boot“. Der „Synodale Weg“ müsse ökumenisch auf Augenhöhe gegangen werden. Es sei wichtig, Veränderungen auf dem „Synodalen Weg“ theologisch gut zu begründen. Jackelen hob die Bedeutung des geweihten Priesteramtes hervor. Es habe eine Schlüsselfunktion als Dienst an der Gemeinschaft. Ihre Kirche verbinde sowohl das sakramentale als auch das gemeindliche Verständnis des Amtes. Als weitere Herausforderungen nannte sie den Verlust an Glaubenswissen, die Migration und die Klimakrise. (kna u. vn v. 20. 11.)

  7. Der vatikanische Außenminister, Erzbischof Paul Gallagher, hält sich zu einem Besuch in Serbien auf. Er traf u.a. mit dem serbisch-orthodoxen Patriarchen Porfirije zusammen und wurde von Staatspräsident Aleksandar Vucic empfangen. (p-udo-ja.at)

  8. Kurienkardinal Kurt Koch nimmt in Istanbul an den Feiern zum Fest des hl. Apostels Andreas teil. Der Präsident des Einheitsrates steht an der Spitze einer Delegation aus dem Vatikan, um dem Ehrenoberhaupt der orthodoxen Christen, Bartholomaios I., zu gratulieren. Dieser ist als Ökumenischer Patriarch von Konstantinopel Nachfolger des hl. Andreas. In einer Botschaft, die Franziskus seiner Delegation mitgegeben hat, schickt er seine Glückwünsche zum Fest. Es sei ihm eine besondere Freude, Bartholomaios in wichtigen Anliegen, etwa der Sorge um die Schöpfung oder beim Dialog der Religionen, an seiner Seite zu wissen. Das gemeinsame Engagement stärke das Band zwischen beiden Kirchen. „Geeint im Glauben, bemühen wir uns entschlossen darum, unsere Einheit sichtbar zu machen!“ Leider seien auf dem Weg zur vollen Einheit noch wichtige theologische Fragen ungeklärt. Der Austausch von Delegationen zwischen dem Vatikan und Istanbul zum jeweiligen Patronatsfest ist üblich geworden. (vn v. 30. 11.)

 Oktober 2021 Paul Weitzer

  1. This is the ring“: Mit diesen Worten zeigte der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, den MitarbeiterInnen von Radio Vatikan, den Ring, den er am Finger trug. In der Tat handelt es sich bei dem Schmuckstück um ein beeindruckendes Zeugnis der Ökumene-Geschichte. Denn am 23. März 1966 kam der damalige anglikanische Primas Michael Ramsey nach Rom. Nachdem sich Papst Paul VI. diskret vergewissert hatte, ob Ramsey das Geschenk annehmen würde, zog er seinen bischöflichen Ring ab und steckte ihn dem Erzbischof von Canterbury an den Finger. Heute trägt ihn sein Nachfolger Welby bei seinem Besuch in Rom. In den Ring ist das Wappen von Papst Paul VI. eingraviert. (vn [=Vatican News] v. 6. 10.)

  2. Die religiösen Führer Russlands, Armeniens und Aserbaidschans bemühen sich um eine Lösung des Karabach-Konflikts, berichtet der Informationsdienst Pro Oriente. Der armenisch-apostolische Katholikos Karekin II. ist nach Moskau gereist, wo er am Flughafen von Metropolit Hilarion (Alfejew), Leiter des Außenamts des Moskauer Patriarchats, empfangen wurde. Dann steht eine Begegnung mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. auf dem Programm. Dann wird der Kreis nochmals um den aserbaidschanischen Großmufti Scheich-ul-Islam Allahshukur Paschazade erweitert. Patriarch Kyrill hat sich seit dem Ausbruch der Kriegshandlungen im Herbst 2020 um eine friedliche Lösung des Konflikts bemüht. Über konkrete Lösungsvorschläge, die nun bei den Treffen der drei Religionsführer in Moskau diskutiert werden könnten, wurde im Vorfeld des Gipfels nichts bekannt. (vn v. 13. 10.)

  3. Der Exekutivausschuss der gemeinsamen Arbeitsgruppe des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) und der römisch-katholischen Kirche traf sich am 12. Oktober online, um gegenwärtige Herausforderungen zu besprechen. Dabei hob Bischof Brian Farrell, Sekretär des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, das vergangene Treffen in Rom zum Thema „Glaube und Wissenschaft: Auf dem Weg zur COP26“ hervor. Zahlreiche internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und christliche Leitungspersonen, darunter der geschäftsführende ÖRK-Generalsekretär Priester Prof. Dr. Ioan Sauca, Papst Franziskus sowie Vertreterinnen und Vertreter anderer Religionen, trafen sich, um die internationale Aufmerksamkeit auf die Klimakrise zu lenken. Vertretende verschiedener Kirchen und Religionen aus der ganzen Welt führten mit Papst Franziskus einen Dialog über die wichtigsten Herausforderungen für die Bildung und luden die Institutionen der Welt ein, die Bildung ins Zentrum der internationalen Agenda zu stellen. Pastor Dr. Odair Pedroso Mateus, stellvertretender Interims-Generalsekretär des ÖRK, wies auf eine jüngst durchgeführte ÖRK-Konsultation hin, die sich mit dem ökumenischen Lehren befasste, das heute insbesondere von pfingstlichen und evangelikalen Bewegungen geprägt ist. (oikoumene.org v. 21. 10.)

  4. Papst Franziskus hat Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel (81) zum 30. Jahrestag seiner Wahl gratuliert. In dem persönlich formulierten Schreiben dankte er ihm für viele Impulse für das eigene Amt und für die „tiefe persönliche Verbundenheit“, aus der „eine brüderliche Freundschaft“ geworden sei. Er teile mit dem Jubilar „das Verständnis unserer gemeinsamen pastoralen Verantwortung angesichts der Herausforderungen, vor denen die gesamte Menschheit heute steht. […] Insbesondere versichere ich Ihnen meine Anerkennung für Ihr Engagement für die Bewahrung der Schöpfung.“ Abschließend dankte er für den unablässigen „Weg des Dialogs in Liebe und Wahrheit“ als „einzig möglichen Weg zur Versöhnung zwischen den an Christus Glaubenden und zur Wiederherstellung ihrer vollen Gemeinschaft“. Bartholomaios I gilt als 270. Nachfolger des Apostels Andreas. (kap u. vn v. 22. 10.)

  5. Im Jahr 1511 reiste der Augustinermönch Martin Luther nach Rom – ca. 6 Jahre vor dem Beginn der Reformation. Nun taten es ihm etwa 500 Christen vor allem aus Mitteldeutschland nach: Unter dem Motto „Mit Luther zum Papst“ trafen sie sich mit Franziskus im Vatikan. Organisiert wurde „Mit Luther zum Papst“ von der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, der Evangelischen Landeskirche Anhalts und dem römisch-katholischen Bistum Magdeburg. Dessen Bischof Gerhard Feige ist praktischerweise auch der Ökumene-Verantwortliche der Deutschen Bischofskonferenz. „Liebe Freunde, mit Freude begrüße ich euch alle, die Ihr unter dem Motto ‚Besser alle zusammen‘ nach Rom gepilgert seid“, sagte Franziskus in einer kurzen Ansprache. „Zu Beginn habt ihr mich mit einem gemeinsamen Gesang begrüßt. Singen verbindet. Im Chor ist man nicht allein: Es ist wichtig, auf die anderen zu hören. Die Hörbereitschaft wünsche ich mir für die Kirche. Wir sind dabei, sie im synodalen Prozess neu einzuüben.“ Franziskus ermunterte seine Zuhörer, immer „hellhörig für Gottes Melodie“ in ihrem Leben zu bleiben. „Dann wird aus vielen Stimmen ein Gesang. Auch darin geschieht Ökumene.“ Zum Schluss beteten alle zusammen ein Vaterunser. Rückblickend von seiner Romreise polterte Luther, die Stadt sei ein „Sündenpfuhl“. Immerhin ist seit sechs Jahren ein römischer Platz nach Martin Lutero benannt, ganz in der Nähe vom Kolosseum. Der lutherische Landesbischof Friedrich Kramer hatte Franziskus zuvor in einer kurzen Rede als „Lieber Bruder in Christo“ begrüßt. „Wir sind evangelische und katholische Christinnen und Christen, aber auch Menschen ohne Konfessionszugehörigkeit […] Wir kommen aus einer Region, die Martin-Luther-Land ist; die Kirche ist semper reformanda. Wir wünschen Ihnen viel Glück und Gottes Segen für Ihren synodalen Prozess.“ „Mit Luther zum Papst“ ist am Sonntag in Rom mit dem Ökumenepreis der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland ausgezeichnet worden. (vn v. 25. 10.)

  6. Ein positives Resümee haben der Linzer Bischof Manfred Scheuer, der oberösterreichische Superintendent Gerold Lehner, Alt-Landeshauptmann Josef Pühringer und die Linzer Ökumene-Beauftragte Isabella Bruckner nach ihrer viertägigen Studienreise in die Schweiz gezogen. Die in der Vorwoche von der „Pro Oriente“-Sektion Linz veranstaltete Visite stand im Zeichen des Dialogs der christlichen Kirchen. Auch wenn die Ökumene derzeit leider keine Hochkonjunktur erlebe, sei es wichtig, „miteinander in Beziehung zu bleiben“ und das Bekenntnis und Zeugnis für Jesus Christus als „gemeinsame Mission“ zu verstehen, betonte Scheuer in der Linzer Kirchenzeitung. Die Zusammenarbeit zwischen den Kirchen und Konfessionen scheint derzeit schwieriger zu sein als noch vor einigen Jahrzehnten: Diesen Eindruck hatte man bei den Besuchen im ökumenischen Zentrum in Genf mit dem Lutherischen Weltbund und dem Ökumenischen Rat der Kirchen. Der dort tätige evangelische Pfarrer Benjamin Simon sowie der rumänisch-orthodoxe Theologe Vasile Octavian Mihoc vermittelten dies: Es gebe einen „schrecklichen Zug weg von der ökumenischen Weite zur Konzentration auf das je Eigene“, erklärte Mihoc. Besonders aufpassen müsse man, „dass die ethischen Fragen rund um die Homosexualität nicht zu kirchentrennenden Fragen werden“. Gleichzeitig gebe es jedoch auch Aufbrüche, ergänzte Pfarrer Simon: Kirchen könnten sich dank ihrer Zusammenarbeit spürbar in die Gesellschaft einbringen, wie etwa im Sudan oder in Kolumbien. Zudem habe die Pandemie ein neues Interesse an der Ökumene geschaffen. Beeindruckt von den Erfahrungen der Reise zeigten sich Superintendent Lehner und die Ökumene-Beauftragte Bruckner. Durch Ökumene „gewinnt man Freunde, Inspiration, man lernt, besser zuzuhören und miteinander zu kommunizieren“, sagte Lehner. Bruckner würdigte das Bewusstsein für Ökumene auf globaler Ebene sowie für „unterschiedliche Formen von Reformation und Spiritualität“. (kap v. 27. 10.)

  7. Zu Bemühungen um mehr Kircheneinheit gibt es keine Alternative, auch wenn der Weg mühsam ist. Das war der Tenor eines Symposions im Wiener Erzbischöflichen Palais zum Thema „Warum wir eine bekennende Ökumene brauchen“. Es diskutierten u. a. Kardinal Christoph Schönborn, der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis) und der lutherische Bischof Michael Chalupka. Dass die Kirchen heute im säkularen Europa weitgehend „machtlos“ geworden seien, bezeichnete Kardinal Schönborn als Chance für die Ökumene. „Wir stehen einander nicht mehr als ‚politische Gegner‘ gegenüber.“ Bischof Chalupka betonte, es sei schmerzlich, dass es nach wie vor nicht möglich sei, gemeinsam Eucharistie zu feiern. Als einen Meilenstein in der Ökumene in Österreich erinnerte er an das Ökumenische Sozialwort der heimischen Kirchen aus dem Jahr 2003. Metropolit Arsenios hob in seinen Ausführungen unter anderem die Bedeutung jeder noch so kleinen persönlichen Begegnung hervor. Auch er räumte ein, dass die Kirchen auf allen Ebenen noch mehr aufeinander hören und voneinander lernen sollten. Die deutsche Ökumene-Expertin Theresia Hainthaler erinnerte in ihrem Impulsvortrag an Kardinal Franz König (1905-2004). Sie verwies auf die Christologische Erklärung der Gemeinsamen Katholisch-Koptischen Kommission vom August 1976 in Wien. Darin versicherte man sich wechselseitig des orthodoxen Glaubens, oder auf die gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre 1999. Vor dem Symposion fand im Wiener Stephansdom ein Gedenkgottesdienst für Erich Leitenberger statt. An dem Symposion bzw. Gottesdienst nahmen u.a. auch der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld, der anglikanische Bischofsvikar Patrick Curran, die methodistische Pastorin Esther Handschin, der syrisch-orthodoxe Chorepiskopos Emanuel Aydin, der griechisch-katholische Generalvikar Yuriy Kolasa und Prof. Rudolf Prokschi, Vorsitzender des Ökumenischen Rats der Kirchen und Vizepräsident von Pro Oriente, teil. Veranstalter des Symposions waren die Stiftung Pro Oriente, der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), die Diözesankommission für ökumenische Fragen der Erzdiözese Wien, der Ökumene-Ausschuss Vikariat Wien-Stadt und die Initiative Christlicher Orient. (kap v. 29. 10.)

  8. Der Vatikan ermuntert die Ortskirchen dazu, schon bei der ersten Phase der Welt-Bischofssynode, auch Partner aus anderen christlichen Kirchen mit einzubeziehen. In einem Brief geben die Kurienkardinäle Kurt Koch und Mario Grech dazu praktische Hinweise: Sowohl die Synodalität als auch das Miteinander der Kirchen seien „Prozesse des gemeinsamen Vorangehens“, und gerade im Bereich der Synodalität lasse sich viel von anderen Kirchen lernen. Der Brief schlägt unter anderem vor, Delegierte aus anderen Kirchen zu den synodalen Prozessen in den einzelnen Bistümern einzuladen und sie um ihre Meinung zu bitten. Der Prozess der Weltsynode wird 2023 in eine Bischofssynode im Vatikan münden. (vn v. 30. 10.)

August 2021 Paul Weitzer
  1. Der „Abt-Emmanuel-Heufelder-Preis“ der Benediktinerabtei Niederaltaich (Bayern) geht an den rumänisch-orthodoxen Metropoliten Serafim (Joanta), wie „Pro Oriente“ berichtet. Joanta ist Metropolit von Deutschland, Österreich, Zentral- und Nordeuropa. Der jährliche Preis gehört zu den renommiertesten ökumenischen Auszeichnungen im deutschen Sprachraum. Es werden damit Einrichtungen und Personen gewürdigt, die sich in besonderer Weise für die ökumenische Verständigung und Annäherung zwischen der römisch-katholischen Kirche und den Ostkirchen engagieren. Metropolit Serafim (72) ist u.a. auch seit 2018 der orthodoxe Ko-Vorsitzende des orthodox-katholischen Arbeitskreises St. Irenäus. Abt Emmanuel Heufelder (1898-1982), an dessen ökumenische Pionierleistung der Preis-Stifter Hanns Gierlichs (1907-1993) durch die Namensgebung des Preises erinnern wollte, leitete von 1934 bis 1968 die Abtei Niederaltaich. Er gab dem Kloster die ökumenische Ausrichtung, z. B. durch ihre Gottesdienste im römischen und byzantinischen Ritus. Zu den bisherigen Preisträgerinnen und Preisträgern gehören u.a. die österreichische Oberin Christine Gleixner und der Grazer orthodoxe Ökumene-Experte Prof. Grigorios Larentzakis. (kap v. 4. 8.)
  2. Papst Franziskus hofft, dass die römisch-katholische Kirche und die Waldenser weiter aufeinander zugehen. Das ergibt sich aus einem Grußtelegramm, das sein Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin an die Synode der Union der methodistischen und waldensischen Kirchen geschickt hat. Die Synode, die sich normalerweise einmal im Jahr in der Nähe von Turin trifft, wird am 22. August eröffnet. Vier Tage lang wollen sich die Teilnehmer online austauschen, vor allem zum Thema Evangelisierung. Papst Franziskus ist in seinem Telegramm „dankbar für die fruchtbare gegenseitige Öffnung und das Wissen umeinander, das die Beziehungen zwischen Waldensern und Katholiken voranbringt“. Er bete darum, „dass alle Christen großzügig auf dem Weg zur vollen Einheit weitergehen“. 2015 schickte der Papst erstmals eine Grußbotschaft. Die Waldenser wurden von dem Lyoner Kaufmann Petrus Waldes (1140-1206) gegründet. Sie zählen heute weltweit rund 100.000 Mitglieder, viele davon in Italien. In Rom betreiben sie eine Theologische Fakultät unweit des Vatikans. (vn [= Vatican News] v. 21. 8.)
  3. Auf Einladung der Nationaldirektion der Katholischen Anderssprachigen Seelsorge hat in Wien ein ökumenischer Gebetsgottesdienst für Afghanistan unter der Leitung von Weihbischof Franz Scharl stattgefunden. Der Gottesdienst wurde von Mitgliedern der persisch-afghanischen katholischen Gemeinde gestaltet. Dabei kam besonders die Sorge um Frauen, Kinder, ethnische Minderheiten und Konvertiten zum Ausdruck. Auch jener afghanischen Konvertiten, die trotz ihrer Taufe von Österreich nach Afghanistan abgeschoben wurden und nun hochgradig gefährdet seien, habe man gedacht. In den Fürbitten wurde deshalb nicht nur für die Opfer von Verfolgung und Terror, sondern auch um Umkehr für jene gebetet, „die aus Verblendung und Hass andere unterdrücken und verfolgen“. An dem Gottesdienst nahmen auch Vertreter der Päpstlichen Missionswerke Missio, des Koordinationsbüros der Österreichischen Bischofskonferenz für Katechumenat und Asyl sowie der freikirchlichen Organisationen „Open Doors“ und AVC („Aktion für verfolgte Christen“) teil. (kap u. vn v. 21. 8.)
  4. Die römisch-katholische und evangelische Kirche sowie die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) haben zu einem ökumenischen Gottesdienst im Gedenken an die Opfer des verheerenden Hochwassers vom Juli eingeladen. Im Aachener Dom werden dazu neben Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, auch Betroffene, Helferinnen und Helfer und Notfallseelsorger erwartet. Zu dem Trauerakt, der live im ZDF übertragen wird, sind auch Repräsentanten der Nachbarländer Belgien, Niederlande und Luxemburg geladen. (kna u. vn v. 27. 8.)
  5. Bereits zum zweiten Mal findet im Innsbrucker Dom ein ökumenisches Friedensgebet für Afghanistan statt. Die Gemeinschaft Sant’Egidio hat dazu aufgerufen, woraufhin sich bereits vergangene Woche viele Gläubige, darunter Bischof Hermann Glettler, zu diesem Zweck versammelt haben. Ausdrücklich zum Gebet und zum Fasten für Afghanistan hat auch Papst Franziskus in seiner Angelus-Ansprache alle Gläubigen weltweit aufgefordert. In historischen Momenten wie diesen dürfe niemand gleichgültig bleiben. (kap u. vn v. 30. 8.)

 Juli 2021 Paul Weitzer

  1. Papst Franziskus traf im Vatikan den griechisch-orthodoxen Patriarchen von Antiochien, Johannes X. Yazigi. Dabei ging es um die aktuelle Situation im Nahen Osten. Der Patriarch hält sich derzeit aufgrund des Libanon-Gipfels im Vatikan auf. Der Patriarch dankte in einem auf der Website des Patriarchats veröffentlichtem Statement dem Papst für seine Initiative zum Libanon-Gipfel im Vatikan. Zu diesem wurden neben Patriarch Johannes X. eine Reihe weiterer Würdenträger aus der Region erwartet, unter anderem der Patriarch der Melkitischen Griechisch-katholischen Kirche, Joseph Absi, der maronitische Patriarch Kardinal Bechara Boutros Rai und der Patriarch der Syrisch-katholischen Kirche von Antiochien, Ignatius Youssef III. Younan; der armenische apostolische Katholikos Aram I., der syrisch-orthodoxe Patriarch Ignatius Aphrem II. sowie Joseph Kassabhas, Präsident des Obersten Rates der evangelischen Gemeinschaft in Syrien und im Libanon. Von römisch-katholischer Seite sind der Päpstliche Nuntius im Libanon, Erzbischof Joseph Spiteri, und Kardinal Leonardo Sandri, Präfekt der Kongregation für die Orientalischen Kirchen mit dabei. (kap u. vn [= Vatican News] v. 1. 7.)
  2. Der Grazer orthodoxe Theologe Grigorios Larentzakis drängt auf engagiertere Schritte, um die Kirchentrennung zu überwinden. In der Wochenzeitung „Die Tagespost“ ruft er zur „Wiederbelebung der vollen Kirchengemeinschaft“ auf. Er sei der Überzeugung, dass zuerst die „geschwisterliche Gesinnung“ bei den Gläubigen wiederhergestellt werden müsse. Das bedeute etwa Bekundung an Solidarität und gegenseitige Stärkung auch im sozialen Bereich. Solche Aktivitäten könnten auch gemeinsam organisiert werden. Er macht in seinem Beitrag konkrete Vorschläge für eine solche „gelebte Gemeinschaft“. Dazu gehöre etwa die Annahme eines einheitlichen Kalenders zur gleichzeitigen Feier der großen christlichen Feste wie Weihnachten und Ostern durch alle Kirchen. Darüber hinaus brauche es auch vertiefte Beziehungen zwischen den theologischen Fakultäten und den Vertretern der theologischen Wissenschaft sowie auch einen verstärkten Austausch auf Ebene der Studenten. (kap u. vn v. 6. 7.)
  3. Vor genau zehn Jahren wurde der Südsudan unabhängig. Heute ist die Lage im Land verzweifelt. Papst Franziskus, der Anglikaner-Primas Justin Welby und Jim Wallace, der Moderator der Generalversammlung der presbyterianischen Kirche Schottlands, nutzen den Unabhängigkeitstag für einen erneuten Friedensappell: „Wir ermutigen euch, noch stärkere Anstrengungen zu unternehmen, auf dass eure Landsleute die vollständigen Früchte der Unabhängigkeit kosten mögen. […] Leider lebt das südsudanesische Volk jedoch weiter in Unsicherheit und Angst. Kaum jemand vertraut noch darauf, dass es im Land, ‚Gerechtigkeit, Freiheit und Wohlstand‘ geben kann, wie in eurer Hymne besungen“, so das gemeinsame Schreiben an die politischen Führer im Südsudan. Zu Weihnachten 2019 hatte es ein ähnliches Schreiben gegeben. In dem aktuellen Schreiben bekräftigen sie neuerlich ihren Wunsch, das Land gemeinsam besuchen zu wollen. (vn v. 9. 7.)
  4. Für den Grazer orthodoxen Theologen Grigorios Larentzakis steht es außer Zweifel, dass die orthodoxe Kirche den Papst als Kirchenoberhaupt im Sinne eines „Primus inter pares“ anerkennen würde. Freilich müssten zuerst andere kirchentrennende Hindernisse ausgeräumt werden, aber auch hier sieht der Theologe keine unlösbaren Probleme. In einem ausführlichen Beitrag in der katholischen „Die Tagespost“ schreibt Larentzakis wörtlich: „Von orthodoxer Seite wäre es selbstverständlich und würde keinerlei Widerstand erfahren, dass nach einer Regelung aller trennenden kontroversiellen theologisch-kirchlichen Fragen durch den ökumenischen Dialog Rom wieder für alle Kirchen den ersten Platz einnehmen würde“, aber nicht als absoluter Souverän. Die innere Autonomie der einzelnen selbstständigen Kirchen dürfe nicht beeinträchtigt, sondern müsse respektiert werden bis hin zur selbstständigen Wahl der eigenen Bischöfe. Als „Primus inter pares“ hätte der Papst aber nicht nur einen bloßen Ehrenprimat, sondern auch konkrete Pflichten und Aufgaben, „ja auch Rechte im Dienst der Gesamtkirche. […] So käme ihm nach einvernehmlichen Beratungen und Übereinkünften das Initiativrecht, das Einberufungsrecht, das Vorsitzrecht, das Koordinationsrecht für ein gemeinsames Ökumenisches Konzil zu – oder was immer für die Gesamtkirche Christi und für das Heil aller Menschen gemeinsam vereinbart werden muss“. Der orthodoxe Theologe erinnert an den Besuch von Papst Paul VI. 1967 in Konstantinopel. Der Ökumenische Patriarch Athenagoras habe den Papst mit den Worten begrüßt: „Und siehe, wir haben in unserer Mitte […] den Bischof von Rom, den ersten von uns, der Ehre nach, den Vorsitzenden der Liebe.“ Die Liebe sei der Ausgangspunkt. Auf diese Begegnung habe auch Joseph Ratzinger in seinem viel zitierten Grazer Vortrag am 26. Januar 1976 Bezug genommen: „Rom muss vom Osten nicht mehr an Primatslehre fordern, als im ersten Jahrtausend formuliert und gelebt wurde. Wenn Patriarch Athenagoras am 25.7.1967 beim Besuch des Papstes im Phanar diesen als Nachfolger Petri, als den ersten an Ehre unter uns, den Vorsitzenden der Liebe, benannte, findet sich im Mund dieses großen Kirchenführers der wesentliche Gehalt der Primatsaussagen des ersten Jahrtausends, und mehr muss Rom nicht verlangen“. (kap u. vn v. 10. 7.)
  5. Mit einem berührenden Gottesdienst haben die römisch-katholische und die evangelische Kirche in Trier der Betroffenen der Flutkatastrophe gedacht. Den ökumenischen Klage-Gottesdienst in der Konstantinbasilika gestalteten Bischof Stephan Ackermann und der evangelische rheinische Präses Thorsten Latzel gemeinsam mit Notfallseelsorgerinnen und Seelsorgern. Ackermann sagte: „Die Bilder und Gespräche der vergangenen Tage gehen mir einfach nicht aus dem Kopf.“ Latzel sagte: Der ökumenische Gottesdienst wolle einen Ort bieten, vor Gott zur Ruhe zu kommen, Gefühle zuzulassen, „und um weinen zu können“. An dem Gottesdienst nahmen auch Politiker von SPD und CDU teil. (kna u. vn v. 18. 7.)
  6. Der chaldäisch-katholische Patriarch Louis Raphael Sako ist in der nordirakischen Stadt Erbil mit Vertretern anderer Kirchen zusammengetroffen, wie der Pro Oriente-Informationsdienst berichtete. Im Irak gibt es laut dem chaldäischen Patriarchat 14 Kirchen. 2006 war ein „Rat der Oberhäupter der Kirchen und christlichen Gemeinschaften im Irak“ gegründet worden, um die Ökumene voranzubringen. Patriarch Sako und seine Delegation trafen in der Hauptstadt der Autonomen Region Kurdistan u.a. mit dem syrisch-orthodoxen Erzbischof Nikodemus Sharaf, dem syrisch-katholischen Erzbischof Nathanael Nizar Samaan und mit Vertretern der Assyrischen Kirche des Ostens zusammen. Angesichts der vielfältigen Not im Irak brauche es die Zusammenarbeit und eine gemeinsame Stimme der Kirchen. Patriarch Sako hatte im Juni in einer offiziellen Erklärung dazu aufgerufen, die ökumenischen Beziehungen im Land wieder zu vertiefen. Die Frage der Wiederherstellung der vollen sakramentalen Einheit unter den Getauften sei eine „komplexe Frage“. Der Patriarch erinnerte an den gescheiterten Versuch, ein gemeinsames Datum für Ostern zu finden. (kap v. 22. 7.)
  7. Mit einem ökumenischen Gottesdienst der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der römisch-katholischen Kirche sowie der in der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) zusammengeschlossenen Kirchen will man der Opfer der Flutkatastrophe gedenken. Gestaltet wird der Gottesdienst im Aachener Dom vom Vorsitzenden des EKD-Rates, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, dem Vorsitzenden der ACK, Erzpriester Radu Constantin Miron, sowie mit Vertreterinnen und Vertretern anderer Religionen. „Die vielen Toten, die Trauernden und alle, die jetzt vor den Trümmern ihrer Existenz stehen, sollen nicht vergessen sein. Im Gottesdienst wollen wir sie vor Gott bringen und ihn um seinen Beistand und Trost bitten“, erklärten u. a. Bedford-Strohm und Bätzing. (kna u. vn v. 29. 7.

Juni 2021 Paul Weitzer

  1. Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner hat zum traditionellen Ökumene-Empfang ins Salzburger Kardinal Schwarzenberg-Haus geladen. Inhaltlich stand der Empfang unter dem Generalthema einer „Ökumenischen Ethik“, also dem Bemühen um gemeinsame ethische Positionen zu zentralen Herausforderungen der Gegenwart. Den Zusammenhang zwischen christlicher Religion und dem Gedanken der Menschenwürde wieder neu ins Bewusstsein zu rufen, sei eine der zentralen ökumenischen Herausforderungen der kommenden Zeit, so Lackner. Dazu brauche es aber einen guten ökumenischen Austausch. Die Salzburger Moraltheologin Angelika Walser ging in ihrem Festvortrag auf drei kontroverse Konfliktfelder „ökumenischer Ethik“ ein: den assistierten Suizid, die verbrauchende Embryonenforschung und die Frage nach dem Umgang mit homosexuellen Partnerschaften. Im Blick auf die Bewertung homosexueller Partnerschaften meinte Walser, ob es „wirklich im Sinne der Verkündigung von Gottes Liebe zu allen Menschen ist, wenn homosexuelle Paare weiterhin Paare zweiter Klasse bleiben“. Leiblichkeit und mit ihr Sexualität sei Teil der „guten Schöpfung Gottes“, so Walser: Sexualität „ist Teil der Identität einer jeden Person und vollzieht sich in Reifungsprozessen in den verschiedenen Phasen des Lebens. Natürlich ist ihr humaner Vollzug grundsätzlich ein berechtigtes ethisches Anliegen, doch stellt sich die Frage, inwiefern es nicht ausreichen würde, es bei einigen klaren Pfeilern wie der Betonung der Menschenwürde und der Absage an sexuelle Gewalt zu belassen.“ Und in Hinblick auf die Orthodoxie meinte sie: „Ich hoffe hier sehr auf die wachsende Generation junger orthodoxer Theologinnen und Theologen.“ Im Bereich der Schöpfungsverantwortung sei dies bereits der Fall. Theologische Ergänzungen zum Vortrag Walsers kamen vom evangelischen Superintendenten Olivier Dantine und dem Wiener rumänisch-orthodoxen Theologen Prof. Ioan Moga. (kathpress.at v. 2. 6.)
  2. In der Stiftskirche St. Peter (Salzburg) ist ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert worden. Das Datum im Juni wurde heuer bewusst gewählt, weil in vielen Ländern des Südens die Gebetswoche für die Einheit der Christen in der Woche vor Pfingsten begangen wird. So war man mit vielen Christen weltweit im Gebet vereint. Dem Gottesdienst standen Erzabt Korbinian Birnbacher, Pastorin Dorothee Büürma von der evangelisch-methodistischen Kirche, Superintendent Olivier Dantine von der Evangelischen Kirche A.B., Pfarrer Martin Eisenbraun von der Altkatholischen Kirche, P. Saliba Er von der Syrisch-orthodoxen Kirche, Pfarrer Zoran Vrbasky von der Serbisch-orthodoxen Kirche und Pfarrer Dumitru Viezuianu von der Rumänisch-orthodoxen Kirche vor. Die Predigt hielt Superintendent Dantine, der für eine kirchliche „Einheit in Vielfalt“ plädierte. Im gemeinsamen Blick auf Jesus Christus würden die Kirchen einander näherkommen: „Wir sind gemeinsam unterwegs Richtung Pfingstfest“ Das Pfingstfest sei das „Fest der Vielsprachigkeit des Gotteslobes“. Als die Apostel vom Heiligen Geist erfasst wurden, ging es „nicht zurück zu einer Einheitssprache, sondern das Lob des einen Gottes wurde vielstimmig und vielsprachig verkündet“, für ihn ein Bild für Ökumene. „Einheit in Vielfalt. Einheit in versöhnter Verschiedenheit.“ Das habe nichts mit Beliebigkeit zu tun, sondern sei Teil des Pfingstwunders, so Dantine: „Einen Gottesdienst wie heute zu feiern; den einen Gott loben in verschiedenen Sprachen und liturgischen Traditionen; Versöhnung leben bei aller Unterschiedlichkeit; Versöhnung vorleben“. (kap u. vn v. 19. 6.)
  3. Papst Franziskus empfing eine Delegation des Lutherischen Weltbundes, darunter auch dessen scheidenden Generalsekretär Martin Junge. „Die Ökumene ist nicht Ausübung kirchlicher Diplomatie, sondern ein Weg der Gnade“, sagte der Papst bei der Begegnung im Vatikan am Tag des Gedenkens an das Augsburger Bekenntnis vom 25. Juni 1530. Franziskus erinnerte in seiner Rede daran, dass die „Confessio Augustana“ damals einen Versuch war, die drohende Spaltung der westlichen Christenheit abzuwenden. Ursprünglich war sie nämlich als Dokument innerkatholischer Versöhnung gedacht; den Charakter eines lutherischen Bekenntnistextes nahm sie erst später an. „Gemeinsam bekennen, was uns im Glauben eint“: Dabei könne das Augsburger Bekenntnis – ebenso wie das Glaubensbekenntnis von Nizäa – auch heute Protestanten und Katholiken auf dem Weg zur Einheit helfen, zeigte sich der Papst überzeugt. Er betonte diesbezüglich auch die Einheit in der Taufe: „Die heilige Taufe ist die ursprüngliche Gabe Gottes, die all unserem religiösen Bemühen und all unserem Engagement zur Erlangung der vollen Einheit zugrunde liegt. Ja, denn die Ökumene […] zielt nicht auf ein Herunterhandeln oder auf konziliante Synkretismen, sondern auf eine in den Unterschieden versöhnte Einheit.“ Der Papst ermutigte daher alle, die sich im katholisch-lutherischen Dialog engagieren, zuversichtlich fortzufahren „im unablässigen Gebet, im gemeinsamen karitativen Handeln und in der Leidenschaft für die Suche nach größerer Einheit“. Er erinnerte an seine Reise nach Schweden im Jahr 2016. Dort wurde eine Gemeinsame Erklärung unterzeichnet, in welcher Lutheraner wie Katholiken betonen, sich weiter für die Einheit und gemeinsam für alle Menschen einzusetzen. Zur Frage der Eucharistie- bzw. Mahlgemeinschaft sagte er: „Einerseits empfinden wir Leid, weil es noch nicht möglich ist, sich um denselben Altar zu versammeln; denselben Kelch zu teilen, andererseits aber verspüren wir auch die Leidenschaft im Dienst an der Sache der Einheit, für die der Herr gebetet und sein Leben hingegeben hat. Gehen wir also mit solcher Passion unseren Weg vom Konflikt zur Gemeinschaft weiter. Im nächsten Schritt wird es um das Verständnis der engen Verbindung zwischen Kirche, Amt und Eucharistie gehen. Dabei wird es wichtig sein, mit geistlicher und theologischer Demut auf die Umstände zu schauen, die zu den Spaltungen geführt haben, im Vertrauen darauf, dass es – wenngleich die traurigen Ereignisse der Vergangenheit nicht ungeschehen gemacht werden können – dennoch möglich ist, sie im Rahmen einer versöhnten Geschichte neu zu sehen.“ Dem Lutherischen Weltbund gehören weltweit 148 Kirchen lutherischer Tradition an. (vn v. 25.6.)
  4. Mit einem Gottesdienst in der Evangelisch-Lutherischen Christuskirche in Rom ist eine Begegnungsreise der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) und des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes (DNK/LWB) zu Ende gegangen. Die Predigt im ökumenischen Gottesdienst hielt der vatikanische Ökumene-Kardinal Kurt Koch. Der Leitende Bischof der VELKD, Landesbischof Ralf Meister, leitete die Abendmahlsfeier. Bei den Gesprächen mit Vertretern Vatikans lag Meister zufolge „ein Schwerpunkt in der Frage, wie der Weg für konfessionsverbindende Ehen zum Abendmahl geöffnet wird“. Die evangelische Seite habe hier „die besondere Situation und Not in Deutschland“ dargelegt. Ermutigend seien die Begegnungen mit VertreterInnen von Sant’Egidio und der Fokolar-Bewegung gewesen – zwei Bewegungen innerhalb der römisch-katholischen Kirche, die in überkonfessioneller Weite alle Menschen christlichen Glaubens miteinander verbinden. „Es sind glaubwürdige christliche Zeugnisse in der Welt. Das zeigt: die Zukunft der Kirche wird ökumenisch gelebt“, resümierte Meister. Die evangelischen Bischöfe führten im Vatikan unter anderem Gespräche mit den Kardinälen Kurt Koch und Luis Ladaria (Präfekt der Glaubenskongregation). (vn v. 27. 6.)
  5. Die „dramatische Covid-Krise“ ist „eine Geißel“, aber auch ein „Testfall“, um die Gestaltung der Zukunft zu überdenken. Daran erinnerte der Papst in einer Audienz für die orthodoxe Delegation aus Konstantinopel anlässlich des Peter-und-Paul-Festes. Die Pandemie hat Leid und Tod gebracht, aber auch ein Überdenken des Umgangs miteinander. Man sei nun „an einem Scheideweg in der Frage der vollen Gemeinschaft“ angelangt. Es gebe „zwei Wege“: „Der eine Weg ist der des Rückzugs in sich selbst, auf der Suche nach der eigenen Sicherheit und den eigenen Möglichkeiten, und dann ist auf der anderen Seite jener Weg der Offenheit für andere, mit den Risiken, die das mit sich bringt, aber vor allem mit den Früchten der Gnade, die Gott garantiert.“ Schlimmer als die gegenwärtige Corona-Krise wäre es deshalb, die Möglichkeit der Annäherung zu verpassen. Die Lehren aus der Krise wären verschwendet, wenn man nicht daraus lernen würde, mit Demut die Fehler der Vergangenheit anzupacken: Für die Christen „auf dem Weg zur vollen Gemeinschaft“ gehe es also darum, von den Grundlagen auszugehen und zu fragen, „wie wir vorgehen wollen.“ Das heißt, nicht mehr mit den „alten Vorurteilen“ und „schädlichen Rivalitäten“ fortzufahren und stattdessen diese Mauern niederzureißen und „eine neue Phase der Beziehungen zwischen unseren Kirchen einzuleiten, die dadurch gekennzeichnet ist, dass wir mehr gemeinsam gehen“. Für Franziskus sei es heute entscheidend, diesen Weg zu gehen, auch wenn man den Blick auf die „Unterschiede“ nicht außer Acht lassen solle. Diese müssten aber, „im Dialog, in der Liebe und in der Wahrheit überwunden werden“. Dann wiederholt er, was er seinen orthodoxen Geschwistern bereits im Brief vom 30. November 2020, dem Fest des Apostels Andreas, an Patriarch Bartholomaios I. bekräftigt hatte, in dem er auf die „Wiederherstellung der vollen Gemeinschaft hofft, die durch die Teilnahme am selben eucharistischen Altar zum Ausdruck kommt“. Er sei sicher, „dass das Zeugnis der wachsenden Gemeinschaft unter den Christen „ein Zeichen der Hoffnung für viele Männer und Frauen sein wird, die sich ermutigt fühlen werden, eine universellere Geschwisterlichkeit und eine Versöhnung zu fördern, die fähig ist, das Unrecht der Vergangenheit zu beheben.“ Zum Abschluss der Audienz sandte Franziskus seine herzlichen Grüße an Patriarch Bartholomaios, der wegen Covid-Vorsichtsmaßnahmen diesmal nicht nach Rom reisen konnte. Am 29. Juni nimmt die orthodoxe Delegation an der vom Papst geleiteten feierlichen Zeremonie im Petersdom zum Fest der Heiligen Petrus und Paulus teil. (vatican news) (vn v. 28. 6.)
  6. Ökumenische und interkulturelle Kompetenzen sollten noch stärker als bisher in theologischen Studienplänen und Prüfungsordnungen verankert werden. Dafür spricht sich ein neues Impulspapier der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) aus. Darin plädiert die EKD für einen weiten Ökumene-Begriff: Ökumene sei nicht nur das Bemühen um die Einheit der christlichen Kirchen. „Wir denken dabei in Deutschland oft nur an die Verständigung zwischen evangelisch und katholisch“, sagt die EKD Ökumene-Kammervorsitzende, Ulrike Link-Wieczorek, und führt weiter aus: „Doch christlicher Glaube existiert weltweit in vielen kulturellen und konfessionellen Gestalten“. In einer von Globalisierung und Migration geprägten Gegenwart gelte es, diese Vielgestaltigkeit wahrzunehmen. Das Wissen darum erleichtere auch den Dialog mit anderen Religionen. Im Studium solle Ökumene deshalb nicht bloß ein Zusatzfach oder Spezialgebiet sein. Die ökumenische Perspektive müsse theologisches Lernen heute von Anfang an leiten. Zugleich seien konkrete Formate nötig, um interkulturelle und ökumenische Kompetenzen zu erwerben. Dazu gehörten auch außeruniversitäre Lernorte, Praktika, Reisen sowie ökumenische Begegnungen im In- und Ausland. (vn v. 29. 6.)

Mai 2021 Paul Weitzer

  1. Papst Franziskus hat den orthodoxen Christen und den römisch-katholischen Ostkirchen zum Osterfest gratuliert. „Ich sende unseren Brüdern und Schwestern der orthodoxen Kirchen und der katholischen Ostkirchen, die heute nach dem julianischen Kalender das Osterfest feiern, meine herzlichsten Glückwünsche“, so Franziskus, der insbesondere der Gemeinschaften gedachte, die „in besonders schwierigen Situationen“ leben. (vn v. 2. 5.)
  2. Vor dem am 13. Mai beginnenden Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt wirbt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Limburgs Bischof Georg Bätzing, für eine „Ökumene des Gewissens“. Im Interview mit der KNA verteidigte er das Konzept der ökumenisch gestalteten Mahlfeiern. Bätzing betonte, es gehe bei den geplanten Feiern „nicht um Interkommunion […,] sondern um die Frage, wie wir mit der Gewissensentscheidung einzelner katholischer oder evangelischer Christen umgehen“. Für ihn persönlich gelte, „dass ich eine solche Entscheidung respektiere und die Kommunion spende, wenn jemand hinzutritt, der glaubt, was wir Katholiken glauben, und im Glauben an die wirkliche Gegenwart Jesu Christi den Leib des Herrn empfangen möchte“. Das römisch-katholische Kirchenrecht kenne im Übrigen durchaus die Möglichkeit, dass Nicht-Katholiken unter bestimmten Voraussetzungen die Kommunion empfangen könnten. „Zweifellos müssen wir aber den theologischen Dialog über die Bedeutung von Eucharistie und Abendmahl und deren Bedeutung für die Kirchengemeinschaft fortsetzen.“ Hier gebe bereits deutliche Annäherungen. Mit Blick auf den Reformprozess der Kirche Deutschlands sagte Bätzing, der Synodale Weg ziele auf eine innere Reform der Kirche und „nicht auf eine Angleichung an den Protestantismus“. Die Fragen zu Themen wie Zölibat, Frauenordination oder Sexualmoral kämen aus dem Innersten der Kirche. „Das kann sich dann – in einem zweiten Schritt – auch auf die Ökumene auswirken.“ (kap u. kna v. 12. 5.)
  3. Papst Franziskus hat in einer Videobotschaft anlässlich des Online-Treffens der Italienischen „Charismatischen Gespräche“ daran erinnert, dass der Dialog zwischen Katholiken und Pfingstlern seit 1992 „aus der Wertschätzung des gemeinsamen Dienens“ und „Geschwisterlichkeit“ bestehe. „Jesus sendet uns, um zu verkünden, dass er mit uns ist, dass er beim Vater ist, dass er uns begleitet; und das sollen wir als Christen tun, ohne die Trennungen zu vergessen, die es noch gibt, die uns aber nicht daran hindern, zusammen zu arbeiten, zusammen zu gehen, einander die Füße zu waschen.“ Franziskus dankte den Teilnehmern für die Arbeit, die „seit Jahren“ Früchte bringe. „Es ist wichtig, dass dieser Weg weitergeht“, erklärt Giovanni Traettino, Pfarrer der Evangelischen Kirche in Caserta, gegenüber Vatican News. Matteo Calisi, Gründer und Präsident der „Gemeinschaft Jesu“ betont: „Alle Kirchen des Westens werden von einem Wind der Gnade durchströmt, der gerade durch die Pfingstbewegung repräsentiert wird, die sowohl Katholiken als auch Protestanten bis hin zu den Orthodoxen umfasst. Wir können daher von einem spirituellen Ökumenismus sprechen. […] So wird die gesunde ökumenische Provokation der Pfingstbewegung ihre Berufung und Sendung erfüllt haben, auch in allem, was die Theologie, den Dialog und die gewöhnliche Seelsorge in den Diözesen betrifft.“ Was die Christen trenne, müsse entschieden in den Hintergrund treten. „In der Tat ist das Fundament unserer Ökumene Christus, die Erfahrung des Heiligen Geistes und die Begegnung mit ihm. Deshalb sollten alle, die eine authentische Glaubenserfahrung leben, miteinander ins Gespräch kommen und gemeinsam gehen, denn wenn wir mit dem Herrn verbunden sind, können wir nicht anders, als uns als Brüder und Schwestern zu fühlen und deshalb einen gemeinsamen Weg zu gehen“, sagte Calisi.(vn v. 15. 5.)
  4. Mit wechselseitigen Einladungen zum Abendmahl haben römisch-katholische und evangelische Christen bei dem am 16. Mai beendeten Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt „Zeichen der Einheit“ gesetzt. So formulierte es der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing. In vier Gottesdiensten waren Katholiken eingeladen, am evangelischen Abendmahl teilzunehmen, während Protestanten umgekehrt die Eucharistie mitfeiern konnten. Der Kirchentag habe gezeigt, „wie viel mehr uns als Christen verbindet als uns trennt“, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zum Abschluss des viertägigen Christentreffens. Der Präsident des Ökumenischen Kirchentags, Thomas Sternberg, wies die Kritik von Kardinal Ludwig Müller zurück. „Wir leben eine Ökumene der Gastfreundschaft“, sagte er bei der Abschluss-Pressekonferenz: Die in Frankfurt praktizierten gegenseitige Einladungen seien Realität in zahllosen deutschen Gemeinden. Es sei somit nur ehrlich, wenn man dies nun auch bei einem Kirchentag öffentlich so gehandhabt habe. „Das ist ein ökumenischer Fortschritt“. Was die Segnungen homosexueller Paare betrifft, hofft Bischof Bätzing, Rom von der Notwendigkeit einer Liberalisierung überzeugen zu können: „Ich möchte, dass wir ihnen den Segen Gottes schenken. […] Dann würden Menschen von außen merken: Aha, es bewegt sich etwas in der Kirche.“ Jens Ehebrecht-Zumsande, der zu den InitiatorInnen der Aktion „#Liebegewinnt“ – mit Segnungen auch für homosexuelle Paare – gehörte, berichtete, dass es mehrheitlich die örtlichen Kirchenvorstände und Pfarrgemeinderäte, vereinzelt auch Geistliche waren, die die Aktion unterstützt hätten. „Der Kirchentag hat die digitalen Chancen genutzt, kontroverse Themen angepackt und hat vor allem die Ökumene weiter gestärkt“, sagte Volker Jung, Präsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. (dpa u. sz.de v. 16. 5.)
  5. Mit einem ökumenischen Gottesdienst hat am 16. Mai die Befreiungsfeier im ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen (Österreich) begonnen. Dem Gottesdienst in der Kapelle der KZ-Gedenkstätte – auch als Livestream mitzuverfolgen – standen Bischof Manfred Scheuer, der evangelische Superintendent Gerold Lehner und der orthodoxe Erzpriester Alexander Lapin vor. Bischof Scheuer sprach klare Worte: „Wir beklagen und verurteilen in dieser Stunde die Angriffe auf Synagogen in den vergangenen Tagen. Wir beklagen und verurteilen alle Vorfälle des Antisemitismus.“ Die Befreiungsfeier hatte das Motto „Vernichtete Vielfalt“. Die Nationalsozialisten hätten Millionen Menschen das Lebensrecht abgesprochen und Vielfalt verachtet, sagte Scheuer. In die gleiche Kerbe schlug auch Erzpriester Lapin, der Hass, Gewalt, Verachtung und Gleichgültigkeit gegenüber den Mitmenschen oder ganzen Völkern anprangerte. (kap u. vn v. 16. 5.)
  6. Die evangelische und die römisch-katholische Kirche in Niedersachsen wollen einen gemeinsamen christlichen Religionsunterricht (RU) einführen. Dieser soll den konfessionell getrennten RU ersetzen und könnte zum Schuljahr 2023/24 starten. Es soll sich weiterhin um einen glaubensorientierten Unterricht und nicht ein allgemeines Fach Religionskunde handeln. Für christliche Kinder soll es außerdem ein Pflichtfach bleiben. Nach Angaben der Kirchen handelt es sich um eine in dieser Form einmalige Initiative in Deutschland, die auf die besondere Situation Niedersachsens zugeschnitten ist: 46% der SchülerInnen sind evangelisch, 16% katholisch, 23% ohne Religionszugehörigkeit, 9% muslimisch und 6% der SchülerInnen gehören einer anderen Religion an. Alle Lehrkräfte, die zum Unterrichten von evangelischem oder katholischem RU befugt sind, sollen auch künftig das gemeinsame Fach unterrichten können, betonen die Kirchen. Angebote zur ökumenischen Fortbildung sollen angeboten und gemeinsame Religionsbücher erstellt werden. (dpa v. 18. 5.; sz.de v. 19. 5.)
  7. In der Stiftskirche St. Peter ist am 19. Mai ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert worden. Dem Gottesdienst standen Erzabt Korbinian Birnbacher, Pastorin Dorothee Büürma von der methodistischen Kirche, Superintendent Olivier Dantine von der evangelischen Kirche A.B., Pfarrer Martin Eisenbraun von der altkatholischen Kirche, P. Saliba Er von der syrisch-orthodoxen Kirche, Pfarrer Zoran Vrbasky von der serbisch-orthodoxen Kirche und Pfarrer Dumitru Viezuianu von der rumänisch-orthodoxen Kirche vor. Die Predigt hielt Superintendent Dantine, der für eine kirchliche „Einheit in Vielfalt“ plädierte. Im gemeinsamen Blick auf Jesus Christus und im gemeinsamen Ringen um das rechte Verständnis des Wortes Gottes würden die Kirchen einander näherkommen, so Dantine: „Wir sind gemeinsam unterwegs Richtung Pfingstfest.“ Als die Apostel vom Heiligen Geist erfasst wurden, ging es gerade „nicht zurück zu einer Einheitssprache, sondern das Lob des einen Gottes wurde vielstimmig und vielsprachig verkündet.“ Für ihn sei das ein Bild für Ökumene: „Einheit in Vielfalt. Einheit in versöhnter Verschiedenheit. […] Einen Gottesdienst wie heute zu feiern; den einen Gott loben in verschiedenen Sprachen und liturgischen Traditionen; Versöhnung leben bei aller Unterschiedlichkeit; Versöhnung vorleben“, so Dantine. (kap u. vn v. 19. 5.)
  8. Die heutige „Lange Nacht der Kirchen“ in Österreich fand am 28. Mai unter dem Motto „Heuer sicher anders“ statt. Dazu der Innsbrucker Diözesanbischof Hermann Glettler im Interview mit Radio Vatikan in Auszügen: „Es gibt sehr interessante Programmpunkte wieder bei der Langen Nacht der Kirchen. […] Es gibt auch einige ökumenische Schwerpunkte: Also die Kirche der serbisch-orthodoxen Kirche ist auch offen. Dort gibt es auch einen gemeinsamen ökumenischen Start. […] Auch die Kirchen in der Schweiz machen mit: Das über langenachtderkirchen.ch in den vier Landessprachen (Deutsch, Französisch, Italienisch und Romanisch) abrufbare Programm wird mit einem gemeinsamen Glockengeläut der beteiligten Kirchen zwischen 18 Uhr und 18.20 Uhr eröffnet.“ (kap v. 26. 5.; kap u. vn v. 27. 5.)

 April 2021 Paul Weitzer

Die Schweizer Kirchen starten ab Ostern mit einer neuen Initiative: Auf www.lichtschenken.ch kann man virtuell Lichter anzünden und so ein Lichtermeer der Solidarität bilden. Ökumenisch gemeinsam veröffentlichen die evangelisch-reformierte Kirche Schweiz (EKS), die römisch-katholische Zentralkonferenz der Schweiz, die Schweizer Bischofskonferenz (SBK), die Christkatholische Kirche der Schweiz, die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz und die Schweizerische Evangelische Allianz dafür eine dreisprachige Gedenkseite. Die Pressesprecherin der SBK, Encarnación Berger-Lobato, dazu im Gespräch mit Radio Vatikan: Wegen Corona „war es der SBK und anderen christlichen Kirchen wichtig, eine ökumenische Solidaritätsaktion zu starten und so ein gemeinsames Zeichen der Hoffnung zu setzen. […] Diese Kerzen werden uns vom Karsamstag bis zum Pfingstmontag begleiten und uns immer wieder daran erinnern, dass Jesus Christus das Licht in unserem Leben ist und dass nicht der Tod die Pandemie besiegen wird, sondern das Leben und die Hoffnung.“ Was von vornherein klar war: Es sollte ein ökumenisches Projekt sein. Für Rita Famos, Präsidentin der EKS, ist es wichtig, das Osterlicht, das das Leben symbolisiert, weiterzugeben. „Lichtschenken.ch wird eine ganz andere Art von Corona-Demonstration sein: Eine Demonstration unseres Zusammenhalts und unserer Zuversicht.“ (vn v. 3. 4.)

  1. Zwischen der römisch-katholischen und der orthodoxen Kirche hat es „nie ein großes endgültiges Schisma“ und keine gültige gegenseitige kirchliche Verurteilung gegeben – und es sei auch keine offizielle große Spaltung vollzogen worden. Das betont der Grazer orthodoxe Theologe und stellvertretende Vorsitzende der Grazer „Pro Oriente“-Sektion, Prof. Grigorios Larentzakis. Es stimme auch nicht, dass das Jahr 1054 für eine solche Bruchstelle herangezogen werden könne. 1054 war Kardinal Humbert im Auftrag von Papst Leo IX. nach Konstantinopel gereist, um ein militärisches Bündnis gegen die Normannen zu schließen, was leider misslang. Unglückliche Umstände führten dann dazu, dass er den Patriarchen Michael Kerullarios exkommunizierte. Kurz darauf folgte die Gegenexkommunikation. Dies hat jedoch für die Gesamtkirche wenig bis keine Bedeutung gehabt. Zum einen hatte Humbert am 16. Juli 1054 kein Recht und schon gar keinen Auftrag gehabt, die Bannbulle auf dem Altar der Hagia Sophia niederzulegen. „Diese Exkommunikation war also ungültig“, so Larentzakis. Zweitens habe sich die Bannbulle nur gegen den Patriarchen Michael Kerullarios und dessen Anhang, und nicht gegen den byzantinischen Kaiser oder gegen die ganze östliche Kirche gerichtet. Drittens: Auch der Patriarch exkommunizierte nicht die ganze abendländische Kirche, sondern nur Kardinal Humbert und seine Hintermänner. Larentzakis verweist auf Joseph Ratzinger, den späteren Papst Benedikt XVI., der in einer Arbeit darlegte, dass Kardinal Humbert in der gleichen Bulle, mit der er den Patriarchen exkommunizierte, zugleich den Kaiser und die Bürger von Konstantinopel als sehr christlich und rechtgläubig bezeichnete. Weder im Osten noch im Westen hatte man damals die Überzeugung, dass durch die besagten Exkommunikationen ein endgültiges großes Schisma zwischen Ost- und Westkirche entstanden sei. So wurden folgerichtig am 7. Dezember 1965 beim gemeinsamen ökumenischen Akt in Rom und Konstantinopel die Exkommunikationen aus dem Jahre 1054 wörtlich „aus der Mitte und dem Gedächtnis der Kirche entfernt“. Die Exkommunikationen wurden also nicht aufgehoben, weil es nichts aufzuheben gab. Allerdings war damals ein großer Entfremdungsprozess zwischen Ost und West die Folge. Dieser habe jedoch bereits lange vor 1054 eingesetzt. Larentzakis nennt als Beispiel der Entfremdung die Eroberung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer 1204. Aber auch damals bzw. in den Jahrzehnten danach habe nicht das Gefühl vorgeherrscht, dass es sich bei der West- und Ostkirche um zwei völlig getrennte Kirchen handelte. Die Gültigkeit der Sakramente im Osten wurde von den Lateinern nicht infrage gestellt, die orthodoxen Kleriker blieben im Amt, teils versahen auch lateinische Kleriker in orthodoxen Gemeinden ihren Dienst. Mischehen zwischen Lateinern und Orthodoxen waren stets erlaubt und wurden auch praktiziert. Eine verfestigte Entfremdung macht Prof. Larentzakis erst für das 16. Jahrhundert aus: Mitte dieses Jahrhunderts etablierte sich in Rom die Theorie der Unterwerfung der „Schismatischen Kirchen des Ostens“. Die Theorie der ekklesiologischen und soteriologischen Exklusivität der römisch-katholischen Kirche wurde entwickelt und praktiziert, wonach es für die Christen unabdingbar für ihr Heil sei, unter der Obhut des Papstes in Rom zu stehen. Trotzdem gab es orthodoxerseits stets Positionen, die das Kirche-Sein der römisch-katholischen Kirche und deren Sakramente anerkannten. Auch das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) spreche von der Gültigkeit der Sakramente in der Orthodoxen Kirche und empfehle sogar in bestimmten Fällen die Praktizierung der sakramentalen Gemeinschaft. So gibt es weder auf orthodoxer noch römisch-katholischer Seite ein Datum oder ein Dokument, mit dem ein vollständiges Schisma belegt werden könnte, resümierte Prof. Larentzakis, Mitglied zahlreicher internationaler ökumenischer Kommissionen und Gremien. (pro oriente u. vn v. 5. 4.)

  2. Die aktuelle Debatte über die Sterbehilfe steht im Mittelpunkt der bundesweiten ökumenischen „Woche für das Leben“ der beiden großen Kirchen Deutschlands vom 17. bis 24. April. Der zentrale Auftakt dazu findet mit einem ökumenischen Gottesdienst im Augsburger Dom statt, an dem Bischof Georg Bätzing, der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, sowie die Augsburger Bischöfe Axel Piper und Bertram Meier teilnehmen. Im Zentrum der Aktion stehen die Sorge um Schwerkranke und sterbende Menschen durch palliative und seelsorgliche Begleitung. „Aus der Gottebenbildlichkeit des Menschen folgt für uns Christen seine unantastbare Würde, die uns verpflichtet, für den Schutz jedes menschlichen Lebens einzutreten,“ erklären Bischof Bätzing und Bischof Heinrich Bedford-Strohm im Vorwort des Themenhefts. Das Bundesverfassungsgericht Deutschlands hatte im Februar 2020 das 2015 vom Bundestag beschlossene Verbot der geschäftsmäßigen Förderung der Selbsttötung aufgehoben. Denn es gebe ein umfassendes Recht auf selbstbestimmtes Sterben. Darin sei die Freiheit eingeschlossen, die Hilfe Dritter in Anspruch zu nehmen. (kna u. vn v. 8. 4.)

  3. Vertreter der verschiedenen christlichen Konfessionen haben in der Kustodie des Hl. Grabes in Jerusalem die traditionellen Ostergrüße ausgetauscht. Die Delegationen wurden vom Kustos des Heiligen Landes, Francesco Patton, und von Franziskanern aus dem Erlöserkloster begrüßt. Der griechisch-orthodoxe Patriarch Theophilus III. sagte: „Heiligen Grab, das alle Gemeinschaften umfasst, […möge allen] das Licht der Auferstehung zu bringen“. Die Vertreter der äthiopischen Kirche erinnerten daran, dass wir „Gott zutiefst danken müssen für diese ruhigere Zeit, in der wir Ostern feiern dürfen.“ Der Vertreter der koptischen Delegation sagte, dass es „in dieser Zeit der Pandemie notwendig [ist], eine Botschaft der Freude zu geben“, während die Vertreter der syrisch-orthodoxen Kirche um die Fürsprache Gottes für den Frieden in der Welt und die Heilung der Kranken baten. Eine Delegation der Kustodie besuchte dann das griechisch-melkitisch-katholische Patriarchat. (vn v. 9. 4.)

Hoffnungszeichen Dez. 2020  (+Anfang Jänner 2021) Paul Weitzer

  1. Im Zeichen der Bergpredigt des Matthäus-Evangeliums stand das Ökumenische Friedensgebet für Äthiopien und Eritrea in der Wiener Canisiuskirche, zu dem „Pro Oriente“ mit der Arbeitsgemeinschaft der afro-asiatischen und lateinamerikanischen Gemeinden in der Erzdiözese Wien eingeladen hatten. Die entscheidenden Mt-Verse über die Nächsten- und Feindesliebe wurden auf Amharisch, Tigrinya und Deutsch proklamiert. Der „Pro Oriente“-Vizepräsident, em. Univ.-Prof. Rudolf Prokschi, bezeichnete diese Worte der Bergpredigt als „größte Herausforderung“. Der Präsident von „Pro Oriente“, Botschafter i. R. Alfons M. Kloss, gedachte in seiner Fürbitte der verfolgten Christen in Äthiopien und in aller Welt. Das Vaterunser wurde von allen Anwesenden gemeinsam in ihren Sprachen gebetet. Ausschlaggebend für das Friedensgebet waren die blutigen Auseinandersetzungen zwischen äthiopischen Bundestruppen und der Regionalregierung der Region Tigray. Das Friedensgebet wurde vom armenisch-apostolischen Bischof Tiran Petrosyan und dem Wiener Weihbischof Franz Scharl geleitet. (vn v. 9. 12.)

  2. Mit einem ökumenischen Gebet für Frieden und Gewaltlosigkeit in Weißrussland haben die evangelische Kirche in Deutschland (EKD), die deutsche römisch-katholische Bischofskonferenz (DBK) und die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) im Berliner Dom auf die Lage in Belarus hingewiesen. Dem Friedensgebet standen die Auslandsbischöfin der EKD, Petra Bosse-Huber, Erzbischof Heiner Koch als Vorsitzender der Unterkommission für Mittel- und Osteuropa der DBK, sowie der Vorsitzende der ACK, Erzpriester Radu Constantin Miron, vor. An der Vorbereitung waren beteiligt: der Arbeitskreis Christliche Vision des belarussischen Koordinierungsrates und die Hilfswerke Renovabis und Brot für die Welt. Als Vertreterin der belarussischen Protestbewegung sprach Swetlana Tichanowskaja ein Grußwort. Die Bischöfin Bosse-Huber verlangte nach einem „Dialog zwischen Regierung und Zivilgesellschaft“. Erzbischof Heiner Koch betonte in seiner Predigt: „Ihr seid in Belarus nicht allein, wir stehen zu Euch! […] Und wir lernen, dass die Kirche mutig sein muss und bereit, Stellung zu beziehen, wo die Menschenwürde und die Menschenrechte mit Füßen getreten werden.“ Erzpriester Radu Constantin Miron erklärte: „Mit diesem Friedensgebet geben wir unserer großen Sehnsucht nach Frieden und Gewaltlosigkeit in Belarus Ausdruck. Die ACK in Deutschland trägt diesen Namen, weil wir […] gemeinsam arbeiten wollen für die Einheit der Kirche Jesu Christi, für das gemeinsame Zeugnis, für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung Gottes.“ (vn v. 14. 12.)

  3. Weihnachten 2020 findet trotz Corona-Pandemie statt – und zwar ökumenisch im Internet: Das Schweizer Projekt heißt „Trotzdem Licht – Weihnachten findet statt“ und ist ein zweiminütiges Video, dass man gratis in die eigene Website einbauen oder in Gottesdiensten verwenden darf. Das Weihnachtsvideo trägt die Weihnachtsbotschaft musikalisch vor. An dem ökumenischen Projekt sind u. a. beteiligt: der Einsiedler Abt Urban Federer, der Theologiestudent Claude Bachmann von der Fachstelle für offene kirchliche Jugendarbeit, Gunda Brüske, Co-Leiterin des Liturgischen Instituts der deutschsprachigen Schweiz, sowie Martin Schmidt, reformierter Kirchenratspräsident von St. Gallen. (vn v. 15. 12.)

  4. Der Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg will am Heiligen Abend ein Zeichen setzen: Unabhängig von der Konfession sollen am 24. Dezember um 14.55 Uhr die Glocken aller Lübecker Kirchen gleichzeitig läuten. Darauf habe sich die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) geeinigt. Dadurch soll trotz fehlender Gottesdienste die Weihnachtsbotschaft von Liebe und Frieden auf Erden erlebbar werden, sagte die Pröpstin des Kirchenkreises, Petra Kallies. Der ACK gehören neben der evangelisch-lutherischen und der römisch-katholischen auch die reformierte Kirche sowie Baptisten, Methodisten, Mennoniten, die Freie evangelische Gemeinde und die Heilsarmee an. (dpa u. sz.de v. 16. 12.)

  5. Die jährliche Gebetswoche für die Einheit der Christen vom 18. bis 25. Januar und die ebenfalls jeweils im Januar stattfindende „Allianzgebetswoche“ der evangelikal geprägten Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) sollen künftig stärker ökumenisch vernetzt werden. Wie der Ökumenische Rat Berlin-Brandenburg (ÖRBB) in Berlin ankündigte, wollen der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), Radu Constantin Miron, und der Generalsekretär der DEA, Reinhard Schink, am 16. Januar 2021 in Berlin eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnen. Seit 1968 werden die Gebetstexte für die Gebetswoche für die Einheit der Christen vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) und dem Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen herausgegeben. Erarbeitet werden sie von ökumenischen Vorbereitungsgruppen aus wechselnden Ländern. Ähnlich verhält es sich mit der Allianzgebetswoche, die 1856 in Hamburg initiiert wurde und nach DEA-Angaben die am längsten jährlich stattfindende überkonfessionelle Veranstaltungsreihe ist. Beim dritten schon ökumenisch ausgerichteten Gebetstag mit dem Titel „Eins“ im Januar 2020 wurden innerhalb eines ökumenischen Gottesdienstes „Gebetsstationen“ in den unterschiedlichen konfessionellen Traditionen angeboten: Taize-Gebet, tänzerisches Gebet, orthodoxes Gebet, Litanei-Gebet, afrikanischer Lobpreis, Gebet für die Stadt in freikirchlicher Tradition. Am Ende stand ein „Worship-Konzert“. (kna u. vn v. 17. 12.)

  6. Eine Woche vor Weihnachten haben der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und der Vorsitzende der römisch-katholischen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, ein gemeinsames ökumenisches Wort zum Christfest veröffentlicht: „Fürchtet euch nicht!“: Mit dieser Botschaft hätten die Engel die Geburt Christi in der Welt angekündigt. Diese Botschaft gelte uns bis heute. Denn die Corona-Lage macht Angst. „Wir halten uns in aller Angst und Bedrängnis an dem Kind in der Krippe fest und vertrauen darauf, dass Gott in allem bei uns ist. Gott bei euch.“ (vn v. 17. 12.)

  7. Normalerweise findet das sogenannte „Ökumenische Theologische Studienjahr“ an der Dormitio-Abtei der Benediktiner in Jerusalem statt. Doch wegen der Corona-Beschränkungen mussten die jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach Rom ausweichen. Dort empfing sie Papst Franziskus in Audienz und sagte: „Das Studienjahr ist eine Gelegenheit für Studierende der katholischen und evangelischen Theologie, die biblischen Stätten kennenzulernen und den Ostkirchen sowie der jüdischen und islamischen Welt zu begegnen. Auch wenn ihr in diesem Jahr diese Erfahrung nicht im Heiligen Land machen könnt, […] so sollen das vertiefte Studium der Heiligen Schrift, die Ökumene und der interreligiöse Dialog stets ein typisches Kennzeichen eures Programms bleiben”. Der Leiter des Studienjahres, P. Nikodemus Schnabel OSB erklärte: „Wir tun das eben seit 47 Jahren gemeinsam, ökumenisch – und auch mit Schwerpunkten, die in Zukunft wohl immer wichtiger werden. Damit meine ich Ökumene nicht nur evangelisch-katholisch, sondern auch hin zu den Ostkirchen, und den Dialog mit Judentum und Islam…“ (vn v. 18. 12.)

  8. Die Kirchen im Bundesland Sachsen-Anhalt (80 Prozent Konfessionslose, 15 Prozent Christen) arbeiten beim Religionsunterricht enger zusammen: Wenn es an einer Schule evangelische und römisch-katholische Religionslehrkräfte gibt, können sie den Unterricht in Klassen der jeweils anderen Konfession im jährlichen Wechsel erteilen. (JA v. 20. 12.)

  9. Das gemeinsame Vorhaben von Papst Franziskus und dem Anglikanerprimas Justin Welby, den Südsudan zu besuchen, bleibt aufrecht: Das bekräftigen beide in einem gemeinsamen Schreiben an politische Persönlichkeiten den Südsudan. Die Botschaft trägt auch die Unterschrift des Vorsitzenden der Generalversammlung der Church of Scotland, Martin Fair. Franziskus, Welby und Fair erinnern an die Begegnung der beiden Widersacher Riek Machar und Salva Kiir mit dem Papst im Vatikan vom April 2019. Dabei kniete der Papst nieder, um beiden die Füße zu küssen. Man freue sich über die inzwischen erzielten „kleinen Fortschritte“ auf dem Weg zum Frieden: „Wenn wir auf Besuch kommen, möchten wir Zeugen einer veränderten Nation sein“. An der Spitze des Südsudan sollten auch veränderte Politiker stehen, die „einander an der Hand halten, vereint wie einfache Bürger, um Väter (und Mütter) der Nation zu werden“, wiederholt das Schreiben die Worte, die Franziskus bereits im April 2019 an sie gerichtet hatte. Der Bürgerkrieg hat seit 2013 an die 400.000 Todesopfer gefordert, vier Millionen Menschen ergriffen die Flucht. (vn v. 24. 12.)

Hoffnungszeichen ab 9. Nov. 2020  (+Anfang Dez. 2020) Paul Weitzer

  1. Der anglikanische Primas Justin Welby beurteilt die Enzyklika „Fratelli tutti“ von Papst Franziskus positiv: Der Text stelle Christus in die Mitte und entwerfe „eine ehrgeizige und mutige Vision einer künftigen, besseren Welt“, sagte er in einem Interview mit Vatikanmedien. Er ermunterte auch dazu, in den ökumenischen Bemühungen nicht nachzulassen. „Die Menschen haben eine Tendenz dazu, Barrieren zu errichten und ihr Territorium abzustecken. Das passiert in der Kirche, aber auch in der Politik. Die ökumenische Bewegung tut nichts anderes, als diese Barrieren allmählich zu schleifen.“ Er würdigte die „Gemeinsame Erklärung der Kirchen zur Rechtfertigungslehre“, die vor zwanzig Jahren erreicht wurde, als ausgesprochen wichtigen Schritt. (vn v. 17. 11.)

  2. In Deutschland planen Münchner Kardinal Reinhard Marx und der Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche (EKD), am Heiligen Abend in München einen ökumenischen Gottesdienst unter freiem Himmel. „Wir wollen damit eine Gelegenheit bieten, die wunderbare Weihnachtsbotschaft mit einer größeren Anzahl Menschen zu feiern, als die Corona-Schutzmaßnahmen in einer Kirche erlauben würden“, sagte der EKD-Chef. Kardinal Marx betonte, das Ziel einer sichtbaren Einheit in versöhnter Verschiedenheit sei für beide Kirchen „sehr attraktiv und nicht unrealistisch“. (kap u. kna v. 20. 11.)

  3. Die katholischen Bistümer Limburg und Mainz sowie die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) rufen ihre Mitglieder zum gemeinsamen Gebet auf. Nach eigenen Angaben wollen die Kirchen mit der ökumenischen Aktion unter dem Titel „Miteinander und füreinander beten!“ in der Adventszeit positive Impulse setzen. „Gott ist bei uns, anders, als wir denken“, schreiben die Kirchen. Der Kirchenpräsident der EKHN, Volker Jung, der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf und der Limburger Bischof Georg Bätzing rufen dazu auf, in der Adventszeit jeden Abend um 19.30 Uhr ein Licht in das Fenster zu stellen und „miteinander und füreinander zu beten“. Die Aktion ist Teil der bundesweiten Kampagne „Fürchtet euch nicht. Gott ist bei euch!“ der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). (welt.de v. 27. 11.)

  4. Am Fest des heiligen Andreas, des Schutzpatrons des Patriarchats von Konstantinopel, wandte sich der Papst handschriftlich an seinen „geliebten Bruder“ Bartholomaios I., das Ehrenoberhaupt der Orthodoxie. An der feierlichen Göttlichen Liturgie zum Hochfest des Apostels im Phanar nahm traditionsgemäß eine Vatikandelegation unter der Leitung des Kurienkardinals Kurt Koch teil. In seiner Botschaft an den Patriarchen erinnert sich der Papst „mit großer Freude“ an die letzte gemeinsame Begegnung aus Anlass des ökumenischen und interreligiösen Friedenstreffens in Rom am vergangenen Oktober: „Konflikte und Gewalt werden niemals aufhören, solange nicht alle Menschen zu einem tieferen Bewusstsein gelangen, dass sie als Brüder und Schwestern eine gegenseitige Verantwortung tragen.“ Vor diesem Hintergrund hätten die christlichen Kirchen gemeinsam mit anderen religiösen Traditionen die „vorrangige Pflicht“, ein „Beispiel für Dialog, gegenseitigen Respekt und praktische Zusammenarbeit“ zu geben. Er erinnerte daran, dass eine Enzyklika des Heiligen Synods des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel zur Ökumene schon vor hundert Jahren an die Kirchen in aller Welt gesendet worden war. „Wenn die einzelnen Kirchen von der Liebe inspiriert sind und diese bei ihrem Urteil über andere über alles andere setzen“, zitiert Franziskus aus dem historischen Schreiben, „können sie die bestehenden Unstimmigkeiten, anstatt sie zu verstärken, verringern. […] Auch wenn Hindernisse bestehen bleiben“, vertraue er darauf, dass das Ziel „einer Wiederherstellung der vollständigen Einheit“ zu erreichen sei, „die sich durch die Teilnahme am selben eucharistischen Altar ausdrückt“. Die römisch-katholischen Besucher unter der Leitung des Ökumene-Verantwortlichen Kardinal Kurt Koch nahmen in der Patriarchalkirche des heiligen Georg im Phanar an der Göttlichen Liturgie teil, die der Ökumenische Patriarch leitete. (vn v. 30. 11.)

Hoffnungszeichen Juli 2020  (+Anfang Aug. 2020) Paul Weitzer

 Die römisch-katholische Diözese Erfurt und die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) gedenken am 18. Juli der österreichischen Priestermärtyrer Otto Neururer und Matthias Spanlang. Sie wurden vor 80 Jahren im Konzentrationslager Buchenwald ermordet. Otto Neururer wurde am 25. März 1882 in Piller in Tirol geboren. Weil Neururer als damaliger Pfarrer von Götzens in Tirol einer jungen Frau von der Ehe mit einem aus der Kirche ausgetretenen geschiedenen Nationalsozialisten abriet, verhaftete ihn die Gestapo am 15. Dezember 1938 und brachte ihn später ins KZ Buchenwald. Auch im KZ wirkte Neururer als Seelsorger. Als ein Mithäftling getauft werden wollte, begann er mit seinem aus dem oberösterreichischem Kallham stammenden Mitbruder Matthias Spanlang trotz Verbots den Glaubensunterricht. Neururer wurde Ende Mai 1940 nackt und kopfüber an den Füßen aufgehängt, bis nach 36 qualvollen Stunden der Tod eintrat. Spanlangs Tod wurde vier Tage später beim Gefangenenappell im KZ Buchenwald bekannt gegeben. Spanlang und Neururer wurden 1996 von Papst Johannes Paul II. als Märtyrer seliggesprochen. Der ökumenische Gottesdienst findet am 1. Juli auf dem ehemaligen Appellplatz des KZ Buchenwald statt. (kap u. vn v. 14. 7.)

Hoffnungszeichen ab 11. Mai 2020  (+Anfang Juni 2020) Paul Weitzer

 Christen im deutschen Sprachraum bitten gemeinsam um den Heiligen Geist im Hinblick auf das kommende Pfingstfest und vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie: Dieses Anliegen steht hinter der ökumenischen Gebetsinitiative „Österreich betet gemeinsam“, die u. a. von Kardinal Christoph Schönborn und weiteren österreichischen Bischöfen unterstützt wird. Ein ähnliches Ziel verfolgt die von Deutschland ausgehende Initiative „Gemeinsam vor Pfingsten“. Von Christi Himmelfahrt bis Pfingsten soll gebeten und gefastet werden. Zum Auftakt am 21. Mai werden in Österreich von 19.00 bis 20.30 Uhr in einem Livestream verschiedene Gebetsanliegen. Auf Donnerstag, 28. Mai fokussiert sich die Initiative „Gemeinsam vor Pfingsten“ auf das deutsche Fulda, wo ein zentrales Gebetstreffen vom Augsburger ökumenischen Verein „Gebetshaus“ geplant ist. Römisch-katholische, evangelische, orthodoxe und freikirchliche Christen seien willkommen, ebenso jede/r andere Mitbetende: „Der Heilige Geist liebt die Vielfalt.“ (kap . vn v. 11. 5.)

  1. Papst Franziskus hat den koptisch-orthodoxen Patriarchen Tawadros II. angerufen, um die gegenseitigen Bande der Geschwisterlichkeit in Zeiten der Pandemie zu erneuern. Der Anruf erfolgte aus Anlass des 10. Mai, dem Tag, an dem der Papst und der ägyptische Patriarch ihr Versprechen des täglichen und gegenseitigen Gebets erneuern. Denn im Jahr 1973 war am 10. Mai zum ersten Mal ein Papst, damals Paul VI., mit dem koptischen Patriarchen Shenouda III. zusammengetroffen. Im Telefongespräch, so berichtet die Nachrichtenagentur „Fides“, hatte Franziskus „seine Liebe und Wertschätzung für Ägypten und die Ägypter“ ausgedrückt. Beide Kirchenoberhäupter wollen am Welttag des Gebets (14. Mai) – auf Initiative des „Hohen Komitees für die menschliche Geschwisterlichkeit“ – fasten und mit Werken der Nächstenliebe teilnehmen zur Befreiung des Planeten vom Coronavirus. Das interreligiöse Hohe Komitee mit Sitz in Abu Dhabi setzt sich aus religiösen Führern und Gelehrten aus der ganzen Welt zusammen. Inspiriert wurde das Komitee durch das Dokument über die Geschwisterlichkeit, das Papst Franziskus und der Großimam der Kairoer al-Azhar- Universität, Ahmed al-Tayyeb, am 4. Februar 2019 in Abu Dhabi unterzeichnet hatten. (fides u. vn v. 12. 5.)

  2. Für „neue Akzente in der Ökumene“ hat der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), Domdekan Rudolf Prokschi, in einem Interview in der Ausgabe des „Pro Oriente“-Magazins plädiert: „Strukturell geht es darum, den bisher rechtlich unverbindlichen Zusammenschluss von Kirchen in eine neue Form zu bringen“. Der ÖRKÖ-Vorsitzende ist auch dafür, Gespräche mit christlichen Gemeinschaften aufzunehmen, die noch außerhalb stehen, z.B. mit freikirchlichen Gemeinden. Durch einen jahrzehntelangen Prozess sei die Ökumene in Österreich gut gewachsen: „Wir können dankbar auf diesem Fundament, das Pioniere vor uns gelegt haben, weiterbauen und neue Schritte wagen“. Aber das eigentliche Ziel, „die sichtbare Einheit in der eucharistischen Gemeinschaft“, dürfe nicht aus den Augen gelassen werden. Sehr wichtig sei es, die Jugend für die Ökumene zu begeistern. Daher sei in der neu konstituierten Ökumene-Kommission der Erzdiözese Wien auch eine Jugend-Arbeitsgruppe gebildet worden. (kap v. 18. 5.)

  3. Ökumene-Bischof Gerhard Feige würdigt zum 25-Jahr-Jubiläum die Enzyklika „Ut unum sint“ (Damit sie eins seien): „Was Johannes Paul II. darin der katholischen Kirche mit auf den Weg gegeben hat, ist nach wie vor aktuell“, sagte der Magdeburger Bischof zum Erscheinen des Dokumentes am 25. Mai 1995. Die Enzyklika zeuge von einer „großen ökumenischen Weite im Denken und von einer großen geschwisterlichen Offenheit“. Bezeichnend sei die tiefe Wertschätzung für die Güter und Gaben der nicht-katholischen Kirchen und Gemeinschaften. „Eine Ökumene, die im Geist von ‚Ut unum sint‘ nicht an Defiziten orientiert ist, sondern die Gaben im Blick hat, die die anderen in das gemeinsame christliche Haus einbringen, schafft Zuversicht“. Johannes Paul II. habe einen Dialog über das Papst-Amt und dessen Ausübung angeregt. Damit habe er, „ohne das Papstamt als solches infrage zu stellen, eine Perspektive eröffnet, gemeinsam nach einer Form zu suchen, in der es seinen Einheitsdienst für alle Christen erfüllen kann”. Papst Benedikt XVI. und Papst Franziskus hätten die Inhalte dieser wegweisenden Enzyklika mit je eigenen Akzenten fortgeschrieben. Sie sei heute der Grundstein für die Ökumene, sagte Feige. (vn v. 22. 5.)

  4. Vor 25 Jahren erschien die Ökumene-Enzyklika „Ut unum sint’“ (Damit sie eins seien) von Papst Johannes Paul II. In einem Brief an den Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch geht Papst Franziskus auf die Bedeutung dieser Enzyklika ein: Vor dem Horizont des Heiligen Jahres 2000 wollte Johannes Paul II. der Kirche „auf ihrem Weg in das dritte Jahrtausend die eindringliche Bitte ihres Meisters und Herrn ans Herz legen. … An diesem Jahrestag danke ich dem Herrn für den Weg, den wir mit seiner Gnade als Christen auf der Suche nach der vollen Einheit zurücklegen konnten“, so Franziskus. Das Ökumene-Dikasterium arbeite daran, „ in der Kirche das Bewusstsein für dieses unverzichtbare Ziel wachzuhalten“. Er nannte zwei Initiativen: Die erste ist das an die Bischöfe gerichtete Vademecum zur Ökumene im kommenden Herbst. Dieses wolle „eine Ermutigung wie ein Leitfaden für die Ausübung ihrer ökumenischen Verantwortung sein“. Die zweite Initiative sei die Zeitschrift „Acta Oecumenica“, mit der der Informationsdienst des Dikasteriums „ausgebaut und ein Hilfsmittel für alle, die im Dienst an der Einheit tätig sind, angeboten wird“. Papst Franziskus ruft alle auf, gemeinsam den Heiligen Geist anzurufen, „dass er unsere Schritte leiten möge und dass jeder mit neuer Intensität den Aufruf höre, für die ökumenische Sache zu arbeiten“. (vn v. 25. 5.)

  5. Als einen „der grundlegenden Texte der Ökumene seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil“ hat der Catholica-Beauftragte der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Karl-Hinrich Manzke, die Enzyklika „Ut unum sint“ von Papst Johannes Paul II. gewürdigt. Der Text zeige die Verwurzelung des ökumenischen Gedankens im Neuen Testament und im „Willen und Beten des Herrn“, so Manzke in einer Aussendung anlässlich des 25. Jahrestages der Enzyklika. Dadurch werde deutlich, dass die ökumenische Ausrichtung zu den unverzichtbaren Wesensmerkmalen der christlichen Kirche gehöre. „Hinter diese Erkenntnis können unsere Kirchen heute nicht zurückfallen“. Johannes Paul II. habe die ökumenischen Beziehungen seiner Kirche nicht im Bewusstsein für die Defizite der anderen Kirchen und Gemeinschaften begründet, sondern in einen Geist der Offenheit, der auch bestehende Unterschiede als gegenseitige Bereicherung ansehen kann. Dieser richtungsweisende Ansatz sei zuletzt auch in der Orientierungshilfe der Deutschen Bischofskonferenz zum Kommunionsempfang konfessionsverbindender Ehepaare und in dem Studiendokument „Gemeinsam am Tisch des Herrn“ des Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen aufgegriffen worden. Manzke erinnert daran, dass Papst Franziskus für die Bischofssynode im Oktober 2022 das Thema „Synodalität der Kirche“ auf die Tagesordnung gesetzt hat. Das zeige, dass das „Nachdenken über die evangeliumsgemäße Leitung der Kirche“ weitergehe. „Wir dürfen mit Spannung darauf schauen, welche ökumenischen Impulse von diesen Überlegungen weiterhin ausgehen“. (vn v. 26. 5.)

Hoffnungszeichen ab 8. März 2020 (+Anfang April 2020) Paul Weitzer
Ökumene
1. Zum Zeichen der Einheit der Orthodoxie wurde in der serbisch-orthodoxen Mariä Geburt-Kirche in Wien-Neulerchenfeld die Panorthodoxe Vesper zum „Sonntag der Orthodoxie“ gefeiert. Dem Gottesdienst standen Metropolit Arsenios (Kardamakis) und der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej (Cilerdzic) vor. Mit ihnen feierten viele orthodoxe Geistliche und Gläubige aus unterschiedlichen Jurisdiktionen, darunter auch der rumänisch-orthodoxe Bischofsvikar und stellvertretende Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich, Nicolae Dura. Metropolit Arsenios sagte in seinem Schlusswort: „Wir sind eine Kirche. Wenn eine Ortskirche leidet, leidet die ganze Orthodoxie mit.“ Er hob als Vorsitzender der Orthodoxen Bischofskonferenz die gute Situation der Orthodoxie in Österreich hervor. Das sei auch der „brüderlichen Liebe“ der römisch-katholischen und der evangelischen Kirche zu danken. Dankbar erinnerte der Bischof daran, dass die Erzdiözese Wien im Jahr 2010 beschlossen hatte, die Neulerchenfelder Kirche der serbisch-orthodoxen Kirche zu übergeben. (kap v. 9. 3.)
2. Während des Angelus-Gebets hat Papst Franziskus die Weltkirche dazu aufgerufen, der Corona-Pandemie mit der „Universalität des Gebets, des Mitgefühls und der Zärtlichkeit“ entgegenzutreten. Alle Gläubigen waren dazu eingeladen, gemeinsam mit dem Papst um 12 Uhr das Vaterunser zu beten. Auch der „Ökumenische Rat der Kirchen“ in Genf hat die Initiative unterstützt. Das geeinte Gebet in schwerer Zeit erinnere daran, „dass wir eine menschliche Familie sind“, erklärte Weltkirchenrat-Generalsekretär Olav Fykse Tveit. Auch von der ökumenischen Organisation „Konferenz Europäischer Kirchen“ in Brüssel ist die Einladung begrüßt worden. Das Vaterunser habe schon immer das Christentum über Raum und Zeit hinweg vereint, heißt es in einem Statement. „Die Welt von heute ruft uns auf, vereint zu sein“, schrieben KEK-Präsident Christian Krieger und KEK-Generalsekretär Jorgen Skov Sorensen. (vn v. 25. 3.)
3. Die beiden großen Kirchen Deutschlands wenden sich gegen die These, das Coronavirus als Strafe Gottes zu sehen. „Jesus steht für das Leben, und Gott ist ein Gott des Lebens“, so der Vorsitzende des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, auf www.bild.de. Der Hildesheimer römisch-katholische Bischof Heiner Wilmer nannte die Rede von einer Strafe Gottes „vollkommen unchristlich“. Die Direktorin des Katholischen Bibelwerks, Katrin Brockmöller, sagte in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur: „Gott straft nicht, sondern Gott rettet.“ Vor allem rechts-konversative Kreise konstruieren einen Zusammenhang zwischen Gott und der Pandemie. Bedford-Strohm betonte, es könne nicht sein, dass Gott ein Virus schicke, um Menschen zu töten, denn Jesus habe geheilt. „Alle, die jetzt helfen und Leben retten, sind so etwas wie die Hände Gottes.“ Die Bibelwerk-Chefin ging auch auf die apokalyptischen Texte der Offenbarung im NT ein und nannte sie Hoffnungsbilder: „Die in Gemälden dargestellten Visionen der apokalyptischen Reiter oder der sieben Engel mit den Schalen des Zorns sind zwar gruselig, aber sie wollen eigentlich Mut machen.“ Bischof Heiner Wilmer betonte im Kölner Stadt-Anzeiger, der Gedanke eines strafenden Gottes, der der Menschheit eine Quittung für Fehlverhalten präsentiere, sei „vollkommen unchristlich. Die Corona-Krise ist keine Strafe Gottes.“ Er rief dazu auf, „ohne Verharmlosung, ohne Vertröstung“ mit Leid umzugehen. Gott sei in den Leidenden und Sterbenden gegenwärtig. (kna v. 30.3.)

Hoffnungszeichen ab 9. Februar 2020 (+Anfang März 2020) Paul Weitzer
Ökumene
1. Die ökumenische Saat des Guten geht auf: Metropolit Hilarion, „zweiter Mann“ der russisch-orthodoxen Kirche, wünscht sich mehr Zusammenarbeit der russisch-orthodoxen und der römisch-katholischen Kirche für die Christen im Nahen Osten. Der russische Metropolit war in Rom, um an den Feierlichkeiten des vierten Jahrestages des Treffens von Patriarch Kyrill I. mit Papst Franziskus in Havanna teilzunehmen. Es sei ein Meilenstein in der ökumenischen Geschichte gewesen, so Metropolit Hilarion im Interview mit Radio Vatikan. „Ich selber habe Papst Franziskus schon oft getroffen, das erste Mal am Tag nach seiner Amtseinsetzung. Jedes Mal besprechen wir den Stand der Dinge über die Beziehungen zwischen unseren Kirchen und die gemeinsamen Projekte, die wir unternehmen könnten. […] Die russisch-orthodoxe Kirche teilt vollständig die Sorge des Papstes, was die Christen im Nahen Osten betrifft. Das war ja auch der Hauptgrund für das Treffen auf Kuba vor vier Jahren. Im Nahen Osten findet praktisch ein Genozid an Christen statt.“ Nach einem Gespräch Hilarions mit dem vatikanischen Ökumene-Verantwortlichen Kardinal Kurt Koch folgte ein „ökumenisches Konzert“ mit dem päpstlichen Sixtina-Chor und dem russisch-orthodoxen Chor aus Moskau. (vn v.13. 2.)
2. Erstmals wird zum Weltgebetstag der Frauen am 6. März ein großer ökumenischer Gottesdienst im Wiener Stephansdom gefeiert. Der Weltgebetstag der Frauen, der seit 1927 am ersten Freitag im März begangen wird, ist die größte ökumenische Basisbewegung von Christinnen. Seine Wurzeln liegen in der Weltmissionsbewegung des 19. Jahrhunderts in Amerika, in deren Rahmen eine eigenständige Frauenbewegung entstand. 1957 wurde der erste ökumenische Gottesdienst zum Weltgebetstag in der Wiener Lutherischen Stadtkirche gefeiert. Ab 1971 waren auch römisch-katholische Frauen offiziell in der Weltgebetstagsbewegung vertreten. Heute wird der Weltgebetstag in Österreich von Frauenorganisationen christlicher Kirchen und Gemeinschaften getragen, die sich bereits 1975 im „Ökumenischen Nationalkomitee Österreich“ zusammengeschlossen haben: die altkatholische, anglikanische, lutherische, reformierte, methodistische und römisch-katholische Kirche sowie die Baptisten. Die Gebete, Texte und Lieder für den diesjährigen Weltgebetstag stammen aus dem afrikanischen Simbabwe. Sie stehen unter dem Motto der Bibelstelle „Steh auf und geh!“ aus der Begegnung Jesu mit einem Kranken im Johannesevangelium. „Die Aufforderung, sich von starrem, ausweglos erscheinenden Verhalten zu lösen und engagiert sich für Verbesserungen in verschiedenen Bereichen einzusetzen, trifft jede und jeden von uns“, so die Verantwortlichen des Weltgebetstags der Frauen laut der Nachrichtenagentur Kathpress. Österreichweit wird der Gebetstag am 6. März in einigen hundert Kirchengemeinden begangen. (kap u. vn v. 17. 2.)
3. Die Notwendigkeit einer Zusammenarbeit aller Glaubensrichtungen in der Umweltfrage haben Vertreterinnen und Vertreter von Kirchen und Glaubensgemeinschaften in Wien betont. Sie skizzierten dazu bei einem Podiumsgespräch am Bischofssitz der serbisch-orthodoxen Kirche in Wien Ansätze einer „ökologischen Spiritualität“. „Wir sind sehr auf den Menschen und sein Schicksal konzentriert, auf die Rettung des Menschen. Eine ökologische Spiritualität, die die ganze Natur umfasst, ist uns eigentlich fremd“, sagte selbstkritisch der lutherische Bischof Chalupka im Blick auf die eigene evangelische Theologie. Vor allem im Ersten Testament gebe es aber Spuren, die den Blick weiten könnten. Nach der biblischen „Sintflut“ habe Gott mit den Menschen, aber auch den Tieren und Pflanzen, einen Bund geschlossen. Auch die römisch-katholische Kirche habe das Thema Schöpfungsverantwortung erst in den 1970er- und 1980er-Jahren wiederentdeckt, sagte Hemma Opis-Pieber, Umweltbeauftragte der Diözese Graz-Seckau. Dankbar sei sie deshalb etwa auch der orthodoxen Kirche, denn bereits 1989 hatte der damalige Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Dimitrios, „die ganze orthodoxe und christliche Welt“ eingeladen, den 1. September als besonderen Schöpfungstag zu begehen. Diese Initiative wurde im Laufe der Zeit auch von den anderen Kirchen aufgegriffen. Inzwischen begehen alle christlichen Kirchen gemeinsam die kirchliche Schöpfungszeit vom 1. September bis zum 4. Oktober, dem Fest des hl. Franziskus. Den direkten Zusammenhang von sozialer und ökologischer Verantwortung unterstrich auch der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej (Cilerdzic). Er ortete im Kampf gegen den Klimawandel auch einen notwendigen „Einigungsprozess“: Die Kirchen seien aufgefordert, ihrer Aufgabe des gesellschaftlichen Brückenbaus nachzukommen. Den Menschen sei ihre Verbindung mit der Schöpfung verloren gegangen, monierte die Islamwissenschaftlerin Ursula Fatima Kowanda-Yassin von der Wiener Sigmund Freud-Privatuniversität. Die Wiederentdeckung, dass nicht nur der Koran, sondern auch die Schöpfung heilig sei, wäre ein großer Schritt, so die Verfasserin des Buches „Öko-Dschihad. Der grüne Islam“. Eine eigene „ökologische Spiritualität“ könne es aus buddhistischer Perspektive nicht geben, da in der buddhistischen Weltsicht alles zusammengehöre und nichts voneinander abgetrennt werden könne, sagte Gerhard Weißgrab, Präsident der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft: „Unser Weltverständnis ist das Verständnis eines allumfassenden gegenseitigen Bedingens. Das gelte für Tiere gleichermaßen wie für Menschen. Spiritualität ohne Ethik sei jedenfalls nicht möglich, so Weißgrab weiter. Das Podiumsgespräch war Teil der Seminarreihe „Klimagerechtigkeit“, die von der Donau-Universität Krems veranstaltet wird in Kooperation mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ). (kap v. 21. 2.)
4. Papst Franziskus hat erneut der orthodoxen Kirche Reliquien geschenkt. Diesmal ließ er der bulgarisch-orthodoxen Kirche durch seinen Nuntius in Sofia Reliquien des hl. Papstes Clemens sowie des hl. Märtyrers Potitus überreichen. Clemens war einer der ersten Päpste, Potitus erlitt im 2. Jahrhundert unter Kaiser Antoninus Pius den Märtyrertod. Beide werden in der bulgarisch-orthodoxen Kirche sehr verehrt und mit Serdica, dem Sofia der Antike, in Verbindung gebracht. Der orthodoxe Patriarch von Sofia, Neofit, nahm in seiner Residenz die geschenkten Reliquien entgegen. Er sprach von einem „geschwisterlichen Zeichen“ des Papstes und „einem großen Segen für unsere Kirche“. Ende März will er die Reliquien feierlich in die alte Sofia-Basilika der Stadt überführen. (vn v. 27. 2.; JA v. 8. 3.)
5. In Genf, Hochburg der protestantischen Reformation und einst Wirkungsstätte des Reformators Johannes Calvin, findet am 29. Februar in der reformierten Kathedrale Saint Pierre erstmals seit knapp 500 Jahren wieder eine römisch-katholische Messe statt. Auf Einladung der örtlichen protestantischen Gemeinde wird der Bischofsvikar der Diözese Genf, Pascal Desthieux, den abendlichen Gottesdienst leiten. Kurienkardinal Kurt Koch, aus der Schweiz stammender „Ökumene-Minister“ des Papstes, bezeichnete das bevorstehende Ereignis im Vorfeld als großes Symbol der Einheit der Christen. Laut Schweizer und französischen Medien wäre ein solcher Vorgang noch vor wenigen Jahren „absolut undenkbar“ gewesen. „Das ist eine starke ökumenische Geste, die wir mit großer Freude und Dankbarkeit aufnehmen. Ich habe nur positive Reaktionen darauf erhalten“, zitierte das reformierte Nachrichtenportal www.ref.ch Desthieux: Er werde sich bei dem Gottesdienst auch im Namen aller Katholiken entschuldigen, die die Protestanten im Laufe der Jahrhunderte „nicht respektiert, falsch eingeschätzt und verurteilt“ hätten. (kap vn v. 27. 2.)

Hoffnungszeichen ab 7. Jänner 2020 (+Anfang Feb. 2020) Paul Weitzer
Ökumene
1. Glaubensverlust in Europa, Flüchtlinge und Ökumene: Diese Themen hat der Pfarrer der evangelisch-lutherischen Gemeinde Roms, Michael Jonas, mit Papst Franziskus besprochen. Bei dem Treffen ging es unter anderem um die Bedeutung der christlichen Barmherzigkeit, so der lutherische Pfarrer. Er habe Franziskus auch eine erneute Einladung zum Besuch der deutschen evangelischen Gemeinde in Rom überbracht. Der Papst habe ihm geantwortet, dass er für diese Gemeinde immer offen sei. (vn v. 10. 1.)
2. Der Leiter des Außenamts der russisch-orthodoxen Kirche, Metropolit Hilarion (Alfejew), ist in Moskau mit Joseph Werth, dem römisch-katholischen Bischof von Nowosibirsk, zusammengetroffen. Bei der Begegnung war auch der scheidende Vatikan-Botschafter in Moskau, Erzbischof Celestino Migliore, anwesend. Die Beziehungen zwischen orthodoxer und römisch-katholischer Kirche und „Fragen des gemeinsamen Interesses“ waren laut Angaben des Außenamts des Moskauer Patriarchats die Themen. (kap u. vn v. 15. 1.)
3. In Deutschland wird die bundesweite Gebetswoche für die Einheit der Christen in Hannover eröffnet. Der Eröffnungsgottesdienst soll besonders an Menschen auf der Flucht erinnern, kündigte die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) an. Als Symbole kämen unter anderem ein Rettungsboot in der Kirche und beschriftete Rettungswesten zum Einsatz. Die Predigt soll der orthodoxe ACK-Vorsitzende, Erzpriester Radu Constantin Miron, halten. Daneben hätten weitere Vertreter aus Kirche, Politik und Gesellschaft ihre Teilnahme angekündigt, darunter auch der Hildesheimer Weihbischof Nikolaus Schwerdtfeger. (kna u. vn v. 16. 1.)
4. Die Feier der „Großen orthodoxe Wasserweihe“ ist in Österreich in den vergangenen Jahren längst zu einem konfessionsübergreifenden kirchlichen Fest geworden. Am 12. Jänner feierte Metropolit Arsenios (Kardamakis) die Wasserweihe in Innsbruck und Bregenz und konnte dabei u.a. auch die Bischöfe Hermann Glettler und Benno Elbs begrüßen. Eigentlicher Termin für die Wasserweihe ist das Hochfest der Epiphanie am 6. Jänner. In der Großen Wasserweihe kommt auch der Einsatz der Christen für die „Bewahrung der Schöpfung“ zum Ausdruck. In Bregenz warfen Metropolit Arsenios und Bischof Benno Elbs ein Kreuz drei Mal in den Bodensee, das jedes Mal von jungen Tauchern wieder herausgefischt wurde. Bei der Zeremonie sprach Bischof Elbs über die Bedeutung der Taufe als stärkste Verbindung zwischen den Christen. Beide Bischöfe plädierten für weitere ökumenische Schritte und zeigten sich zuversichtlich, dass die Kirchentrennung überwunden werden könne. In Innsbruck fanden Gottesdienst und Wasserweihe in der Kirche der Barmherzigen Schwestern statt. Einer der Höhepunkte des Festes war dort das Segnen und Anschneiden des traditionellen Neujahr-Glückskuchens: In diese „Vasipolita“ wird eine Münze eingebacken. Wer sie in seinem Kuchenstück findet, startet mit einer Extraportion Glück ins neue Jahr. Metropolit Arsenios und Bischof Glettler nahmen das Anschneiden des Kuchens gemeinsam vor. Jene orthodoxe Gläubige, die das Weihnachtsfest nach dem Julianischen Kalender feiern – vor allem die russisch-orthodoxe und serbisch-orthodoxe Kirche – feiern die Wasserweihe am 19. Jänner. (kap v. 16. 1.)
5. Als getaufte Christen glauben wir, dass Christus uns in jenen Menschen begegnen will, die im Leben buchstäblich oder im übertragenen Sinne Schiffbruch erlitten haben. Das sagte der Papst bei einer Audienz für die lutherische Delegation aus Finnland, die seit Jahren zum Auftakt der Gebetswoche für die Einheit der Christen den Vatikan besucht. Dann erläuterte der Papst die Bedeutung der Taufe, die alle Christen vereine. Was ebenfalls vereine, sei nicht nur das gemeinsame Beten, sondern auch das gemeinsame Handeln und meinte – ohne sie namentlich zu erwähnen – Flüchtlinge, die im Meer in Seenot geraten. Die finnischen „Freunde“ bat er, „als Boten der Menschheit, als Empfänger der Güte des fleischgewordenen Gottes“ zu handeln. Alle Christen seien „gemeinsam in der Gemeinschaft aller Getauften unterwegs“. Zum Schluss seiner Rede erinnerte der Papst an zwei Ebenen der Ökumene. Einerseits stünde die geistliche Ökumene gerade in der Gebetswoche im Mittelpunkt, andererseits gebe es den ökumenischen Dialog, der zu einer Vertiefung des Zusammenseins führt. „Möge dieses Zusammensein in Finnland weiter wachsen, sich entwickeln und Früchte tragen.“ Zum Abschluss der ökumenischen Tage findet 25. Jänner eine ökumenische Vesper am Hochfest der Bekehrung des Heiligen Apostels Paulus in der Basilika „Sankt Paul vor den Mauern“ statt. (vn v. 17. 1.)
6. Gastfreundschaft ist eine „ökumenische Tugend“, sagte Papst Franziskus am 15. Jänner bei einer Generalaudienz. Es sei wichtig, die „anderen Christen“ als „unsere wahren Brüder und Schwestern in Christus“ zu erkennen. In der Audienzhalle ging der Papst auf das Motto der diesjährigen Gebetswoche für die Einheit der Christen ein, das den freundlichen Empfang des Apostels Paulus auf der Insel Malta beschreibt. Diese „ungewöhnliche Freundschaft“ müsse auch in der Ökumene gelten: „Da mag dir dann einer sagen: ,Der ist doch ein Protestant, jener ein Orthodoxer.´ Ja, aber wir sind Geschwister in Christus.“ Der Heilige Geist säe überall seine Güte aus. Zur ökumenischen Gastfreundschaft gehöre auch der Wunsch, die Erfahrungen, die andere Christen mit Gott machten, kennen zu lernen. Die Christen müssten zusammenhalten und gemeinsam daran arbeiten, „den Migranten die Liebe Gottes, die von Jesus Christus offenbart wurde, zu zeigen. […] Wenn wir zusammenarbeiten, um die ökumenische Gastfreundschaft zu leben, insbesondere gegenüber denen, deren Leben am verwundbarsten ist, werden wir alle, alle Christen – Protestanten, Orthodoxe, Katholiken, alle Christen – bessere Menschen, bessere Jünger und ein geeinteres christliches Volk sein. Dies wird uns der Einheit, die Gottes Wille für uns ist, noch näherbringen“, so der Papst. (vn v. 19. 1.)
7. Im Zeichen des 75. Geburtstags von Kardinal Christoph Schönborn und des Gedenkens an die koptischen Märtyrer in Libyen stand am 14. Jänner der „Ökumenische Empfang“ des Wiener Erzbischofs anlässlich der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen. Eindrucksvoller Auftakt war die Vesper im byzantinischen Ritus im Wiener Priesterseminar, die Michael Prohazka, ein „Pro Oriente“-Vorstandsmitglied, Vizerektor des „Collegium Orientale“ in Eichstätt und frühere Abt des Stiftes Geras, zelebrierte. Dabei wurde an jene 20 koptische Christen und an ihren ghanesischen Kollegen gedacht, die islamistische Terroristen im Februar 2015 ermordeten. Zahlreiche RepräsentantInnen der christlichen Kirchen Wiens, wie z.B. Kardinal Schönborn, der orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis), der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka und Domdekan Rudolf Prokschi, der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), nahmen daran teil. Im Hinblick auf die heutige Situation in der Ökumene unterstrich Kardinal Schönborn, dass es viele erfreuliche Ereignisse gegeben habe und nannte als Beispiele das 500-Jahr-Gedenken der Reformation 2017 oder im Vorjahr die 150-Jahr-Feier der Baptisten in Österreich. Besonders hob er eine Niederlassung der Bruderhof-Gemeinschaft aus der Tradition der Täufer („Hutterer“) im Weinviertel hervor. „Ich erlebe es als Geschenk, dass diese Gemeinschaft bei uns wieder Fuß fassen kann“. (kap u. vn v. 19. 1.)
8. In Kasachstan wurde ein Ökumenischer Rat der Kirchen gegründet. Darin sind die russisch-orthodoxe, die römisch-katholische und die evangelisch-lutherische Kirche vertreten. Dies bestätigte der Vorsitzende der römisch-katholischen Bischofskonferenz des Landes, Jose Luis Mumbiela Sierra, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur „Fides“. Die Initiative sei ein wichtiges „Zeichen der Einheit“. „Wir freuen uns sehr, dass die Idee Gestalt angenommen hat, denn dies ermöglicht uns auch, unsere Beziehungen in der Region zu verbessern“. Die Liturgiesprache ist zwar Russisch, er möchte aber die Glaubensverkündigung auch in kasachischer Sprache fördern (vn v. 30. 1.)
9. Die internationale Kommission für den offiziellen theologischen Dialog zwischen der römisch-katholischen Kirche und den orientalisch-orthodoxen Kirchen tagt derzeit in der syrisch-orthodoxen Patriarchen-Residenz im libanesischen Atchaneh. Auch Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen und Ko-Vorsitzender der internationalen Kommission, nimmt daran teil. Am 27. Jänner empfing der syrisch-orthodoxe Patriarch Mor Ignatios Aphrem II. die Kommissionsmitglieder und unterstrich die Bedeutung des Dialogs, der die Kirchen der „Einheit in Christus“ nähergebracht habe. Aphrem II. besuchte auch seinen syrisch-katholischen Amtsbruder Mor Ignatios Yousef III. Younan in dessen Amtssitz in Beirut. An diesem ökumenischen Treffen nahmen auch die beiden Ko-Vorsitzenden der katholisch-orientalisch orthodoxen Dialogkommission – Kardinal Koch und der koptisch-orthodoxe Metropolit Anba Kyrillos – und weitere Mitglieder der Dialogkommission teil. Yousef III. ging in seiner Ansprache auf den Heiligen Ephrem den Syrer ein, der schon vor 100 Jahren auch von der römisch-katholischen Kirche als Heiliger anerkannt wurde. Damit unterstrich er die Bedeutung des Heiligen im Hinblick auf die Annäherung der Kirchen. (kap u. vn v. 30. 1.)

ab 11. Dez. 2019 (+Anfang Jän. 2020)

Paul Weitzer

1. Zusammen mit dem Weltkirchenrat (WKR) will der Heilige Stuhl in Zukunft die Solidarität mit Bedürftigen anderer Religionen bestärken. Zu diesem Zweck veranstaltete der Päpstliche Dialograt ein Treffen mit Vertretern des WKR. Das Projekt trägt den Titel: „Einer verwundeten Menschheit dienen: unterwegs zu interreligiöser Solidarität“. Das ökumenische Treffen am Sitz des päpstlichen Dialogrates sei ein Ideenfindungstreffen gewesen, heißt es in einer Aussendung der Kurienbehörde. Eingeladen waren römisch-katholische und protestantische Fachleute sowie Vertreter christlicher Wohltätigkeitswerke. (vn v. 11. 12.)
2. Die römisch-katholischen und orthodoxen Bischöfe in Deutschland wollen den Christen die Bedeutung des Kirchenjahres näherbringen. Die Gemeinsame Kommission der Deutschen und der Orthodoxen Bischofskonferenz erarbeiteten eine Gesamtausgabe ihrer Texte über das „Kirchenjahr in der Tradition des Ostens und des Westens“ über einen Zeitraum von zehn Jahren. Die Texte befassen sich mit dem Sonntag als dem „Urfeiertag“ aller Christen, Ostern als dem Hauptfest der Kirche in Ost und West, Weihnachten sowie mit weiteren wichtigen Festen. Die Vorsitzenden der Kommission, der orthodoxe Metropolit Augoustinos und der Magdeburger Bischof Gerhard Feige, erklärten, die Publikation hebe Gemeinsamkeiten hervor und betrachte Unterschiede zwischen den Glaubenstraditionen als Bereicherung. Es gebe zahlreiche „Brücken, die der gegenseitigen Wahrnehmung und dem wechselseitigen Verständnis dienen“. Augoustinos betonte, viele der beschriebenen Feste seien in beiden Traditionen verortet und würden häufig auch am gleichen Tag gefeiert. „Dies bewusst zu machen, kann dazu beitragen, dass orthodoxe und katholische Christen in Deutschland noch stärker die Gemeinschaft im Glauben erkennen und einander näherkommen“. Die Gemeinsame Kommission ist ein katholisch-orthodoxes Dialogforum und kommt zweimal jährlich zusammen. (kna u. vn v. 11. 12.)
3. Ein besonderes Jubiläum feierte das Ökumene-Netzwerk „Miteinander für Europa“ in Ottmaring bei Augsburg. An dem Ort, an dem vor 20 Jahren Vertreter des Lutherischen Weltbundes und der römisch-katholischen Kirche die „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ unterzeichnet hatten, kamen rund 300 Vertreter aus 55 christlichen Gemeinschaften und Freikirchen aus 25 Ländern Europas zusammen. „Ihr seid Botschafter der Versöhnung“, ermutigte bei der Feier der evangelische Bischof Christian Krause die Anwesenden. Er hatte 1999 als Präsident des Lutherischen Weltbundes das Dokument mitunterzeichnet und erinnerte als einer der Zeitzeugen an die vielen ermutigenden Schritte, die in der Ökumene seitdem getan wurden. Es brauche gerade heute – im aktuellen Klima zunehmender politischer Polarisierung – die Erfahrung der geistlichen Gemeinschaften über versöhnte Verschiedenheit. Zahlreiche ökumenische Initiativen stellten sich in kurzen Beiträgen vor. Der Moderator des Ökumene-Netzwerkes, Gerhard Proß sagte, im derzeitigen „Klima der Enttäuschung, des Verlusts an Glaubwürdigkeit der Kirchen und der ausbleibenden Aufbruchsstimmung“ liege eine große Chance darin, die positiven Erfahrungen zwischen Amt und Charisma, zwischen Kirchenleitung und charismatisch geprägten Ausdrucksformen von Glaubensleben in den Bewegungen zu bezeugen: „In Zeiten des Auseinanderdriftens und der Tendenzen zur Abgrenzung wollen wir ein prophetisches Zeichen für ein glaubwürdiges Miteinander in Europa sein“. Am Abend machte sich die Gruppe aus dem Rathaus auf den Weg in die evangelische Kirche St. Anna, in der 1999 die „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ unterzeichnet worden war. Dort endete der Tag mit einem ökumenischen Gebet und einer Lichterprozession. (vn v. 11. 12.)
4. Die wechselseitige Teilnahme am Abendmahl, wie sie vom Ökumenischen Arbeitskreis evangelischer und römisch-katholischer Theologen in seinem jüngsten Votum vorgeschlagen werde, stößt auf durchwegs positive Resonanz. Er habe „noch keine Fundamentalkritik“ dazu vernommen, sagte der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad bei der Synode der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD). Er fände es „wichtig, Konsequenzen aus dem Papier zu ziehen“, das sich für eine Öffnung der konfessionellen Mahlfeiern für Christen aus der jeweils anderen Tradition ausspricht. Eine vom „Kontaktgesprächskreis“ des Rates der EKD und der Deutschen Bischofskonferenz eingerichtete Arbeitsgruppe solle bis zum Ökumenischen Kirchentag 2021 grundlegende Perspektiven zur Zukunft der Ökumene in Deutschland entwickeln und beschreiben, welche Freiräume ökumenischer Praxis sich daraus ergäben. Rückhalt für den „Synodalen Weg“ der römisch-katholischen Kirche in Deutschland gab es vom evangelischen Landesbischof Karl-Hinrich Manzke. „Aus evangelischer Sicht wird man mit großem Respekt sagen dürfen, dass dieser Synodale Weg in jeder Hinsicht ein fordernder und außerordentlich anspruchsvoller Aufbruch ist“, erklärte der Catholica-Beauftragte der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands. (kna u. vn v. 12. 12.)
5. Eine optimistische Sicht des Ökumenismus entwickelte der Generalsekretär des Weltkirchenrats (WKR) , Pfarrer Olav Fykse Tveit, in einem Gastvortrag am Institut für ökumenische Studien der päpstlichen „Angelicum“-Universität in Rom. Es gebe eine „christliche Hoffnung auf einen ökumenischen Frühling“. Die ökumenische Bewegung sei vital und relevant. Fykse Tveit nahm in seiner Vorlesung auf die Enzyklika Johannes Pauls II. „Ut unum sint“ Bezug, die 1995 veröffentlicht wurde. Als Papst Franziskus im Juni 2018 nach Genf zum WKR kam, sprach er nicht von Winter, sondern von seiner Hoffnung auf das Aufblühen eines neuen ökumenischen Frühlings, betonte Fykse Tvei. „Die Einheit, die wir suchen, könnte auch der Pilgerweg sein, auf dem wir gemeinsam unterwegs sind […] Wenn wir einander lieben, ringen wir darum, unsere Gemeinschaft zu vertiefen und sie real zu machen […] Die Liebe Christi wird uns helfen, mehr zu bereuen, mehr zu versöhnen, in der Gemeinschaft zu wachsen. Trotz aller Schwierigkeiten gibt es einen ökumenischen Frühling“. Tveit traf auch mit Kardinal Kurt Koch, dem Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, zusammen. (kap u. vn v. 16. 12.)
6. In der Kapelle des Ökumenischen Zentrums in Genf, dem Sitz des Weltkirchenrats, hat am 16. Dezember ein besonderes Mittagsgebet für Frieden im Nahen Osten stattgefunden. Pater Yaqoub Mourad hat das Gebet geleitet. Er ist Prior des von IS-Terroristen zerstörten Klosters St. Elian in der syrischen Stadt Qaryatayn. An dem Gebet nahmen zahlreiche MitarbeiterInnen des Weltkirchenrats teil. In Genf sagte Pater Mourad, für ihn sei die stärkste Lehre aus seinen Erfahrungen in der fast vier-jährigen Gefangenschaft des IS die Notwendigkeit „zum Dialog mit unseren muslimischen Nachbarn“. Der Ordensmann appellierte an alle, „Instrumente des Friedens auf Erden“ zu sein. Das Friedensgebet wurde – überwiegend in arabischer Sprache – mit Hymnen und Gebeten aus verschiedenen Traditionen verbunden. Mit dem Aufruf zu Frieden in Syrien und dem Nahen Osten wurde auch die Bitte um Heilung für die vielen durch den Konflikt Leidenden verbunden. (vn v. 17. 12.)
7. In der tschechischen Hauptstadt Prag leben rund 4.000 Obdachlose, die bei Einsetzen des Frostes nicht alle in Nachtquartieren oder bei Freunden Unterkunft finden. Um sie vor dem Erfrieren zu bewahren, hat die Caritas der Erzdiözese Prag im Vorort Michle nun eine neue Notschlafstelle eingerichtet. Das Besondere: Die römisch-katholische Hilfsorganisation betreibt das Nachtasyl zusammen mit der christlichen Freikirche Heilsarmee. Die ökumenisch geführte Notschlafstelle befindet sich in einem leerstehenden Gebäude der Tschechischen Bahn. (Kap v. 20. 12.)
8. Zahlreiche russisch-orthodoxe Pilger haben sich in der apulischen Hauptstadt Bari versammelt, um am Grab des heiligen Bischofs Nikolaus von Myra in der Nikolausbasilika zu beten. Das Fest des in Russland am meisten verehrten Heiligen fällt nach dem Julianischen Kalender auf den 19. Dezember. Metropolit Hilarion (Alfejew), der Leiter des Außenamts des Moskauer Patriarchats, feierte in der römisch-katholischen Basilika die „Göttliche Liturgie“. Sein Wunsch sei es, dass die Beziehungen zwischen dem russischen und dem italienischen Volk und zwischen der orthodoxen und der römisch-katholischen Kirche dank der Fürsprache des Heiligen ständig vertieft würden, sagte der Metropolit. Er betrachte dies als einen Impuls des Heiligen, der von „fundamentaler Bedeutung für den Dialog zwischen den Völkern wie für den ökumenischen Dialog“ sei. (pro oriente u. vn v. 20. 12.)
9. Mit einem ungewöhnlichen Brief haben sich drei Kirchenführer, darunter Papst Franziskus, an die Bürgerkriegsparteien im Südsudan gewandt. Der Vatikan veröffentlichte ein kurzes Schreiben, in dem Papst Franziskus, Erzbischof Justin Welby, der Primas der anglikanischen Weltgemeinschaft und John Chalmers, früherer Führer der presbyterianischen Kirche Schottlands, die politischen Führer des Südsudan zur Umsetzung eines Friedensabkommens drängen. Die drei Kirchenführer erklären, sie seien den politischen Führern des Südsudan in einem Moment, in dem diese sich „um eine Umsetzung des Friedensabkommens” bemühen sollten, „geistlich nahe” und beteten um ein „erneuertes Bekenntnis zum Pfad der Versöhnung und Geschwisterlichkeit”. Seit 2018 herrscht ein brüchiger Waffenstillstand. Das in Addis Abeba (Äthiopien) unterzeichnete Friedensabkommen harrt noch seiner Umsetzung. Dazu müssten die beiden Kontrahenten, Präsident Salva Kiir und sein früherer Vizepräsident Riek Machar, in einer Regierung der nationalen Einheit zusammenarbeiten. (vn v. 25. 12.)
10. In Genf, der Stadt Calvins, steht ein ökumenisches Ereignis von historischer Bedeutung bevor. Am 29. Februar wird in der Kathedrale St. Pierre erstmals seit 1535 wieder eine römisch-katholische Messe stattfinden. Zelebrant wird der römisch-katholische Bischof von Genf, Charles Morerod, sein. St. Pierre ist die Hauptkirche der Reformierten. Diese ökumenische Geste hat daher für Bischof Morerod besondere Bedeutung. Kardinal Kurt Koch, der aus der Schweiz stammende Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, bezeichnete das bevorstehende Ereignis in einer Hauptstadt des Protestantismus als großes Symbol der Einheit der Christen. Schweizer und französische Medien machten darauf aufmerksam, dass ein solcher Vorgang noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wäre. Johannes Calvin (1509-1564) wirkte 23 Jahre lang als Prediger in St. Pierre. (pro oriente u. vn v. 31. 12.)

Hoffnungszeichen ab 7. Okt. 2019 (+Anfang Nov. 2019)  Paul Weitzer
Ökumene
1. Am 31. Oktober wird in einem ökumenischen Gottesdienst in Stuttgart das 20-jährige Jubiläum der Unterzeichnung der „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ gefeiert. Dabei wirken Vertreterinnen und Vertreter aller fünf Konfessionen mit, die 1999 die Gemeinsame Erklärung unterzeichnet oder sich ihr seitdem angeschlossen haben: Katholiken, Lutheraner, Methodisten, Reformierte und Anglikaner. Mit dieser Gemeinsamen Erklärung hatten der Lutherische Weltbund und die römisch-katholische Kirche 1999 erstmals offiziell einen differenzierten Konsens über die Frage der Rechtfertigung gefunden, eine Kernfrage der Reformation. Damit konnten beide Seiten feststellen, dass die jahrhundertelang wiederholten gegenseitigen Verurteilungen nicht mehr erhoben werden dürfen. Im Jahr 2006 schloss sich der Weltrat Methodistischer Kirchen der Gemeinsamen Erklärung an, im Juli 2017 die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen und die Anglikanische Gemeinschaft. (vn v. 15. 10.)
2. Mehr Tempo in der Ökumene hat der österreichische serbisch-orthodoxe Bischof Andrej (Cilerdzic) eingemahnt. Der interreligiöse Dialog werde die große Herausforderung für die Kirchen im 21. Jahrhundert sein, zeigte sich der Bischof bei einem Symposion im Curhaus am Stephansplatz in Wien überzeugt. Mehr Einheit unter den Christen sei deshalb Voraussetzung für diesen anstehenden Dialog mit den Religionen. Das Symposion stand unter dem Motto „Ökumene im interreligiösen Dialog“. Veranstalter waren die Wiener Diözesankommission für ökumenische Fragen, die Stiftung „Pro Oriente“, die Initiative Christlicher Orient und der Ökumene-Ausschuss des Vikariates Wien-Stadt. Petrus Bsteh, Leiter des Forums für Weltreligionen, forderte mehr Dialog mit den fernöstlichen Religionen Buddhismus, Hinduismus, Taoismus und Konfuzianismus. Aber auch mit den unzähligen archaischen Religionen gebe es noch kaum einen wirklichen Dialog, sagte Bsteh. Auch für em. Univ.-Prof. Rudolf Prokschi gibt es zum interreligiösen Dialog keine Alternative, so der designierte Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich und Vizepräsident der Stiftung Pro Oriente, (kap v. 16. 10.)
3. Der Rat der christlichen Kirchen in Deutschland (RCKD) hat das Jahr 2021 zum „Jahr der Ökumene“ erklärt. Auf diese Weise soll der 3. Ökumenische Kirchentag in Frankfurt sowie andere ökumenische Veranstaltungen mit der 11. Vollversammlung des RCKD in Karlsruhe verbunden werden. Verena Hammes, Generalsekretärin des RCKD, erklärte: „Natürlich freuen wir uns alle auf den 3. Ökumenischen Kirchentag, der vom 12. bis 16. Mai in Frankfurt stattfinden wird und viele Christen in Deutschland zusammenbringt. […] Der Kirchentag ist auch eine großartige Gelegenheit, das kirchliche Leben in der Gesellschaft zu kommunizieren und gemeinsam über öffentliche Themen nachdenken. […] Neben diesen beiden großen Veranstaltungen feiert der Rat der Kirchen in Deutschland erstmals gemeinsam mit dem Schweizer und dem Österreichischen Rat am Bodensee seinen jährlichen Ökumenischen Gebetstag für die Sorge um die Schöpfung“, sagte Hammes. (vn v. 25. 10.)
4. Der Schweizer Kurienkardinal und „Ökumene-Minister“ Kurt Koch sieht die Gespräche zu einer Einheit der Kirchen auf einem guten Weg. Mit dem Konvergenzpapier des Weltkirchenrates (ÖRK) von 2013 sei „ein wesentlicher Schritt gemacht worden“, um das Ziel der Ökumene besser zu formulieren. Jetzt übermittelte Koch dem ÖRK die offizielle Antwort des Vatikan auf den Grundlagentext von 2013. Insgesamt formuliere das Dokument die bisher erreichten Übereinstimmungen recht gut, sagte Koch. Römisch-katholische und orthodoxe Kirchen forderten jedoch einen größeren und genauer formulierten Konsens, um von einer Einigung der Kirchen zu sprechen. Unterdessen geht das Verfahren beim ÖRK in die nächste Stufe. Die auf das Konvergenzpapier eingegangenen offiziellen Antworten der Kirchen sollen nun gesichtet und weiterverarbeitet werden. Im 1948 gegründeten Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) sind mehr als 500 Millionen Christen aus 350 evangelischen, anglikanischen, orthodoxen und altkatholischen Kirchen verbunden. Die römisch- katholische Kirche ist nicht Mitglied, arbeitet aber in vielen Ausschüssen mit. (kna u. vn v. 26. 10.)

Hoffnungszeichen Sept. 2019 (+Anfang Okt. 2019)

Paul Weitzer

1. Ein Plädoyer für die Abendmahlsgemeinschaft von Katholiken und Protestanten hat der deutsche Ökumenische Arbeitskreis ÖAK vorgelegt. Demnach ist die „wechselseitige Teilnahme an den Feiern von Abendmahl/Eucharistie in Achtung der je anderen liturgischen Traditionen (…) theologisch begründet“. Das Dokument evangelischer und katholischer TheologInnen trägt den Titel „Gemeinsam am Tisch des Herrn – Ökumenische Perspektiven bei der Feier von Abendmahl und Eucharistie“. Der ÖAK arbeitet eigenständig, unterrichtet aber regelmäßig die katholische Deutsche Bischofskonferenz und den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) über die Beratungen. Vorsitzende sind die Bischöfe Martin Hein (Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck) und der Limburger Bischof Georg Bätzing. Im Gespräch mit dem Kölner Domradio betonte Bätzing „Ich muss sagen, die theologische Begründung in diesem Grundlagenpapier ist für mich so deutlich, dass ich mich nicht entziehen wollte und auch nicht konnte.“ Er trage den Text „als Frucht des ökumenischen Dialogs vieler Jahre mit“ und schließe sich dem Votum voll und ganz an. Er sehe darin „einen wichtigen und gangbaren Schritt auf dem Weg hin zu einer sichtbaren Einheit unserer beiden Kirchen“, sagte er bei der Vorstellung des Dokuments. „Die Sehnsucht wächst und die Ungeduld wächst. Ich glaube, dass hier wirklich Entscheidungen anstehen und dass das Lehramt der Kirche auch den Blick auf die Gläubigen haben muss.“ Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige, Vorsitzender der Ökumene-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), hofft auf eine sachliche Debatte über das Theologen-Votum zur Kommuniongemeinschaft von Katholiken und Protestanten. Er erklärte, mit diesem Votum zur wechselseitigen Teilnahme von römisch-katholischen und evangelischen Christinnen und Christen an Abendmahl und Eucharistie stoße der Arbeitskreis „auf dem ökumenischen Weg eine Tür weit auf. […] Eine solche Möglichkeit zu eröffnen, wäre ein nächster bedeutender Schritt hin zur vollen sichtbaren Einheit der Kirche“. Der Tübinger evangelische Theologe Volker Leppin hob hervor: „Unser Votum argumentiert auf einer so breiten biblischen und wissenschaftlichen Grundlage, dass sich die Argumentationslast gegenüber dem Gewohnten umkehrt: Wer etwas gegen die Abendmahlsgemeinschaft sagen will, braucht sehr starke Gründe.“ (kna u. vn v. 11. 9.)
2. Der Erzbischof von Warschau, Kardinal Kazimierz Nycz, hat in Russland den Außenamtsleiter des russisch-orthodoxen Moskauer Patriachats, Metropolit Hilarion (Alfejew), getroffen. Metropolit Hilarion unterstrich die Bedeutung des Besuchs und erinnerte an den Warschau-Besuch von Patriarch Kyrill I. im August 2012, bei dem dieser und der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Jozef Michalik, eine gemeinsame Versöhnungsbotschaft an das russische und das polnische Volk richteten. Nycz und Hilarion zeigten sich zufrieden über das „hohe Niveau“ der bilateralen Beziehungen zwischen dem Moskauer Patriarchat und der römisch-katholischen Kirche. (vn v. 13. 9.)
3. Patriarch Bartholomaios I., das Oberhaupt der orthodoxen Christen, würdigt die Geste des Papstes, der ihm Reliquien des hl. Apostels Petrus geschenkt hat. Das sei „ein neuer Markstein und ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Einheit der Christen“, sagte er in einem Interview mit Radio Vatikan und der Vatikanzeitung „Osservatore Romano“. Er wisse die Geste seines „Bruders Franziskus“ sehr zu schätzen. Die Petrus-Reliquien stammen aus Ausgrabungen unter dem Petersdom. Zum Stand der Ökumene bemerkte der Patriarch, in den letzten fünfzig Jahren sei „eine lange Wegstrecke zurückgelegt“ worden. Dennoch bleibe bis zur „Wiederherstellung der Einheit“ noch „viel zu tun“. Ihm sei der „Dialog der Wahrheit“ sehr wichtig, also das theologische Gespräch über „die gemeinsamen Traditionen, auf denen wir unsere Zukunft der Gemeinschaft aufbauen könnten“. (vn v. 14. 9.)
4. Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., ist von Papst Franziskus zu einer Privataudienz im Vatikan empfangen worden. Die Begegnung sei in „brüderlicher Atmosphäre“ erfolgt, teilte Vatikansprecher Matteo Bruni mit. Der Patriarch habe den „Wert der Synodalität in der Orthodoxen Kirche“ betont, sagte Bruni. Bartholomaios hielt sich zur Teilnahme am 24. Internationalen Kongress der „Gesellschaft für das Recht der Ostkirchen“ in Rom auf. In einer Rede am Päpstlichen Orientalischen Institut betonte er, dass alle Kirchen – ob orthodox, römisch-katholisch oder reformatorisch – die grundsätzliche Verpflichtung hätten, den „anderen“ zu respektieren und anzuerkennen. Damit Dialog zustande komme, sei es notwendig, „sich von jeder Form des feindlichen Antagonismus zwischen Christen unterschiedlicher Konfession zu befreien“. (vn v. 17. 9.; JA v. 29. 9.)
5. Der ökumenische Dialog muss weitergehen, weil Jesus selbst in seinen Abschiedsreden den Christen den Auftrag zur Einheit gegeben hat. Dies betonte der Präsident der Wiener ökumenischen Stiftung „Pro Oriente“, Alfons M. Kloss in Madrid beim interreligiösen Friedenstreffen der Gemeinschaft „Sant‘ Egidio“. Kloss nahm dort unter anderem mit Weltkirchenrat-Generalsekretär Olav Fykse Tveit an einem Podiumsgespräch teil. Es gehöre zum Christsein, das im Johannes-Evangelium überlieferte Wort Jesu ernst zu nehmen: „Alle sollen eins sein… damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast.“ Kloss verwies auf das Wort von Papst Benedikt XVI. (2005-2013), dass die Christen aufeinander hören und voneinander lernen sollten, was es bedeute, in der Welt von heute Christ zu sein. Voneinander zu lernen und einander besser zu kennen sei aber auch hilfreich, die eigenen Positionen klarer zu sehen, „einschließlich der Fehler und Irrtümer“. Man müsse immer die drei Ebenen des ökumenischen Dialogs im Auge behalten: Den Dialog der Theologen, den Dialog der kirchlichen Hierarchien und den Dialog auf der Ebene der Gemeinden, im gesamten „Volk Gottes“. Ökumenischer Fortschritt hänge auch vom Grad des harmonischen Austausches zwischen den drei Ebenen ab. Heute müsse man sich wahrscheinlich mehr auf das konzentrieren, „was wir gemeinsam tun können und nicht auf das, was uns trennt“, sagte Kloss. (kap u. vn v. 18.9.)
6. In ökumenischer Eintracht richteten die christlichen Bischöfe einen Appell an ihre Christen, im Land Syrien zu bleiben bzw. zurückzukehren: Patriarch Mor Ignatius Ephräm II. (syrisch-orthodoxe Kirche), Patriarch Youhanna X. (griechisch-orthodoxe Kirche), Patriarch Youssef Absi (melkitische griechisch-katholische Kirche) und der Apostolische Nuntius Kardinal Mario Zenari. Sie betonten auch die Einheit Syriens und des syrischen Volkes und ihre Solidarität mit den Friedensbemühungen der Regierung. (CSI-Zeitung 09/2019)
7. Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. besuchte die albanischsprachige griechisch-katholische Eparchie Lungro im süditalienischen Kalabrien. Es ist eine Kurzvisite von hoher ökumenischer Bedeutung: Anders als im Hinblick auf die sonstigen katholischen Ostkirchen des byzantinischen Ritus gibt es mit der griechisch-katholischen Kirche in Italien seitens der orthodoxen Kirche keine Berührungsängste. Das hängt damit zusammen, dass die vor der osmanischen Eroberung nach Süditalien geflüchteten Albaner zwar die Gemeinschaft mit dem Papst aufgenommen hatten, aber nie eine formelle Union mit Rom abschlossen. Anlass des Besuchs des Patriarchen ist das 100-Jahr-Jubiläum der Eparchie Lungro, die 1919 von Papst Benedikt XV. errichtet worden ist. Der Patriarch ist auch Ehrengast des feierlichen Vespergottesdienstes in der griechisch-katholischen Kathedrale San Nicola di Mira in Lungro. Der Besuch in Lungro werde es dem Ökumenischen Patriarchen erlauben, eine „byzantinische Realität im Herzen der katholischen Kirche“ zu erleben, betonte Generalvikar Lanza. Die „konstantinopolitanische Tradition“ sei hier dank des Schutzes der Päpste treu bewahrt worden. Dies habe es möglich gemacht, das „kostbare liturgische und spirituelle Erbe des Orients“ in der Westkirche erlebbar zu machen. Die Eparchie von Lungro wolle einen Beitrag leisten, damit der von Jesus in den Abschiedsreden formulierte Wunsch, „dass alle eins seien“, verwirklicht wird und der „Skandal der Trennung“ ein Ende findet, der bisher verhindert, dass „die Kirche mit beiden Lungen – der östlichen und der westlichen“ – atmen kann. Die Begegnung in Lungro zeige, dass trotz aller historischen Ereignisse der Wunsch nach Einheit stark ist und der Wunsch besteht, „auf dem Weg der brüderlichen Annäherung von Katholiken und Orthodoxen voranzuschreiten“, sagte Lanza (vnv. 18. 9.)
8. Der aktuelle theologische Dialog zwischen der römisch-katholischen und der orthodoxen Kirche versucht, ein gemeinsames Verständnis der Synodalität im Dienst der Einheit der Kirche zu finden. Das sagte Papst Franziskus bei einer Audienz für die Teilnehmer an einer Tagung, die die Gesellschaft für das Recht der Ostkirchen anlässlich ihres 50-jährigen Bestehens organisiert hatte. Das Tagungsthema lautete: „50 Jahre der Begegnung unter den Ostkirchen: wie das Kanonische Recht zum Ökumenischen Dialog beiträgt“. Ihre Forschungstätigkeit sei von „grundlegender Hilfe für den ökumenischen Dialog“, würdigte der Papst die Arbeit der Experten für Ostkirchenrecht, die sowohl aus römisch-katholischen und unierten als auch orthodoxen Kirchen stammen. „Wieviel können wir voneinander lernen!“, betonte der Papst gegenüber seinen Gästen, und das „in allen Feldern des kirchlichen Lebens“: „In der Theologie über das spirituelle sowie liturgische Leben bis hin zur pastoralen Aktivität und natürlich auch im kanonischen Recht. […] Wir haben die Möglichkeit, von der synodalen Erfahrung der anderen Traditionen zu lernen, vor allem von denen der Ostkirchen.“ Dies sei, so der Papst weiter, eine „ökumenische Herausforderung“: „Der Einsatz zum Aufbau einer synodalen Kirche – eine Mission, zu der wir alle gerufen sind, jeder in der Rolle, die der Herr ihm anvertraut – hat große ökumenische Auswirkungen.“ Die Gesellschaft für das Recht der Ostkirchen wurde 1969, kurz nach dem II. Vatikanischen Konzil, vom Jesuitenpater Ivan Žužek gegründet, der auch federführend bei der Erstellung des Gesetzbuches der katholischen Ostkirchen war. (vn v. 19. 9.)
9. Kurienkardinal Kurt Koch hat eine weitere Debatte über Fortschritte in der Ökumene angeregt. „Wir müssen über eine graduelle Anerkennung kirchlicher Ämter anderer Konfessionen nachdenken“, sagte der Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen im Gespräch mit Vertretern der ökumenischen Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Rom. Weiters erinnerte Koch an die römisch-katholische Position, wonach das Kirchenverständnis untrennbar mit der Eucharistie verbunden ist. (kna . vn v. 27.9.)

Hoffnungszeichen ab 7. Aug. 2019 (+Anfang Sept. 2019) Paul Weitzer

1. Nordrhein-Westfalen weitet im neuen Schuljahr den gemeinsamen Religionsunterricht von römisch-katholischen und evangelischen SchülerInnen aus. Voraussichtlich 356 Schulen werden den sogenannten „konfessionell-kooperativen Religionsunterricht“ anbieten, teilte das Schulministerium in Düsseldorf mit. Nach Maßgabe der Kirchen dürfen die konfessionellen Grenzen aber nicht verwischt werden. Ein verpflichtender Wechsel zwischen römisch-katholischen und evangelischen FachlehrerInnen soll gewährleisten, dass die SchülerInnen beide konfessionellen Perspektiven kennenlernen. Auf diese neue Form des Religionsunterrichts hatten sich die drei evangelischen NR-WF-Landeskirchen im Rheinland, in Westfalen und Lippe sowie die römisch-katholischen Bistümer Aachen, Essen, Münster und Paderborn geeinigt. „Dieses Angebot stärkt die Gemeinsamkeiten der Konfessionen“, erklärte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP). Die Zahl der teilnehmenden Schulen steigt in den Grundschulen von 30 (2018/19) auf heuer 59, in den Gesamt-/Sekundarschulen von 46 auf 82, in den Gymnasien von 23 auf 50. (vn [=Vatican News] v. 16. 8.)
2. Papst Franziskus hat der „Union der methodistischen und waldensischen Kirchen“ zur Eröffnung ihrer Synode seine „brüderliche Nähe und die der ganzen katholischen Kirche“ versichert. 180 Delegierte, Pastoren und Laien, beraten in den kommenden fünf Tagen über Themen wie Religionsfreiheit, die Beziehungen zwischen Kirchen und Staat, Ökumene und interreligiösen Dialog. Die eröffnende Prozession zum Waldenser-Tempel sowie die Predigt war der lokalen Waldenserpredigerin Erica Sfredda anvertraut. In seiner Grußbotschaft rief der Papst zur Fortsetzung des gemeinsamen ökumenischen Weges „in gegenseitigem Verständnis und Zusammenarbeit“ auf. Der Papst schließt sich dem Gebet „um eine wachsende Gemeinschaft zwischen unseren Kirchen“ an. Die Waldenser wurden von dem Lyoner Kaufmann Petrus Waldes (1140-1206) gegründet. Im Sinn der Christusnachfolge betonen sie das Gebot der Armut, besonders für Amtsträger. Die Päpste verfolgten die Waldenser über Jahrhunderte als Häretiker. Die Waldenser zählen heute weltweit rund 100.000 Mitglieder, viele davon in Italien. In Rom betreiben sie eine Theologische Fakultät unweit des Vatikans. (vn v. 25. 8.)

 Hoffnungszeichen ab 7. Juli 2019 (+Anfang Aug 2019)
1. In der Gesamtafrikanischen Kirchenkonferenz AACC herrscht Aufbruchsstimmung mit Blick auf ihren neuen Fünfjahres-Strategieplan. In dem ambitionierten, aus sechs Säulen bestehenden Plan hat der Dachverband von protestantischen, anglikanischen, orthodoxen und indigenen Kirchen neue Arbeitsfelder für sich entdeckt. Laut AACC-Generalsekretär Fidon Mwombeki sollten sich die AACC und ihre Mitglieder näherkommen, so Mwombeki, Pfarrer der evangelisch-lutherischen Kirche in Tansania, der das Amt des Generalsekretärs im Jänner übernommen hat. Dem AACC gehören 193 Mitglieder an, darunter Kirchen, nationale Kirchenräte, theologische Ausbildungs- und Laienschulungszentren und andere christliche Organisationen aus 42 afrikanischen Ländern. Die in Nairobi ansässige Organisation repräsentiert etwa 140 Millionen Christinnen und Christen in Afrika. Nach Angaben Mwombekis wird die Strategie für die Jahre 2019 bis 2023 bereits in Teilbereichen umgesetzt, besonders in Form von Aktivitäten im Bildungsbereich. Theologie, interreligiöse Beziehungen und Entwicklung kirchlicher Führung, Genderfragen, Frauen und junge Erwachsene, Frieden, Diakonie und Entwicklung und Advocacy-Arbeit bei der Afrikanischen Union sind wichtige Bestandteile der Programmarbeit. Mit Blick auf die junge Generation plant die AACC eine Kampagne mit dem Titel „Afrika, meine Heimat, meine Zukunft“. Höhepunkt soll ein afrikanischer Jugendkongress mit rund 10.000 Teilnehmern sein. (kna v. 11. 7.)
2. Die römisch-katholische und die russisch-orthodoxe Kirche wollen ihre Zusammenarbeit für die Unterstützung der Christen im Nahen Osten stärken. Das war die zentrale Botschaft eines zweitägigen Treffens von Vertretern des Moskauer Patriarchats bei der internationalen Zentrale der Päpstlichen Stiftung „Kirche in Not“ in Rom. Den im Februar 2016 in Havanna getätigten Aufruf von Papst Franziskus und Patriarch Kyrill zu gemeinsamen Hilfsprojekten in Syrien und im Irak gelte es weiterhin nachzukommen. Konkret geplant wurden gemeinsame Initiativen, die den Jugendlichen in Syrien und im Irak – unabhängig von ihrer Konfession – eine Zukunft ermöglichen sollen. Diese Projekte sollen „eine unmittelbare Frucht der Begegnung zwischen Papst und Patriarch“ sein, so die Teilnehmer der Begegnung. Der russisch-orthodoxen Delegation gehörten u.a. an: der Sekretär des Außenamtes des Moskauer Patriarchates, Hieromonach Stefan (Igumnov), die Direktorin des Moskauer Hilfsfonds „Poznanie“, Ekaterina Myazdrikova sowie der Prorektor des Moskauer Postgraduierteninstitutes, Hieromonach Ioann (Kopeykin). (kap v. 19. 7.)